Interview / Für Claude Meisch geht es bei der „Rentrée“ trotz Corona „um das Recht auf Bildung“
Die Schulen sollen nun stufenweise wieder hochgefahren werden. Bildungsminister Claude Meisch wird von verschiedenen Seiten für seine Exit-Strategie kritisiert. Im Tageblatt-Interview erklärt der Minister, wieso die Schüler mitten in der Pandemie unbedingt zurück in die Schule müssen.
Tageblatt: Wichtige Akteure des Bildungswesens wie Lehrergewerkschaften und Elternvertretung sind der Meinung, dass es nicht möglich sein wird, die von der Regierung geforderten Sicherheitsmaßnahmen in den Schulen einzuhalten. Was macht Sie so sicher, dass diese Maßnahmen greifen?
Claude Meisch: Die Regeln, die nun für Kinder in der Schule gelten, sind ja nicht groß anders als jene, die sie sonst kennen, wenn sie mal mit ihren Eltern einkaufen oder einfach nur vor die Tür gehen. In dem Sinne sind dies neue Verhaltensregeln, die erklärt werden und die die Kinder auch lernen müssen. Dann sollte das klappen.
Natürlich ist mir bewusst, dass das Einhalten dieser Regeln, insbesondere bei Kindern, auch an seine Grenzen stoßen kann. Ich weiß, dass Kinder sich trotzdem gerne in den Arm nehmen, vor allem, nachdem sie sich lange nicht mehr gesehen haben. Und sich in der „Spillschoul“ auch mal zu der Lehrerin auf den Schoss setzen wollen. Deshalb sagen wir auch, wir machen eine klare und strikte Trennung zwischen den einzelnen Gruppen, damit man sich innerhalb dieser Gruppe vielleicht auch mal näher kommen kann.
Am meisten Sorgen machen wir uns in Bezug auf die Grundschule. Bis es da losgeht, dauert es allerdings noch vier Wochen.Bildungsminister
Was sagen Sie denn den Eltern, die Angst haben, ihre Kinder im Mai in die Schule zu bringen?
Ich verstehe die Angst. Wir, die Politik, die Medien, die Wissenschaft und die Ärzte haben den Leuten natürlich auch Angst gemacht und das hat dazu geführt, dass in den letzten Wochen jeder zu Hause geblieben ist. Die Angst ist immer noch da. Aber ich denke, dass sie nun schrittweise in den nächsten Tagen und Wochen verschwinden wird. Am meisten Sorgen machen wir uns in Bezug auf die Grundschule. Bis es da losgeht, dauert es allerdings noch vier Wochen. Bis dahin werden noch andere Bereiche langsam in die Normalität zurückkommen. Und dann sieht man das sicherlich auch teilweise anders. Wir wollen, dass jeder darauf vertraut, dass wir hier ein Maximum für die Sicherheit tun.
Heute Morgen (Freitag, Anm. d. Red.) wurde angekündigt, dass jeder Schüler zwei Buffs zur Verfügung gestellt kriegt. Ist das Ihrer Meinung nach sicherer?
Was die Sicherheit betrifft, ist es nichts anderes als ein Mundschutz. Es ist keine Uniform. Wir bieten das den Schülern an, aber jeder darf anziehen, was er möchte. Wir finden, dass ein Buff kindgerechter ist. Es ist etwas, das Kinder meist schon kennen und vielleicht mal im Winter oder beim Sport anhatten. Und sie können es eigenständig handhaben. Eine Mundschutzmaske anziehen ist dagegen etwas, bei dem sich die Kinder nicht unbedingt so wohlfühlen. Da würde man durch die Masken unnötige Nähe schaffen.
Eine weitere von Ihnen angekündigte Maßnahme ist das Splitting, also das Halbieren der Klassen, das von manchen Akteuren kritisiert wird. Steht und fällt die Exit-Strategie des Bildungsministeriums mit dieser Maßnahme?
Wir machen das Splitting, um dadurch mehr Sicherheit zu bekommen. Dadurch können wir die Distanz im Klassenraum wahren. Wäre die ganze Klasse über die Dauer eines ganzen Tages im gleichen Raum, dann könnte zu Recht jemand die Frage stellen, wieso man denn an der Kasse der Tankstelle für maximal zehn Minuten nur zu dritt stehen darf. Durch dieses alternierende Modell stellen wir sicher, dass wir immer wieder Zeit haben, sowohl neuen Lernstoff zu lernen als auch das Erlernte zu vertiefen. Beim Homeschooling wurde dagegen alles von zu Hause gemacht. Mit diesem Splitting-Modell wollen wir sicherstellen, dass zumindest noch über ein paar Wochen ein normaler Unterricht gewährleistet werden kann.
Es ist ein enormer organisatorischer Aufwand wegen des Covid-19. Wir müssen uns klarmachen, worum es hier geht. Wir befinden uns schließlich mitten in einer Pandemie, die die Welt in Atem hält.Bildungsminister
Bemängelt wird daran insbesondere, dass es ein immenser organisatorischer Aufwand sei.
Es ist ein enormer organisatorischer Aufwand wegen des Covid-19. Wir müssen uns klarmachen, worum es hier geht. Wir befinden uns schließlich mitten in einer Pandemie, die die Welt in Atem hält. Wir wissen nicht wirklich, wie das weitergeht, auch in Bezug auf die Verbreitung des Virus. Wir wissen aber, dass es wichtig ist, Kinder in die Schule zu schicken. Vergangene Woche habe ich diesen Exit-Plan ebenfalls im Parlament vorgestellt. Da hat eigentlich niemand daran gezweifelt, dass es wichtig sei, die Kinder wieder in die Schule zu schicken. Es geht um das Recht auf Bildung. Etwas, das wir den Schülern momentan in der Form nicht mehr geben können. Wir wollen das wieder zurückhaben. Wir wollen dieses Stück Normalität wieder haben. Natürlich mit den Einschränkungen, die nun existieren. Deshalb haben wir dieses Splitting-Modell entwickelt. Auch, wenn es organisatorisch ein Riesenaufwand ist.
Auf welchen Expertenmeinungen basieren Sie Ihre Exit-Strategie?
Wissen Sie, wir haben die Schulen geschlossen, weil wir eine Notsituation hatten. Wir stellen nun fest, dass wir medizinisch und sanitär gesehen eine gute Situation in Luxemburg haben und deshalb wieder einzelne Aktivitäten hochfahren können. Deshalb ist es wichtig, dass wir auch die Schulen wieder öffnen, auch wenn sie anders funktionieren als sonst. Wir schicken zuerst die größeren Schüler wieder zurück, weil wir jenen Experten glauben, die sagen, dass diese Schüler besser klarkommen mit den Verhaltensregeln. Die „Premières“ als Erstes, damit diese sich auf ihr Examen konzentrieren können. Darauf haben wir uns basiert. Wir probieren, das Beste daraus zu machen, um noch einen tauglichen Abschluss dieses Schuljahres hinzukriegen.
Eine Mehrheit der Kinder hört kein Wort Luxemburgisch zu Hause. Und dann glauben wir, dass wir eine Chance haben, diese Kinder im September auf Deutsch zu alphabetisieren, wenn wir den Zyklus 1 zu Hause lassen?Bildungsminister
Wie sicher ist es, dass die ganz Kleinen, also der Zyklus 1, am 25. Mai wieder in die Schule geht?
Es ist das, was wir vorschlagen. Weil es der Regierung sehr wichtig ist, dass die Kinder wieder beschult werden. Am 13. März war der letzte Schultag. Gerade im Zyklus 1 geht es darum, die Kinder auf die Alphabetisierung im 1. Schuljahr und andere Vorerrungenschaften vorzubereiten, damit sie dort einen guten Start hinlegen können. Eine Mehrheit der Kinder hört kein Wort Luxemburgisch zu Hause. Und dann glauben wir, dass wir eine Chance haben, diese Kinder im September auf Deutsch zu alphabetisieren, wenn wir den Zyklus 1 zu Hause lassen? Deshalb probieren wir, Sicherheitsmaßnahmen und Aktivitäten einzuführen, die altersgerecht sind. Es ist mir durchaus klar, dass sich Kinder in diesem Alter nicht den ganzen Tag an jede dieser Regeln halten werden. Deshalb halbieren wir die Klassen, schlagen Aktivitäten vor, bei denen die Distanz eingehalten werden kann, und empfehlen, viel rauszugehen. Man sollte auch bedenken, dass die Kinder seit zwei Monaten zu Hause hocken.
Gefährdete Schüler sollen zu Hause bleiben und werden anhand des gefilmten Unterrichts beschult. Gibt es da keine Bedenken wegen Datenschutz?
Wir sehen da kein größeres Problem, wenn ein Lehrer seinen Unterricht filmt und den live an gefährdete Schüler streamt. Das wird auch jetzt schon gemacht, bei Fällen, wo Schüler krank sind. Denn auch diese Schüler haben ein fundamentales Recht auf Beschulung. Jeder Lehrer bekommt einen Laptop, den er vorne auf seinen Schreibtisch stellt und der den Unterricht filmt, damit die Schüler zu Hause daran teilnehmen können. Es geht einerseits drum, die Schüler zu schützen, und andererseits auch darum, niemanden auszuschließen und auch die gefährdeten Schüler zu beschulen.
In manchen Schulen wird es schwierig, beispielsweise in schmalen Treppen, die Zwei-Meter-Distanz einzuhalten.
Ich möchte noch mal dran erinnern, dass die Grundregel nicht heißt, dass wir überall zwei Meter Distanz einhalten müssen. Wir müssen entweder zwei Meter Distanz einhalten oder den Mundschutz anziehen. Und dort, wo die zwei Meter nicht eingehalten werden können, muss ich einen Mundschutz tragen. Es ist in der Schule nicht anders als auf der Straße. Dennoch probieren wir, je nach Gegebenheit der jeweiligen Schule, die Distanz größtmöglich zu wahren, damit Schüler, die nicht zusammen in einer Klasse sind, keinen Kontakt zueinander haben. Das muss jetzt im Detail begutachtet werden. Das Prinzip lautet: Wir beschützen die Klasse nach außen. Aber innerhalb der Klasse können wir eine gewisse Offenheit zeigen. Dort kann man auch mal den Mundschutz ausziehen oder sich mal näher kommen.
Im Bus oder in der „Maison relais“ werden sich die Schüler aber vermischen.
Darin sehen wir die Komplexität. In den „Maisons relais“ muss stets die gleiche Gruppe zusammenbleiben. Kinder, die nach Schulschluss weiter betreut werden müssen, bleiben in ihrer Schulgruppe zusammen und werden durch die „Maison relais“ betreut. Eigentlich gehen sie nicht in die „Maison relais“, sie bleiben in ihrem Klassenraum. Ein Erzieher der „Maison relais“ kommt in die Klasse. Jene Schüler, die in dieser Woche im Homeschooling sind und betreut werden müssen, gehen auch in ihrer geschlossenen Gruppe in die „Maison relais“. Wir probieren, diese Gruppen nach außen hin abzuschotten.
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das ein Modell sein kann, das wir über die Dauer eines ganzen Schuljahres durchziehen könnenBildungsminister
Bleibt es bei den angekündigten Terminen vom 4., 11. und 25. Mai? Wie wackelig sind diese Termine?
Das weiß ich nicht. Wir haben angekündigt, dass das Richtlinien sind. Wir brauchen diese Angaben, um uns vorzubereiten. Sie werden sicher nicht nach vorne verschoben. Was aber sein kann, ist, und das ist keine schulische, sondern eine rein epidemiologische Überlegung, dass wir vor dem 25. Mai sagen, wir müssen noch eine oder zwei Wochen warten. Denn bei jedem Schritt, den wir in der Exit-Strategie tun, muss geschaut werden, wie sich die Situation in Bezug auf das Virus entwickelt. Das, was hier dominiert, ist nicht das Interesse der Schule, das hätte ich vielleicht gerne, sondern ganz klar die sanitären Überlegungen.
Läuft der Schulbetrieb im September wieder normal an? Ohne die jetzigen Sicherheitsmaßnahmen?
Ich hoffe das sehr stark. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass wir so weiterfahren, wie wir das jetzt machen. Da müssen wir uns dann etwas anderes einfallen lassen. Wir machen das jetzt hier mit einem enormen kollektiven Kraftaufwand aller Beteiligten, um das irgendwie auf die Reihe zu bekommen, um noch ein paar Wochen den Schulbetrieb weiterführen zu können. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das ein Modell sein kann, das wir über die Dauer eines ganzen Schuljahres durchziehen können.
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Ich war und bin bis heute kein Anhänger von Herrn Meisch, den ich ja auch sehr oft in meinen Schreiben kritisiere, allerdings dieses Mal hat er genau das richtige geta.
Zwar hätte man diese Maßnahme schon längst machen sollen, aber wenigstens ein winziger und halber Schritt in die richtige Richtung.
Es bleibt die Frage offen wie und wann sollen die Kinder die verlorene Zeit nachholen, denn wenn nicht wird das mit Sicherheit auf ihre spätere Bildungsleistung bemerkbar machen.
Ein scharfer Gegensatz von Bildung und öffentlicher Erziehung zeichnen die neuen Entwicklungstrends der luxemburgischen Bildungslandschaft. Bildung wir ganz klar gegen ihren Wert deformiert aber « Bildungspolitik ist weit mehr als eine Magd der Wirtschaftspolitk” (Darendorf, 1965).
Auf die Frage: Auf welchen Expertenmeinungen basieren Sie ihre Exit-Strategie haut Herr Meisch nicht klar geantwortet. Wir wissen jetzt immer noch nicht wer diese « Experten » sind…….
Duerfir maacht et fakultativ. Domadder ass jidderengem sai Recht op Bildung erfëllt an sai Recht op Schutz a Gesondheet och glaich mat. A Frankreich maachen sie jo och sou.
Ech hoffen dass dat esou reibungslos geet wéi den Herr Meisch dat seet, et wir ze hoffen. Wat macht der dann wann e Kand oder eng Léierinn de Virus kritt. Muss dann déi ganz Klass an Quarentaen.
….expèren…??? Wiën ass an dëser situatioun expèrt…? Wéi oft bai naien, nach nët erliëftenem muss én sëch un eppes eruntaschten fir bäscht méiglech momentan léisung. Fir di extra wëssend a gescheit…dir därft iëch ganz gär bei nächsten waalen op verantwortungvoll posten mällen….mir als erwuëssenen sollte mam gudde beispill virgoën…respekt, toleranz, mënschlechkét, mé och eis werter liëwen an ophaalen esou panikstëmmung ze verbréden. Kanner kréien den éscht vun der saach och matt wann nët d schwarz gestalt mat der séissel virun an hannerun all saatz gewisen gët. Et sin a wärten weider virussen, bakterien etc gin déi op eist liëwen afloss hun wärten, èng welt ouni gefor gët et weder fir klèng nach fir grouss,mé ooflènkung ass och e wé resilienz opzebauen, a bestëmmt ass et méi sënnvoll bildung am sozial passenden miliö unzebidden ( wou kanner erem matt hiresgleichen liëwen) ass wi emmer erem kloën vun dësem an dém wou dëst an daat nët passt missten ze héiren. Et muss nun emool ÉN an esou situatiounen èng décisioun treffen ! Ech sin och nët ëmmer dem här meisch sénger ménung, mé naischt maan ass och kèng léisung. Eis all courage an zouversiicht gewënscht.
Im Juni ist noch eine Woche Ferien. dei ketzte Woche mitte Juli wird sowieso nichts mehr passieren. Bleiben fuer die Grundschule also noch 4 Wochen Schule. Beim splitten der Klassen bedeutet dies 2!! Wochen Schule.
Also wegen jaemmerlichen 2 Wochen will Meisch dieses Risiko eingehen. 🙂
Das macht aus Schulischen Gruenden keinen Sinn und ist Unverantwortungsvoll.
@ Marc :Volkommen richtig !!!!
Die über 5000 Unterschriften zu der Petition gegen die Öffnung der Schulen sollte Minister Meisch nicht ignorieren. Sonst könnte der Schuss schwer nach hinten losgehen.
Nemmen richteg dattSchoulen rem op gin
An bis den 15 August verlaengeren , 1 Mount Vakanz geht och duer!
All daat anert singrouss an kleng Faulenzer gezillt.
@Marc
Die Pfingst- und -Sommerferien sind gestrichen.
Muss een sech hei wonneren wei Leit hei hier Aeusserungen machen ??? Faulenzer do mierkt een rem wan vun Tolleranz, Menschlechkeet an Solidariteit geschuart gett datt et em Gesonteet vun allen guerten geht och vun deen dei lo soen bis den 15 August Schoul een Mount Vakanz geht och duer ….neischt awer och guer neischt verstaanen hun! D’Schüler an Leiherpersonal haat keen congé mais Homeschooling daat hescht et as alles weider gelaaf,ET AS GESCHAFFT GIN, och wann et arneschters war mais sie hun geschafft!!! Also Faulenzer waren do der dobei wei wann se an der Schoul gewiercht wären.
D Fro as dach lo net op Schoul op geht oder zou bleiwt ….. mais waat an wei sech den Här Minister daat fier stellt datt sech d’Schüler vun 3 Joer bis 18 Joer un Secherheetmossnahmen haalen sollen ,an wann net, well Auswirkungen daat keint hun wann do duerch eng 2 Pandemie Well doduerch ausgeleisst geif gin? Primaner , Lycée Schüler kriss du daat och nach halbweegs angetrichtert awer Grondschüler dei d’hnäh zuden Komoroden an Komarodinnen sichen …….,mengen get et fir Leiherpersonnal ganz schweier souguer onmeigelech daat ze ennerbannen : well sie missten wann en Schüler op Toilette geht mat fir ze kucken op en sech d’Hänn wäscht oder sech un all d’Regelen hällt an den Rescht vun der Klasse bleiwt den roueg, wann Joffer oder den Herr Lehrer raus as op 2 Meter ofstand setzen ….. majo dei Klassen well ech gesin.