Gemeindepolitik / Frisingen: Auf dem Weg zur 5.000er-Marke
Ein brandneues Gebäude, einen Tag Umzug von einem Rathaus ins andere und ein zufriedener Bürgermeister: Das sind die Nebengeräusche eines größeren Umbaus in der Gemeinde Frisingen. Es ist der erste Schritt auf dem Weg zu einem Dorfkern und mittlerweile schon wieder Nebensache. Ein anderes, noch größeres Projekt steht in den Startlöchern: die Erweiterung der Grundschule mit „Maison relais“.
„Ja, das ist etwas anderes hier“, sagt Roger Beissel, der Bürgermeister von Frisingen, und öffnet per Chip die Tür zum Flur im oberen Stockwerk. Dahinter liegen Büros – unter anderem auch seins. Endlich hat er eines und muss nicht mehr die große Aktentasche mit seinem „mobilen“ Büro, den Dossiers und dem Laptop, hin- und herschleppen.
Das war im alten Rathaus der Fall, wo er mangels Platz für ihn meist im Konferenzsaal empfing. Er lässt es sich nicht nehmen, eine kleine Führung durch das knapp 1.400 Quadratmeter große Gebäude mit dem vielen Holz, Glas und Aussichten auf die Gemeinde zu führen. An der Rezeption im Eingang arbeiten Bürgerservice und Gemeinderezeptionist Hand in Hand und der neue Konferenzsaal ist auf die Zukunft ausgelegt – wie alles in dem Neubau.
Alles ist auf das Wachstum ausgelegt
Genau 4.942 Einwohner (Stand 16. November 2023) zählt die Gemeinde jetzt schon, und wenn die Cité „Sauerwiss“ in Hellingen fertiggestellt ist, kommen neue hinzu. Die 5.000er-Marke ist in greifbarer Nähe, und wenn die Einwohnerzahl von 6.000 überschritten wird, wächst auch der Gemeinderat auf 13 Personen an. Schnell wird das allerdings nicht passieren. Über 50 Hektar weiteres Bauland ist im neuen allgemeinen Bebauungsplan ausgewiesen, davon stehen 20 Hektar zur Verfügung.
„Wir mussten viele Hektar auf Reserve setzen, weil wir nicht so stark wachsen sollten“, sagt Bürgermeister Beissel. „Das hat uns das Innenministerium gesagt.“ Außerdem stehen einem Bauvorhaben derzeit die hohen Zinsen gegenüber und die daraus resultierende Zurückhaltung zu bauen oder zu kaufen. Zurück zur Dorfentwicklung und dem neuen Rathaus: Jeder Schöffe hat jetzt ebenfalls ein eigenes Büro und die gleiche Einrichtung wie der Chef. Darauf hat Beissel Wert gelegt.
16 Mitarbeiter arbeiten bislang in dem Gebäude, zwei weitere werden sich in Kürze hinzugesellen. Sie decken die Bereiche Umwelt und Urbanismus ab. Dann sind es 18 und Beissel schätzt, dass die Gemeindeverwaltung in den nächsten Jahren auf rund 20 Mitarbeiter anwachsen wird. Regiert wird die Gemeinde ähnlich wie das nicht so weit entfernte Schengen von einer Bürgerliste, die den elfköpfigen Gemeinderat mit fünf Sitzen dominiert.
Komfortable Mehrheit für die Koalition
Roger Beissel war der Spitzenkandidat von „Är Equipe”, die mit dem Slogan „Mir si fir jiddwereen do“ angetreten ist. Er selbst konnte zwar sein Einzelergebnis im Vergleich zu 2017 um knapp 250 Stimmen verbessern. Ob aber die Bürgerliste wieder mit fünf Sitzen in den Gemeinderat einziehen kann, war eine Zitterpartie. „Zwei aus dem früheren Team sind nicht mehr mitgegangen“, sagt der ehemalige Spitzenkandidat. Die beiden Nachfolger auf der Liste, junge engagierte Bürger, schafften den Einzug.
Bürgerliste plus DP in einer Koalition bilden eine passable Mehrheit im Gemeinderat, in dem ansonsten noch zwei LSAP-Mitglieder und zwei CSV-Mitglieder sitzen. Insgesamt hat der Gemeinderat sich bei den letzten Wahlen verjüngt. „Viele Wähler haben auf die jungen Kandidaten gesetzt“, bestätigt Beissel, der sich selbst als einen von zwei „dienstältesten“ Mitarbeitern in der Gemeinde bezeichnet. Auch wenn es wie ein Scherz klingt, Beissel arbeitet politisch seit dem 1. Januar 2000 für die Gemeinde: als Rat, als Schöffe, in der Opposition und seit 2017 als Bürgermeister.
In ein paar Wochen wird das alte Rathaus nebenan abgerissen und der Platz umgestaltet. Dann beginnt der Bau des neuen unterirdischen Parkplatzes, die oberirdische Begrünung mit Sitzgelegenheiten für einen Schwatz unter Nachbarn und für Feste folgt. Bis 21. April 2025 soll alles fertig sein und die Einweihung stattfinden. Es wäre dann das Geburtstagsgeschenk für den Bürgermeister. Das hat er sich so gewünscht.
Erweiterung der Schule ist nächstes Projekt
Bis 2027 soll ein weiteres großes Projekt realisiert sein. Die Grundschule muss erweitert und eine neue „Maison relais“ gebaut werden. Die Schule ist aus-, Beissel sagt sogar, überlastet. 420 Kinder gehen dort zur Schule, aber nur 200 können in der „Maison relais“ betreut werden und zu Mittag essen. Das soll sich mit der Erweiterung, in die auch die aktuelle „Précoce“ in Aspelt integriert werden soll, ändern. Die Zahl der Schulplätze ist laut Beissel bis ins Jahr 2035 gerechnet.
Rund 40 Millionen Euro soll die Erweiterung kosten, weswegen die Gemeinde nicht umhinkommt, einen Kredit aufzunehmen. Die bisherigen Maßnahmen wie das neue Rathaus oder die Renovierung des Schlosses in Aspelt hat die Gemeinde bisher aus eigener Kraft stemmen können. Aber es läuft nicht immer alles nach Plan. Allein schon das neue Rathaus, das mit 14 Millionen Euro veranschlagt war, wird mehr kosten. „Vier Indextranchen, Corona-Krise und Ukrainekrieg, wo alles teurer wurde, haben uns das Budget durcheinandergebracht“, sagt Beissel. Es ist ihm deutlich anzumerken, dass ihm der Gedanke an einen Kredit keine Freude macht.
Mobilität
Ein weiteres Thema, unter dem Frisingen schon seit eh und je ächzt, ist der Verkehr. 12.000 Passagen wurden vor der Freigabe der Autobahnauffahrt Richtung Mosel und Saarland aus Frankreich gezählt. Das galt für morgens und abends, was 24.000 insgesamt bedeutet. In Hettange-Grande (F) sind es 30.000 täglich. Frisingen liegt an der Grenze zu Frankreich und auf beiden Seiten laufen Bemühungen, die Pendler vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr zu bringen. Im Bau befindliche Busspuren, Park&Rides und Bustickets bis an die Grenze sollen die Pendler aus Lothringen dazu motivieren, das Auto stehen zu lassen. Beissel weiß das aus der Zusammenarbeit mit den Kollegen der „Communauté de communes de Cattenom et environs“, in der 22 Gemeinden aus diesem Teil Lothringens vereinigt sind. Das ändert wenig am Wettlauf mit der Zeit: „Es kommen täglich wieder neue Pendler hinzu“, sagt Beissel und verweist auf den Ausbau der Cloche d’Or oder des Kirchbergs.
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