/ Für 48 Stunden zurück ins Mittelalter beim „Butschebuerger Buergfest“
Bot die erste Auflage „Butschebuerger Buergfest“ nur wenige Stände zum Schmökern, so hat sich dies über die Jahre geändert: Für die 18. Auflage werden an diesem Wochenende nämlich über 90 Händler und Handwerker ihre Waren feilbieten, während Spielleute für richtige Mittelalterstimmung sorgen. Erhoffte Besucherzahl: rund 20.000 Menschen. Kurz vor Beginn des Events haben wir uns mit Romain Back unterhalten. Er ist seit zehn Jahren festes Organisationsmitglied des „Butschebuerger Buergfest“ – und steht seit diesem Jahr an der Spitze des Teams.
Tageblatt: Sie sind heute 35 Jahre alt und schon sehr lange dabei. Wie sind Sie zum „Buergfest“ gekommen?
Romain Back: Durch Patrick Engel, den vorherigen Organisator. Er ist Deutschlehrer im Escher LGE, und ich war damals dort Schüler. „Petz“ hat des Öfteren Werbung für das „Butschebuerger Buergfest“ gemacht. Irgendwann sind wir deshalb näher in Kontakt getreten – und nach und nach ist hieraus eine Freundschaft entstanden. Danach habe ich angefangen, mitzuhelfen. Mit der Zeit ist immer mehr Verantwortung auf mich zugekommen. Und jetzt habe ich auf einmal sehr viel Verantwortung. (lacht)
Warum fasziniert Sie gerade das Mittelalter?
Ich finde es schön, mal abschalten zu können. Das Handy liegt den ganzen Tag über unbeachtet im Zelt „auf Lager“. Es ist wie ein Kurzurlaub oder ein Wellness-Wochenende. Bei den Mittelalterfesten geht es „Back to the Roots“: So muss beispielsweise zuerst ein Feuer gemacht werden, um kochen zu können.
Wer ist für die Organisation des inzwischen sehr groß gewordenen Festes zuständig?
Das sind wir von der „Butschebuerger Buergfest Asbl.“ in Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Ohne ihre Hilfe wäre es nicht machbar. Der „Service fêtes et manifestations“ greift uns viel unter die Arme.
Worin bestehen Ihre Aufgaben?
Ich kümmere mich hauptsächlich um Vertragsangelegenheiten mit den Künstlern sowie um den Kontakt mit der Gemeinde. Ich schaue, was wir alles an Material benötigen, und organisiere die Logistik oben auf dem Feld. Josiane Di Bartolomeo ist „Trésorière“ der Asbl. und regelt den finanziellen Aspekt. Die restlichen Mitglieder helfen beim Fest aus und kümmern sich etwa um den Aufbau. Dazu helfen uns Studenten das ganze Wochenende über.
Haben Sie als neuer Organisator der diesjährigen Ausgabe Ihren eigenen Stempel aufgedrückt?
Es gibt ein paar Sachen, die ich bei der Organisation anders mache. Einige Händler haben gewechselt. Doch das ist immer so und das muss auch so bleiben. Sonst kann es für die regelmäßigen Festbesucher mit der Zeit langweilig werden. Wir versuchen stets, neue Künstler zu engagieren, auch mal in anderen Sprachen. Ich bin in Kontakt mit einer portugiesischen Musikgruppe, vielleicht tritt sie nächstes Jahr auf.
Wie sieht es mit den Standgebühren aus?
Als Asbl. ist es nicht unser Ziel, Geld zu verdienen – das Fest soll sich finanziell tragen. Wir erheben keine festen Gebühren, sondern bieten den Händlern an, dass sie etwas an die Asbl. spenden können. Das Geld fließt wieder in unsere Kasse und steht uns dann für das nächste Fest zur Verfügung. Bei den Händlern hat sich herumgesprochen, dass um die 10 Prozent ihres Umsatzes üblich sind.
Wann muss mit den Vorbereitungen der nächsten Ausgabe begonnen werden?
Mit den Händlern und Künstlern bin ich das ganze Jahr über in Kontakt. Die Händler wollen ihre Saison planen und klären, zu welchen Märkten sie fahren. Die Künstler brauchen ebenfalls Planungssicherheit. Es gehört viel Büroarbeit dazu, doch die verteilt sich über ein paar Monate. Im Sommer wird es natürlich mehr. Mindestens eine Woche vor dem Fest sind wir jeden Tag oben vor Ort.
An welchem Tag gibt es mehr Besucher, am Samstag oder am Sonntag?
Das ist eine gute Frage und schwer einzuschätzen. Eigentlich müssten samstags mehr Menschen kommen, da das Fest länger geöffnet hat. Sonntags hingegen tummeln sich manchmal so viele Menschen vor den Ständen, dass es teilweise schwierig ist, durchzukommen.
Für das richtige Mittelaltergefühl liegt überall Stroh auf der Straße verteilt. Wie viele Ballen werden dafür benötigt?
In den letzten Jahren hatten wir stets 500 Stück. Das Stroh wurde nicht nur auf der Straße verteilt, sondern auch als Dekoration benutzt. Manche Händler haben darauf geschlafen. Dieses Mal haben wir es auf 400 heruntergeschraubt. Einen Teil davon verteilen wir auf der Straße, wenn auch wahrscheinlich weniger als sonst. Wenn es regnet, kann es nämlich auf dem Stroh rutschig werden. Wir wollen verhindern, dass sich jemand ernsthaft verletzt.
Was sagen die Anwohner der rue de la Chapelle dazu, dass das Fest jedes Jahr dort ausgerichtet wird?
Die Meinungen hierzu sind gespalten. Manche Menschen finden es genial, dass das „Butschebuerger Buergfest“ direkt vor ihrer Haustür stattfindet. Andere fahren jedes Jahr an dem Wochenende weg. Die meisten sind glücklicherweise positiv gestimmt und freuen sich jedes Jahr darauf. Ohne ihre Toleranz und Mitarbeit wäre es schwer, das „Buergfest“ jedes Jahr dort zu organisieren.
Nach dem Fest heißt es aufräumen. Wie viel Zeit nimmt das in Anspruch?
Erstaunlicherweise geht das recht schnell. Die meisten Händler sind bereits sonntagabends wieder weg – und die letzten spätestens gegen Montagmittag. Der zuständige Gemeindedienst räumt dann das Stroh sowie die eine oder andere Abfalltüte weg. Dienstags, allerspätestens aber am Mittwoch, soll die Straße wieder so wie vor dem Fest sein.
Infobox:
Das 18. „Butschebuerger Buergfest“ am 7. und 8. September
Öffnungszeiten: samstags von 11-24 Uhr, sonntags von 10-19 Uhr
Am Samstag gegen 14 Uhr findet die offizielle Markteröffnung mit großem Umzug statt
Die Organisatoren raten dazu, mit Pendelbussen an- und abzureisen. Von der Autobahnabfahrt „Dudelange-Burange“ werden die Besucher direkt zu den P&R-Parkplätzen beim LNS („Laboratoire national de santé“) und in der Industriezone Wolser geleitet.
Eintrittspreis:
8 Euro für Erwachsene
6 Euro für Gewandete und Jugendliche
2-Tageskarten:
14 Euro für Erwachsene
10 Euro für Gewandete und Jugendliche
Weitere Infos gibt es auf www.buergfest.lu
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