Durchschnittsgehalt / Frauen verdienen in Luxemburg 3.293 Euro weniger als Männer
Statec schlüsselt in seiner neuen Einkommensstatistik nicht nur einzelne Branchen, sondern auch die Geschlechter auf. Für all diejenigen, die Luxemburgs Fortschritte beim Bezwingen des Gender-Pay-Gaps gefeiert haben, kommt eine kleine Enttäuschung heraus.
Statec sorgte im vergangenen Jahr mit einer guten Nachricht für einiges Aufsehen: Frauen verdienen in Luxemburg mehr als Männer. Luxemburg ist damit das erste Land in der EU, das den Gender-Pay-Gap quasi überwunden hat. 0,2 Prozent mehr als die Männer verdienten die Frauen im Erhebungszeitrum im Jahr 2021. Beim Zweitplatzierten Rumänien war der Unterschied laut Eurostat noch 3,6 Prozent – in die andere Richtung. Der EU-Durchschnitt betrug 12,7 Prozent. Bei der Erhebung in diesem Jahr schnitten die Frauen sogar noch besser ab, sie verdienten 0,7 Prozent mehr als die Männer.
Allerdings hingen die Statistiker an ihre Meldung direkt einen Disclaimer an: Der Indikator werde auf Grundlage einer EU-Methodik berechnet. Er berücksichtigt nur den Unterschied bei den Stundenlöhnen von Männern und Frauen. Betrachtet man das Jahreseinkommen, tut sich jedoch noch immer eine Lücke zugunsten der Männer auf.
Frauen kriegen 4,3 Prozent weniger
Das zeigen auch die neusten Daten, die Statec in der vergangenen Woche veröffentlicht hat. 75.919 Euro ist das durchschnittliche Bruttojahresgehalt in Luxemburg. Männer verdienen aber mehr: 77.189 Euro im Durchschnitt. Frauen liegen 4,3 Prozent unter diesem Wert, bei 73.896 Euro. Ein Unterschied von 3.293 Euro.
Der Unterschied ist nicht in jeder Branche gleich. Am größten fällt er im Bereich „Technische und spezialisierte Aktivitäten“ aus. Dazu gehören zum Beispiel Anwälte, Architekten oder Wirtschaftsberater. 27,8 Prozent weniger verdienen die Frauen mit 85.650 Euro in diesem Sektor. Männer bekommen 105.144 Euro. Im Finanz- und Versicherungssektor gibt es ein ähnliches Bild. Dort verdienen die Frauen 25 Prozent weniger als die Männer. Im Handel und in Autowerkstätten gibt es einen Unterschied von 22,8 Prozent.
In zwei Branchen verdienen die Frauen in Luxemburg allerdings sogar mehr als die Männer: im Bau und im Bildungswesen. Im Bau fällt dieser „Gap“ zugunsten der Frauen mit 11,2 Prozent am größten aus, eine Differenz von 5.5.12 Euro. Im Bildungswesen ist er zwar nur 2,9 Prozent groß, macht aber wegen der hohen Durchschnittsgehälter satte 3.210 Euro aus. Männer verdienen im Bildungssektor durchschnittlich 109.329, Frauen 112.538 Euro. Die letzte Zahl beinhaltet noch eine weitere gute Nachricht: Sie ist die höchste in der Statec-Tabelle.
Noch größere Lücke beim Median
Also doch nicht alles Gold, was glänzt, beim Gender-Pay-Gap? Im März dieses Jahres erklärte Statec, dass der Gap noch weiter in Richtung Frauen aufgebrochen ist, 2022 bei 0,7 Prozent lag. Schon vorher berichteten die Statistiker allerdings, dass sich eine „komplexere Realität“ hinter dem Indikator verberge. Der Durchschnittsstundenlohn könne stark von sehr hohen Löhnen eines sehr kleinen Prozentsatzes beeinflusst werden, der „in dem Fall eher“ aus Männern besteht. Betrachte man dagegen den Medianlohn, also den Punkt auf der Lohnskala, bei dem 50 Prozent mehr und 50 Prozent weniger verdienen, verschiebt sich der Unterschied noch stärker in Richtung Frauen. 2021 lag die Differenz bei 11,3 Prozent.
Immerhin: 2018, bei der letzten großen Lohnerhebung von Statec, standen die Frauen, was das Jahresdurchschnittsgehalt angeht, noch schlechter da: Damals betrug der Unterschied 7,1 Prozent. Frauen verdienten mit 65.801 Euro – über alle Branchen hinweg – durchschnittlich 4.819 Euro weniger als die Männer. 2014 war der Unterschied allerdings kleiner: Er betrug 5,1 Prozent.
Keine Berücksichtigung finden in alledem die tatsächlichen Gehälter der Frauen. Während die Berechnung des Gender-Pay-Gaps auf Stundenbasis passiert, werden beim Bruttodurchschnittslohn Vollzeitäquivalente zurate gezogen. Da Frauen laut Statec aber im Durchschnitt weniger als Männer arbeiten – Stichwort Teilzeit –, fällt der Unterschied bei den realen Löhnen noch größer aus. Um ganze 10.229 Euro kleiner ist das Bruttodurchschnittsgehalt der Frauen im Jahr als das der Männer (74.448 Euro). Eine Differenz von 13,7 Prozent. Größer fallen die Unterschiede in der Immobilienbranche (32 Prozent Unterschied), bei den „Spezialisierten Aktivitäten“ (31 Prozent) und im Handel (30 Prozent aus). In keiner Branche verdienen Frauen bei diesem Indikator in Luxemburg mehr als Männer.
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