/ „Fuck you attitude“: Die Tageblatt-Serie zur Hardcore-Punk-Szene in Esch 1989-1996 (Teil 3)
Vor 30 Jahren entstand in der heutigen Kulturfabrik eine antifaschistische Punkszene, die kaum dokumentiert ist. Im dritten Teil unserer Serie über diese Szene stellen wir die Polit-Punk-Bands Subway Arts und No More vor. Subway Arts waren vielleicht nicht die erste „Schluechthaus“- Band, doch nur wenige andere haben so lange existiert, so viele Platten verkauft und so viele Konzerte gespielt. Auch No More, die zweite Gruppe der beiden Pioniere Steve Differding (48) und Fränz Laureys (49), gehört zu den einflussreichsten politischen Punk-Bands in Luxemburg.
Steve „Diff“ Differding und Claude „Bourano“ Bour begannen 1988, zusammen Musik zu machen. Von Anfang an war ihnen klar, dass sie Krach machen wollten. Je härter, desto besser. Damals angesagte Musikrichtungen wie Blues, Rock oder Metal kamen für sie nicht infrage. „Am Anfang spielten wir extrem primitiven Punk mit geliehenen, halb kaputten Instrumenten“, erzählt Bourano. „Punk war die Musikrichtung, die mich damals am meisten interessiert hat. Ich wollte ein Statement gegen Mainstream-Musik, gegen das Establishment setzen“, sagt Diff. Damals hätten in Luxemburg nur Nazz Nazz etwas aufreibender geklungen. Als Einfluss sieht Diff die Band um Frontmann Thierry van Werveke aber nicht: „Wir waren Fans von Johnny Chicago, aber Nazz Nazz waren für uns keine Inspiration.“
Mit ihrem Schulfreund François „Fränz“ Laureys hingen sie damals regelmäßig im „Café beim Franz um Buer“ in Oberkorn ab. Eines Tages erfuhren Diff und Bourano, dass Fränz sich eine Bassgitarre und einen Verstärker gekauft hatte. Fortan waren sie zu dritt, auch wenn die Anfänge nicht ganz einfach waren: „Ich hatte keine Ahnung vom Bass-Spielen“, gesteht Fränz. Als einige Zeit später David Klein als Sänger dazukam, war die Band komplett.
Rund 200 LPs
Schlagzeuger Bourano war Fan der Ramones und von UK Subs. Bassist Fränz hatte von älteren Freunden Kassetten mit Deutschpunk-Samplern bekommen, auf denen Bands wie Slime und Toxoplasma drauf waren. Gitarrist Diff hatte durch Zufall jemanden kennengelernt, der ihm eine „ungeheure Masse“ an Platten geschenkt hat. Rund 200 LPs seien es gewesen, darunter viele Aufnahmen von Punkbands wie Boskops, Misfits, Dead Kennedys oder Neurotic Assholes. Sogar Minor Threat seien dabei gewesen. Stundenlang habe er die Platten zu Hause gehört, doch er habe schnell festgestellt, dass amerikanischer Hardcore sein „Ding“ sei.
Ihren ersten Probenraum hatte die Gruppe in der Garage von Bouranos Eltern in Lasauvage. Schon kurze Zeit später machten sie ein Bandfoto, das offensichtlich von den Ramones inspiriert war. Ihr Name sollte aussagekräftig sein. Underground-Kunst wollten sie machen und so kam Bourano auf den Bandnamen Subway Arts.
Trotz der „dilettantischen“ Anfänge sollte es kein Jahr dauern, bis Subway Arts ihr erstes Konzert spielten. Es fand am 7. Oktober 1989 auf der „Ponderosa“ in Düdelingen statt. Knapp drei Wochen später folgte ein weiteres in einem Café in Wellenstein. Eines ihrer schönsten Konzerte spielten Subway Arts eigenen Aussagen zufolge am 11. Januar 1990 vor zahlreichen Besuchern im Café „Sunset“ in Esch. Im selben Jahr spielten sie in Tuttlingen im Schwarzwald und in Trier. Ihr erstes Konzert im Escher „Schluechthaus“ war das „Hierschtrock“ am 10. November 1990, wo sie mit Elvis Just Left The Building, Waiting For GM, Kwizatz Haderach und Nazz Nazz auftraten.
Gute Vernetzung innerhalb Europas
Kurz zuvor hatten Subway Arts im „Schluechthaus“ einen Probesaal bekommen. Das damals noch autonom geführte Kulturzentrum habe einen „subversiven Touch“ gehabt und sei frei von öffentlicher Kontrolle gewesen. „Wir haben voll davon profitiert, viel geprobt und das Demo ‚The Boys Do Their Best‘ aufgenommen, das sich gut verkaufte“, erzählt Diff. Der Titel der Aufnahme, die in einem deutschen Punk-Fanzine eine „super Kritik“ bekommen habe, bezieht sich auf die Aussage eines luxemburgischen Radiomoderators, der in seiner Heavy-Metal-Sendung die musikalische Leistung der Band mit den Worten „D’Bouwe man hiert Bescht“ kommentiert hatte.
„Am Anfang sind wir abschätzig behandelt und belächelt worden. Das hat uns nur noch mehr gepusht“, sagt Diff. Seine, wie er es nennt, „Fuck you attitude“ habe er bis heute behalten: „Ich mache das hier nicht, um berühmt zu werden oder damit Leute mit einem Band-T-Shirt von mir herumlaufen. Ich mache es, um mich auszukotzen, weil ich es bis obenhin satt habe. Es ist mir scheißegal, was die anderen von mir denken. Diese Haltung ist extrem wichtig, um im Leben weiterzukommen.“
Es ist wohl vor allem Diffs außergewöhnlichem Songwriter-Talent zu verdanken, dass Subway Arts von Beginn an erfolgreich waren. „Im Schulbus habe ich Leute gesehen, die unsere Musik auf dem Walkman gehört haben. Das war ein geiles Gefühl“, sagt der Gitarrist.
Während ihre Lieder am Anfang vor allem vom Saufen und Die-Sau-Rauslassen handelten, gingen Subway Arts schnell auf den Weg von politischen Texten. Sie engagierten sich gegen gesellschaftliche Unterdrückung, gegen Lohnarbeit, gegen die Klassengesellschaft, die Macht der Kirche, das autoritäre Schulsystem, Kapitalismus und Armut. Ihre politische Bildung erhielten Diff, Fränz, Bourano und David aus Fanzines und Büchern, aber auch im Café „Jhang/Jhang“ am Escher Brillplatz, wo damals viele Althippies und Trotzkisten der „Revolutionär Sozialistesch Partei“ (RSP) verkehrten.
Subway Arts spielten schon recht schnell auch Konzerte im Ausland. Im autonomen Treffpunkt „Vort’n Vis“ in Ieper traten sie gleich mehrmals auf. Im Laufe der Jahre tourten sie mit dem eigenen Wagen durch Frankreich, die Niederlande, Deutschland, Slowenien und Tschechien.
Einmal seien sie für ein Konzert bis nach Potsdam gefahren, erzählt Fränz: „Als wir in dem besetzten Haus angekommen sind, war niemand da.“ Sie haben im Nachbarhaus gefragt, doch keiner wusste von einem Konzert. Als die Musiker ihnen erzählten, dass sie extra aus Luxemburg gekommen seien, um ein Konzert zu spielen, habe der Nachbar sie eingeladen, einfach bei ihnen aufzutreten. „Danach ist er mit dem Fahrrad durch Potsdam gefahren und hat gerufen: ‚Konzert heute Abend, Konzert bei uns.‘ Schließlich kamen sogar ein paar Leute und wir bekamen gratis zu essen“, erzählt Fränz. Laut Bourano hätten Subway Arts sogar eine Anfrage aus Tokio erhalten: „Alles sollte vom Veranstalter bezahlt werden. Aber nur wegen eines Konzerts nach Tokio zu fliegen, das wollte ich nicht.“
Politischer Punk
Durch ihre vielen Auftritte im Ausland haben die Mitglieder von Subway Arts schnell Kontakte innerhalb der europäischen Hardcore/Punk-Szene geknüpft. Insbesondere Diff hat sich in kurzer Zeit ein umfangreiches Netzwerk aufgebaut. „Es war extrem anstrengend, alles selber zu machen. Heute müssen viele Bands einfach nur spielen“, sagt er.
Die Kontakte und der Austausch erfolgten über Briefe und Festnetztelefon. Internet und Handys gab es damals nicht. „Die Punkrock-Szene hat dir Politik viel näher gebracht. Es war ein Vehikel, um Dinge zu transportieren, die du bis dahin nicht kanntest. Inhalte, die nicht in der Zeitung, im Radio oder zu Hause beim Abendessen diskutiert wurden“, sagt Diff. Die Vernetzung sei wichtig gewesen, um sich eine eigene Meinung zu bilden, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, die nicht so offensichtlich waren.
Schon Mitte 1990 gründeten Diff und Fränz mit dem laut Diff „schnellsten Gitarristen der Welt“, Claude „Pattex“ Werer von Elvis Just Left The Building, sowie dem Drummer Mike „Mille“ Zweyer die extrem politische Hardcore-Band No More. „Mille“ blieb jedoch nicht lange und wurde nach kurzer Zeit durch den Schlagzeuger Christian „Schof“ Schäfer ersetzt.
Klares Statement gegen rechts
„Wir teilten die gleichen Ansichten und wollten bis aufs Äußerste provozieren“, erklärt Diff. Die Idee war, noch schneller zu spielen und noch stärker politische Inhalte zu transportieren. Musikalisch wurden No More von englischen Hardcore-Gruppen wie Heresy oder Concrete Sox und von Straight-Edge-Bands wie Minor Threat, Youth Of Today (USA) oder Lärm und Seeing Red aus den Niederlanden beeinflusst. Auch von ihrer politischen Einstellung her waren diese Bands Vorbilder.
„Wir wollten ein ganz klares Statement gegen den ganzen rechten Abschaum setzen. Nazi-Skins und Hooligans gingen in Esch auf die Straße und kontrollierten die Ausweise von Menschen mit Migrationshintergrund. Sie schlugen Ausländer zusammen und schüchterten in Kneipen Linke ein. Von einem Tag auf den anderen waren sie da“, sagt Diff. Die Leute aus dem „Schluechthaus“ haben damals begonnen, dagegen politisch aktiv zu werden. Hardcore sei das Vehikel gewesen, um diese Inhalte nach außen zu transportieren.
No More hätten direkt nach der Gründung „wie eine Bombe“ eingeschlagen. „Wir haben gleich sehr viele Konzerte gespielt. Dadurch sind Subway Arts ein bisschen auf der Strecke geblieben“, berichtet Diff. Trotzdem nahmen beide Bands im Dezember 1991 gemeinsam die Split-LP „All Life Is Equal“ im „Schluechthaus“ auf, die vom deutschen Label Per Koro in einer Auflagen von 3.000 Stück veröffentlicht wurde. Die Platte steht größtenteils im Zeichen der Tierrechte, doch auch Themen wie Nationalismus („Patridiot“) und Atheismus („Believe In Yourself“) werden behandelt.
Straight Edge
Die Straight-Edge-Bewegung wurde für manche nicht nur musikalisches, sondern auch ideologisches Vorbild. „Straight Edge war klar ein Thema. Auch da sind wir mitgelaufen“, sagt Pattex, der parallel zu No More noch bei der Hardcore-Band Wounded Knee spielte. Fränz konnte sich hingegen nie so richtig mit dem Verzicht-Gedanken der Bewegung anfreunden.
„Als Band wollten wir ein Zeichen setzen, um zu zeigen, dass man sein Leben alternativ gestalten kann, ohne sich wegzuschmeißen“, meint Diff. Man habe aber keinem etwas aufdrängen und niemanden diskriminieren wollen, weil er Alkohol trinkt.
Diffs politische Ansagen zwischen den Liedern dauerten oft länger als die Songs selbst. Das gefiel nicht jedem. Vor allem in Luxemburg fühlten viele sich belehrt. Im Ausland seien die Ansagen besser angekommen, sagt Fränz. Viele Menschen hätten nach den Konzerten noch mit den Musikern diskutiert.
Die „Political Correctness“-Debatte führte nicht nur in Luxemburg zu einer Spaltung innerhalb der Hardcore-Szene. Immer mehr Leute fühlten sich ausgeschlossen, weil sie den ethischen Standards, die auf Konzerten propagiert wurden, nicht gerecht werden konnten oder wollten. Insbesondere Diff wurde nachgesagt, er predige Toleranz, sei selbst aber intolerant gegenüber Andersdenkenden.
„Es gab Leute, die behaupteten, ich sei arrogant gewesen. So etwas sagt man, wenn man sonst keine Argumente mehr hat“, verteidigt sich Diff, der das Verdienst hat, viele der Konzerte im „Schluechthaus“ selbst organisiert zu haben und der innerhalb der europäischen Hardcore/Punk-Szene sehr gut vernetzt war. Integrität und Authentizität seien Diff immer wichtig gewesen: „Wenn sich Leute auf Konzerten wegen politischer Botschaften ausgeschlossen fühlten, war mir das recht. Es ging eben nicht nur um Musik. Man konnte über alles mit uns diskutieren.“
Trennung wegen Anstellung bei multinationalem Chemiekonzern
Diese Integrität ging so weit, dass sich Subway Arts 1993 von ihrem Sänger David trennten, angeblich weil er eine Stelle beim multinationalen Chemiekonzern Dupont de Nemours angenommen hatte. „Diese Firma hatte in keinster Weise etwas damit zu tun, was wir darstellen und sein wollten“, kommentiert Diff. Ersetzt wurde David durch Sängerin Sabrina D’Aurelio. 1991 war bereits Xavier De Jesus als zweiter Gitarrist dazugestoßen. Den Schlagzeuger wechselte die Band mehrmals.
Nach und nach sei eine „negative Stimmung“ entstanden, sagt Diff. In Luxemburg sei Neid aufgekommen, die Band sei nicht mehr überall eingeladen worden. Nicht nur wegen der politischen Botschaften, auch in puncto Musik sei das hiesige Publikum sehr kritisch gewesen, merkt Bourano an: „In Luxemburg gibt es Leute, die kommen auf Konzerte mit dem Abreißblock und notieren sich jedes Mal, wenn ein Musiker einen Fehler spielt. Diese Leute konnten nicht glauben, dass wir es mit unserer primitiven Musik geschafft hatten, im Ausland Erfolg zu haben. Aber das muss man erst einmal nachmachen. Da nützt auch die ganze Griffbrettwichserei nichts, dass man 180 Akkorde in einer Nanosekunde spielt. Wer will das hören? Niemand! Oder vielleicht höchstens jemand, der 181 Akkorde pro Nanosekunde spielen kann.“
Aus dem Bauch heraus
Der technische Teil entstehe vielleicht im Kopf, doch Musik sei zum größten Teil emotional, sie komme aus dem Bauch heraus, aus einem Gefühl. „So soll das sein. Das haben wir von Anfang an gemacht. Mit der Erfahrung wurden wir auch technisch besser“, sagt Bourano, der zeitweise auch als Spoken-Words-Poet auftrat.
No More hörten 1993 auf. Neben der Split-LP mit Subway Arts hatten sie noch zwei 7-inch-Platten veröffentlicht und rund 100 Konzerte in ganz Europa gespielt, ein halbes Dutzend im „Schluechthaus“. Subway Arts hielten ein Jahr länger. Mit Sabrina als Sängerin hatten sie 1993 noch die LP „Una definizione perversa della pace“ mit einer Auflage von 5.000 Stück herausgebracht und damit insgesamt über 8.000 Platten verkauft.
Zum Eklat kam es im April 1994, als Subway Arts auf Tour waren. Nachdem sie einige Konzerte in Frankreich gespielt hatten, sollte die zweite Hälfte der Tour durch Slowenien führen. Zum Abschluss der ersten Hälfte sollten sie in Lyon mit der portugiesischen Crust-Band Subcaos auftreten. Doch das Konzert wurde abgesagt. Xavier und Diff waren dermaßen verärgert, dass sie beschlossen, heimzufahren.
Unbestätigten Berichten zufolge hatte an dem Tag auch noch Diffs Lieblingsfußballverein HSV gegen den FC Bayern verloren. Am nächsten Tag reisten die restlichen Mitglieder der Band von Lyon nach Slowenien weiter, in der Hoffnung, dass Diff und Xavier es sich vielleicht anders überlegt hätten. Doch dort stellten sie fest, dass dem nicht so war.
„Wir haben in ihrer damaligen Stammkneipe ‚Café A‘ in Oberkorn angerufen und es stellte sich heraus, dass die beiden dort Billard spielten. Wir haben die Tour zu dritt beendet“, erzählt der damalige Subway-Arts-Drummer Thierry Thill. „Großen Respekt“, sagt Diff dazu heute.
Gleich nach der Auflösung von Subway Arts haben Fränz und Thierry mit Alain „Gull“ Gouleven, Sabrina und Ronnie „Riot“ Gerber die Band D’Rotzbouwen gegründet. Im Oktober 1995 bildete Fränz mit Patrick Kleinbauer, Frank Molitor und Gilbert Pütz die Oi-Punk-Band Toxkäpp!.
Nach einer kurzen Subway-Arts-Reunion machte Diff mit Marek Felten und Musikern von D’Rotzbouwen als Bakunin’s Children weiter, bis er im August 1996 die politische Pop-Punk-Band Petrograd ins Leben rief. Petrograd sollten sich in den Folgejahren zu einer der erfolgreichsten luxemburgischen Musikgruppen überhaupt entwickeln. Doch das sei eine ganz andere Geschichte, sagt der heute 48-jährige Diff.
Renovierung des „Schluechthaus“
Als das Escher „Schluechthaus“ 1996 wegen Renovierung geschlossen wurde, mussten die meisten Punk- und Hardcore-Bands ausziehen. Auf dem Kaltreis in Bonneweg gründeten sie das autonome Kulturzentrum „De schwaarzen Drot“. Doch viele wären lieber in Esch geblieben. Das Gefühl, dass die Kulturfabrik sie damals rausgeschmissen hat, haben manche noch heute. „Die Renovierung der Kufa war nur möglich, weil es vorher eine aktive Szene dort gegeben hat“, sagt Bourano und Diff ergänzt. „Ohne uns wäre die Kufa nicht mehr da. Heute geht es nur noch um Industrie und Mehrwert. Es ist kein Ort mehr, wo man sich wohlfühlen kann. Die Ratten sind aus dem Loch.“
Als eine der ersten Punk-Bands in Luxemburg haben Subway Arts seit ihren Anfängen viele junge Musiker beeinflusst. No More gehörten Anfang der 90er zu den Vorreitern in der Hardcore-Szene. Obwohl er einigen Leuten mit seinen Ansagen auf die Nerven ging, hat Diff in erheblichem Maße dazu beigetragen, die „Schluechthaus“-Szene zu politisieren.
„Damals wurden unsere Prinzipien als radikal angesehen. Heute leben wir in einer übermoralisierten Gesellschaft, man darf nicht einmal mehr laut furzen“, meint Diff. „Vegetarismus ist heute salonfähig, auch bei Spießern. Damals hieß es, Vegetarier seien Querulanten, Leute, die gegen den Strom schwimmen oder Möchtegern-Anarchisten“, ergänzt Bourano.
Fränz, Diff, Bourano und Pattex sind ihren Prinzipien weitestgehend treu geblieben. „Keiner ist ein Arschloch geworden“, sagt Fränz. Er arbeitet heute als Fahrer für die „Maisons relais“ der Stadt Esch und hört noch immer nur Punk. Diff hasst noch immer Blues-Musik. Der Erzieher ist seit Jahren im Mixed-Martial-Arts-Sport engagiert.
Geblieben sind auch die Freundschaft und viele schöne Erinnerungen. „Wir haben etwas im Leben vorzuweisen. Wir haben keinen Nobelpreis, aber wir haben aus eigener Kraft etwas geschaffen. Das gibt mir eine gewisse Selbstzufriedenheit“, sagt der 50-jährige Bourano, der seit einigen Jahren als Mosaikkünstler arbeitet.
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Wenn es so einfach wäre….dann wäre ich auch Musiker.