Bildung in Luxemburg / Für mehr Demokratie in der Schule – Eltern und Schüler sollten gleichwertige Bildungspartner sein
Bildungsminister Claude Meisch hat am Dienstag zusammen mit dem Präsidenten der nationalen Elternvertretung Alain Massen und dem Vizepräsidenten der nationalen Schülerkonferenz CNEL, Dany Semedo, einige Maßnahmen vorgestellt, welche die Partizipation von Eltern und Schülern als gleichwertige Bildungspartner promovieren soll.
Um die Partizipation der Schüler zu stärken, findet ab kommenden Montag zum ersten Mal die „Woche der Demokratie“ in Luxemburgs Lyzeen statt. Diese „Woche der Demokratie“ basiert auf einer Zusammenarbeit mit dem Zentrum für politische Bildung (ZpB), dem CePAS („Centre psycho-social et d’accompagnement scolaires“) und der nationalen Schülerkonferenz CNEL. Im Rahmen dieser Woche werden zudem die neuen Schülerkomitees gewählt. Diese Wahlen finden alle zwei Jahre statt. Rund 40.000 Schüler können ihre Stimme abgeben. „Diese Wahlen sind ein wichtiges Element, weil sie die Schüler nochmals dynamisieren und mobilisieren“, sagte Bildungsminister Claude Meisch. Die gewählten Vertreter der CNEL werden auf diese Weise zum direkten Ansprechpartner des Bildungsministeriums. „Das ist mehr als starke Symbolik“, sagte Meisch. Das habe etwas mit gelebter Demokratie zu tun.
Ein neues Reglement, das sich noch auf dem Instanzenweg befindet, soll den Schülerkomitees bessere Bedingungen zur Ausübung ihrer Funktion bereitstellen und somit ihre Autonomie stärken. Die Mitglieder sollen eine spezifische Ausbildung bekommen sowie ein eigenes Budget, über das sie frei verfügen können, sagte Meisch. „So müssen die Schüler nicht jedes Mal zum Direktor laufen, wenn sie etwas auf die Beine stellen wollen.“
Die Partizipation der schulischen Akteure wie Schüler, Eltern und Lehrer ermögliche es, zusammen Lösungen auszuarbeiten, um den vielfältigen Ansprüchen der Schule gerechter werden zu können, so der Minister. „Für die jungen Menschen ist Partizipation ein Grundrecht.“ Luxemburg habe die UN-Kinderrechtskonvention ratifiziert und nicht weniger als vier Artikel würden den Kindern das Recht auf ihre eigene Meinung (und dass diese gehört wird) aussprechen. „Diesen Rechten müssen wir ganz besonders in den Schulen Rechnung tragen und sie nicht nur in der Theorie vermitteln, sondern sie in den Schulalltag durch eine aktive Partizipation einbringen“, sagte Meisch. In den vergangenen Jahren habe man viele verschiedene Modelle der Partizipation entwickelt.
Dialog mit den Schulakteuren
Sowohl auf lokaler als auch auf nationaler Ebene sei die Einbindung der Schulpartner wichtig – deshalb habe man einen regelmäßigen Dialog zwischen dem Bildungsministerium und den Schuldirektionen, den Gewerkschaften, sowie Konsultationen mit den Schülern über das Jugendparlament oder die CNEL. Seit der Gründung der nationalen Elternvertretung im Februar 2020 stehe das Ministerium auch dort im Austausch. Letztere setze sich zusammen aus Vertretern der Grund- und Sekundarschulen und der Kompetenzzentren (früher: „Ediff“). „Wir sind nicht immer einer Meinung“, unterstrich Meisch. Beim Austausch bewege man sich aufeinander zu – und könne auf diese Weise die Entscheidungsprozesse verbessern.
Der Bildungsminister erinnerte daran, dass Eltern sich in den verschiedenen Elternvertretungen einbringen können, auf lokaler, sektorieller oder nationaler Ebene. In den nächsten Monaten finden deshalb die Wahlen der verschiedenen Vertretungen statt. Den Anfang machen im Herbst die Wahlen der lokalen Vertreter. Hier können sich alle Eltern, deren Kinder in der Grund-, Sekundarschule oder in einem Kompetenzzentrum eingeschrieben sind, aufstellen lassen.
Die Zusammenarbeit aller Schulpartner ist eine Kultur, die dabei ist, in unseren Schulen zu entstehen.Bildungsminister
Im Detail sieht das folgendermaßen aus: Jene Elternvertreter, die gewählt wurden, haben Anfang 2023 die Möglichkeit, die sektoriellen Vertreter zu wählen. Im Februar 2023 sind die nationalen Elternvertreter an der Reihe. Aus den sektoriellen Vertretern werden dazu zwölf nationale Vertreter ausgewählt. Letztere seien ein wichtiger Gesprächspartner des Bildungsministeriums und deren Experten, die die Meinung der Vertreter zu Gesetzesprojekten oder pädagogischen Vorhaben, die Eltern und Schüler betreffen, einfangen, so der Minister. „Die Zusammenarbeit aller Schulpartner ist eine Kultur, die dabei ist, in unseren Schulen zu entstehen“, sagte er. Diese müsse aktiv gefördert werden.
Elternvertretung wählte den Mittelweg
Alain Massen, Präsident der nationalen Elternvertretung, erinnerte an die Startschwierigkeiten nach der Gründung im Februar 2020. Kurz danach habe sich ganz Luxemburg im Lockdown befunden. Die zwölf Mitglieder mussten sich fortan über Videokonferenzen austauschen. „Nicht so einfach, um ein Projekt dieser Tragweite von null auf aufzubauen“, sagte er. Die ersten zwei Jahre habe zudem nur ein Thema die Eltern interessiert: Covid-19. Viele andere Projekte mussten erstmal in den Hintergrund gestellt werden.
Auch sei dies nicht immer einfach gewesen, schließlich repräsentiere die nationale Vertretung rund 150.000 Eltern, so Massen. Deren Stimmen nach vorne zu bringen in der damals doch sehr gespaltenen Gesellschaft beim Thema Covid sei nicht einfach gewesen. „Wir haben probiert, uns nicht beirren zu lassen und haben versucht, einen gesunden Mittelweg zu finden zwischen den sanitären Notwendigkeiten und dem für die Kinder benötigten Freiraum, den sie brauchen, um sich gesund entwickeln zu können“, so Massen. Die Elternvertreter hätten demnach oft in der Mitte zwischen allen Positionen gestanden und hätten von allen Seiten Kritik einstecken müssen.
Diese erste Mandatszeit habe man genutzt, um Partnerschaften aufzubauen. Dazu gehörten unter anderem die verschiedenen Abteilungen des Bildungsministeriums, der Ombudsmann, die Schulmediation, die Schülerkonferenz, die Direktionen der Lyzeen und Präsidenten der Grundschulen. Etwa 50 verschiedene Partner habe man in relativ kurzer Zeit kontaktiert. „Wir sind bislang von hunderten oder gar tausenden Eltern angesprochen worden.“ Zudem habe man in den vergangenen zwölf Monaten Workshops mit Elternvertretern organisiert. Zu den Themen gehörten die verschiedenen Projekte, die das Bildungsministerium angekündigt hat, wie etwa die gratis Hausaufgabenhilfe oder die Schulpflicht bis 18 Jahre.
Ministerium informierte lediglich
Immer wieder stehe die nationale Elternvertretung im Kontakt mit dem Bildungsminister. „Wir haben regelmäßig bemängelt, dass wir eher informiert als konsultiert worden sind“, sagte Massen. Dies könne er in einer Krisensituation wie der Covid-Pandemie teilweise nachvollziehen. In den vergangenen Monaten und Wochen habe er in dieser Hinsicht Fortschritte festgestellt. Seitens des Bildungsministeriums sehe er nun mehr Bereitschaft, diesen Austausch besser zu gestalten. Man sei dabei, ein Modell aufzustellen, wie man die Elternvertretung früher in die Entwicklung neuer Ideen oder Reflexionen miteinbeziehen kann. Alain Massen appellierte an die Eltern, für die Wahlen zu kandidieren. „Engagiert euch!“ Dies sei jedoch mit etwas Arbeit verbunden, diene aber den Kindern und könne das ganze Schulsystem voranbringen.
Es gibt keinen besseren Ort als die Schule, um die Schüler über ihre Rechte und Pflichten aufzuklären.Vizepräsident der nationalen Schülerkonferenz CNEL
Dany Semedo, Vizepräsident der nationalen Schülerkonferenz CNEL, begrüßte die Initiative für mehr Demokratie in den Schulen. Die Woche der Demokratie sei gedacht, damit die Schüler sich mit verschiedenen Themen rund um die Demokratie auseinandersetzen sollen und ihre Meinung dazu äußern können. „Es gibt keinen besseren Ort als die Schule, um die Schüler über ihre Rechte und Pflichten aufzuklären“, sagte er.
„Wir Schüler sind nicht desinteressiert und wollen mitreden, mitorganisieren und mitentscheiden.“ Dazu zählte Semedo Debatten, den Austausch mit Politikern oder Experten sowie Visiten in politischen Institutionen. Die Schülerkomitees seien wichtige Akteure in den Schulen. Der CNEL-Vizepräsident bedauerte es, dass diese in verschiedenen Schulen gar nicht oder nicht genug unterstützt werden. Das neue großherzogliche Reglement könne da Abhilfe schaffen, weil es den Schülerkomitees eine rechtliche Basis für ihre Arbeit biete.
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Und Eltern können mitbestimmen obwohl diese keine Ahnung haben
Soulaang een den Elteren och eng Retenue verpasse kann, sinn ech dofir.