/ Fünf Tage und fünf Nächte: Kalkbrennen beim diesjährigen „Léiffrawëschdag“
Zum 35. Léiffrawëschdag haben sich die „Greiweldénger Leit“ etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Zum fünften Mal seit 2003 haben sie Georges Rus und Petrica Lele aus Rumänien eingeladen, um im kleinen Moseldörfchen das Handwerk des traditionellen Kalkbrennens wieder aufleben zu lassen.
Fünf Tage und fünf Nächte ist der Kalk am Donnerstagmorgen bereits im Ofen – und somit fast fertig. Petrica Lele ist gerade dabei, neues Holz nachzulegen. Er ist der „magister calcariarum“, wie der Meister einer Kalkbrennerei bei den alten Römern genannt wurde. In den Bergen Transsilvaniens hat er eine familieneigene Kalkbrennerei. Dort nutzen die Menschen das Endprodukt bis heute zum Streichen von Fassaden und als natürliches Antiseptikum, um zum Beispiel Brunnenwasser zu säubern. Georges Rus, ebenfalls aus Rumänien, hilft ihm.
„In Luxemburg haben wir niemanden gefunden, der dieses traditionelle Handwerk noch beherrscht“, sagt Fernand Kieffer, seit 35 Jahren Präsident der „Greiweldénger Leit“ und Gründungsmitglied des „Leiffrawëschdag“. Um das 19. Jahrhundert haben in Greiweldingen eine ganze Reihe Personen mit Kalkbrennen ihren Lebensunterhalt verdient.
Vor mehr als zehn Jahren lernt Fernand Kieffer Georges Rus kennen. Der Rumäne arbeitet regelmäßig während ein paar Monaten in den Luxemburger Weinbergen und kommt so in Kontakt mit Kieffer. Er erklärt sich dazu bereit, in seinem Heimatland auf die Suche nach einem professionellen Kalkbrenner zu gehen, der sein Handwerk in Luxemburg präsentieren möchte – und wird mit Petrica Lele fündig.
Ein Riesenerfolg
Die beiden reisen zum ersten Mal 2003 an, um am „Léiffrawëschdag“ Kalk zu brennen. Die Präsentation wird zum Riesenerfolg. „Zum letzten Mal waren sie 2012 bei uns. Seitdem fragen mich Besucher jedes Jahr, wann sie wiederkommen“, sagt Kieffer.
In diesem Jahr ist es endlich wieder so weit. Schon am 4. August sind Rus und Lele in Greiweldingen angekommen, um die Öfen herzurichten und zu befüllen. Am 10. August dann, um 18 Uhr, haben sie die Öfen offiziell befeuert. Seitdem haben sie das Feuer bis Donnerstag durchgehend bewacht, etwa 100 Stunden lang. „Es muss immer jemand dabei sein und bei Bedarf Holz nachlegen“, erklärt Rus, der als Einziger von den beiden Französisch spricht. Geschlafen haben sie abwechselnd in einem kleinen Schlafwaggon neben dem Ofen.
Ofen für 16 Tonnen Kalk in Rumänien
Drei Tonnen Kalksteine haben Rus und Lele in ein Loch im Boden geschüttet. Unter den Steinen haben sie einen tunnelförmigen Hohlraum freigelassen, in dem das Feuer gelegt wird. Die Steine im Boden haben sie mit dem gebrannten Kalk von ihrem letzten Besuch in Greiweldingen bedeckt. Am Donnerstag, als der Kalk fertig ist, bleiben von drei Tonnen nur noch anderthalb übrig. Die restlichen Mineralien, darunter vor allem Magnesium, haben sich vom Kalk gelöst. Übrig bleiben viel leichtere, weiße Steine. Mischt man diese mit Wasser, entsteht durch eine chemische Reaktion eine Flüssigkeit, mit der Außenwände gestrichen werden können.
In seinem Ofen in Rumänien kann Petrica Lele weitaus mehr Kalk brennen. Ganze 16 Tonnen passen in den familieneigenen Ofen. Dort verbringt er den ganzen Sommer damit, den Ofen zu betreiben. Im Winter verkauft er seine Ware dann auf dem Markt. Mit einem Handwerk, das in Luxemburg völlig ausgestorben ist, ernährt er in Rumänien seine Familie.
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Eng aal Traditioun ass emmer gudd wann déi erhaalen bleiwt,
mais déi Leit vun Greiweldéngen könnten vieillecht och
emol e puer nei Ideen do sech affaalen loossen, Ett gett nach villes.
Feinstëbs an d’Luucht blosen als ‚Traditioun‘.
Wenn’s schee macht.