Luxemburg-Stadt / Frischer Wind im Rathaus: Das sind die neuen Mitglieder im hauptstädtischen Gemeinderat
Auch im größten Gemeinderat des Landes bringen die Kommunalwahlen Veränderungen mit sich – nämlich elf neue Mitglieder, die in Zukunft im hauptstädtischen Rathaus sitzen werden. Vor der Präsentation der neuen Schöffenratserklärung der blau-schwarzen Mehrheit werden sie heute Montag am „Knuedler“ vereidigt.
Corinne Cahen (DP), 11.328 Stimmen: Sie dürfte wohl der bekannteste Neuzugang sein: Die ehemalige Ministerin für Familie, Integration und die Großregion, Corinne Cahen. Dieses Amt hat die Geschäftsfrau aus Bonneweg niedergelegt, um als Schöffin der blau-schwarzen Mehrheit in den Gemeinderat einzuziehen. Dort will die 50-Jährige sich vor allem gegen Obdachlosigkeit und für ältere Personen sowie Menschen mit einem Handicap einsetzen. Das Ziel der zweifachen Mutter: „Gemeinsam mit allen Parteien die Stadt voranbringen und die in der Schöffenratserklärung festgehaltenen Punkte umsetzen.“
Anne Kaiffer (DP), 10.153 Stimmen: Gleich beim ersten Anlauf schaffte Anne Kaiffer aus Limpertsberg es mit einem beachtlichen Ergebnis in den Gemeinderat. Die 43-jährige Metzgermeisterin mit gleichnamigem Betrieb in der „Groussgaass“ ist Vorstandsmitglied der „Fédératon des artisans“ und Vizepräsidentin der „Confédération Liewensmëttelhandwierk“. In ihrer neuen Funktion will sie sich dafür starkmachen, den Fokus in der Hauptstadt mehr auf das Lokale zu legen: „Sodass Menschen wieder mehr Lust darauf haben, die Stadt zu besuchen oder dort zu leben.“ Dafür muss ihr zufolge gemeinsam an einem Strang gezogen werden.
Robert L. Philippart (DP), 9.298 Stimmen: Nachdem Robert L. Philippart bereits bei den letzten Wahlen antrat, ist ihm der Sprung in den Gemeinderat nun gelungen. Der 63-Jährige aus Belair hat einen Doktortitel in Geschichte und ist Unesco Site Manager beim Kulturministerium. Demnach nicht allzu überraschend will er sich in kommender Zeit unter anderem für den Schutz und die Förderung des baulichen sowie immateriellen Erbes einsetzen. „Ich will, dass unsere Stadt authentisch bleibt und wir dennoch neue Wohnformen finden – sodass der Stadtkern bewohnt wird. Sie soll auch außerhalb der Bürozeiten lebendig sein.“
Pascale Krombach-Arend (DP), 9.148 Stimmen: 2011 und 2017 stand Pascale Krombach-Arend auf der Liste der DP und ist nun eines der neuen Gesichter am „Knuedler“. Als Lehrerin will sich die 50-Jährige vor allem für Kinder und Jugendliche sowie die Themen Schule, Sicherheit und Sport einsetzen. Als Mitglied der Sportkommission will die Mutter von drei Töchtern den Zugang zu den existierenden Strukturen in diesem Bereich verbessern und neue schaffen. „Ich freue mich auf konstruktive Zusammenarbeit“, so die Belairer Anwohnerin.
Nicolas Back („déi gréng“), 6.673 Stimmen: Bei den Grünen bleibt es fast bei der bisherigen Besetzung: Als einziges Mitglied der Partei zieht Nicolas Back erstmals in das Rathaus ein. Der gebürtige Belairer und Schatzmeister der Belairer Pfadfinder lebt inzwischen in Bonneweg und arbeitet als Ingenieur bei einem Betreiber von Stromnetzen und Erdgasleitungen. Als junger Familienvater liegen dem 36-Jährigen unter anderem die Energiewende und der Klimaschutz am Herzen. Von der Oppositionsbank aus will er „konkrete Vorschläge machen, damit unsere Stadt so schnell wie möglich klimaneutral wird“.
Fliegender Wechsel
Wenn elf neue kommen, bedeutet das gleichzeitig, dass elf bisherige Ratsmitglieder gehen. Von Letzteren nach den Wahlen nicht mehr im Gemeinderat vertreten, sind: Françoise Deutsch-Dupont (DP) mit 8.846 Stimmen, Mathis Prost (DP) mit 8.700 Stimmen, Maria Eduarda De Macedo („déi gréng“) mit 5.458 Stimmen, Marceline Goergen (CSV) mit 5.216 Stimmen, Cathy Fayot (LSAP) mit 3.549 Stimmen, Tom Krieps (LSAP) mit 3.542 Stimmen, Ana Coreia da Veiga („déi Lénk“) mit 3.119 Stimmen, Guy Foetz („déi Lénk“) mit 1.972 Stimmen sowie Héloïse Bock (DP), Claudine Konsbruck (CSV) und Isabel Wiseler-Lima (CSV), die bei den diesjährigen Gemeindewahlen nicht mehr angetreten waren.
Emilie Costantini (CSV), 6.167 Stimmen: Auch Emilie Costantini schafft es aus dem Stand heraus in den hauptstädtischen Gemeinderat. Die 43-Jährige aus Belair ist Augenärztin mit Doktortitel und will sich in den kommenden sechs Jahren vor allem für die Themen Gesundheit, Jugend, Soziales und Umwelt einsetzen. Als Herausforderungen der nächsten Zeit sieht sie die Mobilität, aber auch die Sicherheit in den verschiedenen Vierteln. Sie will sich engagieren, „um positive Änderungen zu erreichen und damit bestimmte Werte bestehen bleiben“.
Maxime Miltgen (LSAP), 4.838 Stimmen: Maxime Miltgen ist der Sprung ins Rathaus ebenfalls gleich geglückt. Die 30-jährige Präsidentin der „Femmes socialistes“ und Vorstandsmitglied der „LSAP Stad Lëtzebuerg“ wohnt in der Oberstadt und arbeitet als parlamentarische Mitarbeiterin in der Kommunikationsabteilung der sozialistischen Fraktion – nachdem sie ihren Posten im Innenministerium im „Service relations publiques et communication“ beim Einzug ins Gemeindehaus abgeben musste. Die Tochter des früheren Präsidenten des „Fonds du logement“, Daniel Miltgen, will sich für das Schaffen von lebendigen Vierteln mit erschwinglichem Wohnraum und einem vielfältigen Kulturangebot einsetzen. Und aus der Opposition dazu beitragen, „die Aufmerksamkeit des Schöffenrats auf die Bedürfnisse aller zu richten – und nicht nur auf die von einigen Privilegierten.“
Antónia Afonso Bagine (LSAP), 3.568 Stimmen: Noch vor den Stimmenmagneten Cathy Fayot und Tom Krieps landete die 48-jährige Antónia Afonso Bagine aus Mühlenbach bei den Wahlen auf Platz drei – und bekommt so einen Sitz am „Knuedler“. Dort will sie unter anderem bei den Themen Sicherheit und Soziales aktiv werden und vor allem für Menschen mit geringem Einkommen den Zugang zu Sprachkursen im Luxemburgischen einfacher machen. Das Vorstandsmitglied der „LSAP-Stad Lëtzebuerg“ hofft auf eine gute Zusammenarbeit der Menschen im Gemeinderat, „die zwar verschiedenen Parteien angehören, aber gewählt wurden, um gemeinsam gute Arbeit zu leisten.“
Pascal Clement (Piraten), 3.370 Stimmen: Mit Pirat Pascal Clement zieht nicht nur ein neues Ratsmitglied, sondern auch eine neue Partei in das Gemeindehaus ein. Damit hat der 63-Jährige aus Beggen nun erreicht, was ihm und Sohn Sven Clement bei den Wahlen in 2017 noch nicht gelang. Der Bankangestellte in Rente und langjährige Hobbyzauberer will erreichen, dass Menschen gerne in die Stadt kommen und dort „miteinander reden, feiern, leben und arbeiten können. Dazu braucht es Botschafter, die nötigen Orte sowie Räumlichkeiten und vor allem viele Gespräche.“ Das Schaffen eines Bürgerrats steht auf seiner lokalpolitischen Agenda.
Nathalie Oberweis („déi Lénk“), 3.361 Stimmen: Die aktuelle Abgeordnete tritt zu den Parlamentswahlen am 8. Oktober nicht mehr an und wird stattdessen im Gemeinderat der Hauptstadt Oppositionspolitik machen. Die Herausforderung sieht die 40-Jährige aus Bonneweg dabei in einer „dominanten DP, die nichts am Status quo ändern will und nicht an mehr sozialer Gerechtigkeit interessiert ist“. Die Politikwissenschaftlerin will im Gemeinderat die Stimme von denen sein, die ausgeschlossen sind. Gemäß des Rotationsprinzips ihrer Partei soll nach drei Jahren dann der Zweitgewählte, David Wagner (3.225 Stimmen), ihren Platz einnehmen.
Tom Weidig (ADR), 2.521 Stimmen: Die ADR ist künftig wieder am „Knuedler“ vertreten – nachdem Marceline Goergen (jetzt CSV) während der laufenden Amtsperiode aus der Partei ausgetreten war und als unabhängige Rätin weitergemacht hatte. Nun aber wird der 50-jährige Tom Weidig aus Bonneweg sich für die Themen seiner Partei einsetzen, darunter mehr Mitbestimmung der Bevölkerung, mehr Sicherheit und ein langsameres Wachstum der Stadt. Der Finanz- und Versicherungsexperte mit Doktortitel in Physik und Co-Autor des Buches „Mir gi Lëtzebuerg net op“ fällt in den (sozialen) Medien immer wieder durch umstrittene Aussagen auf. Im Gemeinderat will er sich „zuerst einleben, zuhören und die hauptstädtische Sektion weiter aufbauen“.
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