27. Juni / Fusion von Grosbous und Wahl? Im Sommer entscheiden die Bürger
102 Kommunen zählt das Land heute. 101 werden es sein, wenn die Bürger im Juni Ja sagen zur Fusionsgemeinde Grosbous-Wahl. Viel Vorbereitungsarbeit wurde bereits geleistet. Bisher dominiert die Zuversicht: „Die geplante Hochzeit beruht auf echter Zuneigung und auf der Einsicht, dass man gemeinsam moderner werden kann, ohne den ländlichen Charakter der Gemeinde aufgeben zu müssen“, betonen die beiden Bürgermeister.
Am 27. Juni dieses Jahres werden die Bürger entscheiden: Ja oder Nein zu einer Fusion zwischen Grosbous und Wahl. Eigentlich hätten die Referenden bereits im Mai sein sollen. Aus bekannten Gründen wurden sie verschoben.
Christiane Thommes-Bach, Bürgermeisterin von Wahl, und Paul Engel, Bürgermeister von Grosbous, haben bereits viele Gespräche mit den Einwohnern geführt und weitere sind geplant. Bisher sind beide zuversichtlich, dass es zur „Heirat“ kommen wird.
Passt denn zusammen, was zusammen soll? „Ja!“ Daran lassen die beiden Gemeindeverantwortlichen keinen Zweifel. Gibt es Reibereien? „Nein!“
Bei aller Zuneigung zueinander wissen die Vertreter der beiden Gemeinden, dass man wohl ohne Fusion weitermachen könnte, besonders im Kanton Redingen, wo Zusammenarbeit sowieso großgeschrieben wird. Doch damit würde man weit unter den Möglichkeiten bleiben, die sich durch einen Zusammenschluss zwei kleinerer Kommunen ergeben. Für das bessere Funktionieren der Gemeinde und damit vor allem für die Bürger.
Trotzdem Bedenken
Wenn auch bei den Bürgern die Einsicht zu überwiegen scheint, dass eine kleine Gemeinde nicht mehr alles bieten kann, was die Einwohner wollen – und brauchen – auch weil sie es von größeren Kommunen her kennen, gibt es doch noch einige Bedenken. Eine Fusion bedeute Neuland betreten, was immer mit einigen Befürchtungen verbunden ist. Zum Beispiel, dass die heutigen Gemeinden ihre Identität aufgeben werden. Um dem entgegenzuwirken, ist unter anderem bereits entschieden worden, dass die Fusionsgemeinde Grosbous-Wahl heißen soll. In Anlehnung an Rosport-Mompach, jene Gemeinde, die 2018 fusionierte und an der man sich inspiriert hat. Warum? „Weil wir die Gemeinden kennen, weil deren Fusion wirklich eine Liebesheirat ist, die deutlich zeigt, dass man gemeinsam besser durchs Leben kommt“, so die beiden Bürgermeister.
Am Anfang der „Heiratspläne“ stand ein Impuls aus dem Innenministerium. Christiane Thommes-Bach und Paul Engel haben das Heft aber schnell selbst (-bewusst) in die Hand genommen, eine Stärken-Schwächen-Analyse machen lassen und sich im April 2019 mit Verantwortlichen der Fusionsgemeinde Rosport-Mompach getroffen, um auszuloten, wie man das Thema Fusion angehen und erfolgreich in die Praxis umsetzen könne. Dann haben sie ihre respektiven Schöffenräte und Gemeinderäte informiert. „Es war ein starker Moment, als die Mitglieder beider Gemeinderäte zusammensaßen und ihre Sicht der Dinge erklärten“, so Paul Engel. Erkenntnis dieser Sitzung: „Wir brauchen einander, jeder hilft dem anderen und zusammen schaffen wir das.“
Ein starkes Signal war es auch, als die aktuellen Gemeinderäte im November 2020 beide einstimmig Ja zur Fusion gesagt haben: „Nicht selbstverständlich“, so Paul Engel.
Bei ihren Vorbereitungsarbeiten können die Gemeindeverantwortlichen von Grosbous und Wahl auf bereits vorhandene starke Bindungen aufbauen. So wie zwischen den Vereinen. Wohl gebe es noch zwei Dorfmusiken, die aber auf sich alleine gestellt nicht mehr normal funktionieren könnten: „Eigentlich haben die schon fusioniert“, so Christiane Thommes-Bach.
Eine Fusion gibt es auch bereits beim Personal. Beispielsweise teilt man sich den „Receveur“ bereits heute. Zukünftiger Gemeindesekretär soll jener aus Wahl werden, weil der aus Grosbous in Rente geht. Viele Entscheidungen, wenn zum Beispiel etwas Neues angeschafft werden muss, werden bereits im Hinblick auf die Fusion getroffen. Nicht doppelt kaufen, was man später nur einmal braucht.
Wenn die Bürger im Juni Ja sagen, bleiben knapp zwei Jahre bis zu den nächsten Kommunalwahlen. Bei diesen Wahlen wollen Grosbous und Wahl als gleichberechtigte Partner auftreten. Deshalb soll der insgesamt 12-köpfige Gemeinderat aus je sechs Vertretern pro Kommune bestehen. Jeweils zwei werden in den Schöffenrat entsendet. Der Erstgewählte soll Bürgermeister werden, wobei der Erste Schöffe dann aus der anderen Gemeinde kommen muss. Klingt gerecht und so soll es auch im individuell gestaltbaren Fusionsgesetz geregelt werden. Mit rund 2.200 Bürgern wird die Fusionsgemeinde nach dem Majorzprinzip wählen.
Endlich eine Sporthalle
Es geht uns darum, zu fusionieren, weil man das so will und nicht weil man muss, weil man selber entscheidet und es nicht aufgezwängt bekommt. Rund 5 Millionen Euro wird die neue Gemeinde als Fördergeld bekommen (2.200 Euro pro Einwohner). „Für uns ist das ein Vermögen“, so Paul Engel.
Und was macht man damit? „Ein Denkmal werden wir uns jedenfalls nicht errichten“, scherzen die beiden Bürgermeier: Also kein Prestigeobjekt, sondern etwas Sinnvolles. Was wirklich fehle in beiden Gemeinden, etwas, wonach die Bürger seit längerem rufen, das sei eine Sporthalle, so Christiane Thommes-Bach. Darüber hinaus wolle man in Schulen und Dienstleistungen investieren und den Tourismus etwas mehr ausbauen. Nachhaltig, weil: „Bewohner und Besucher sollen sich weiterhin wie auf dem Lande fühlen, besonders wenn sie mit dem Fahrrad unterwegs sind.“ Den ländlichen Charakter der Gemeinde erhalten und gleichzeitig moderner werden, um auf kommunaler Ebene besser aufgestellt zu sein, das ist das Ziel der kommunalen Verschmelzung.
Das neue Rathaus der Fusionsgemeinde soll übrigens in Grosbous stehen. Nahe der Kirche, in der früheren Feuerwehrkaserne.
Grosbous und Wahl
Die beiden Gemeinden befinden sich im Kanton Redingen. Wahl setzt sich aus den Ortschaften Brattert, Buschrodt, Grevels, Heispelt, Kuborn, Rindschleiden sowie Wahl zusammen. Der Fusionspartner besteht aus Grosbous, Dellen und dem „lieu-dit“ Lehrhof. Die zukünftige Fusionsgemeinde soll Grosbous-Wahl heißen. Beide Gemeinden sind flächen- und einwohnermäßig ungefähr gleich groß. Zusammen haben sie eine Bevölkerung von um die 2.200 Menschen. Das gemeinsame Rathaus wird in Grosbous stehen.
Neu-Brasilien
Aus dem Plan, in der „neuen Welt“ einen Neuanfang in eine bessere Zukunft starten zu können, wurde nichts. Jene rund 100 Luxemburger, die 1828 das Land verließen, um mit dem Schiff nach Brasilien zu gelangen, kamen nur bis nach Bremen. Völlig verarmt kehrten die gescheiterten Auswanderer zurück und wurden von der Regierung „um Kale Räis“ angesiedelt. „Nei-Brasilien“ wurde das Dorf anfangs genannt. Heute heißt es Grevels. Es liegt auf dem Gebiet der Gemeinden Wahl und Grosbous.
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