Satire / Geburt im Populisten-Zug: Wenn der fehlende Vater zur nationalen Tragödie verklärt wird
Das neue Gesetzesprojekt zur Adoption und künstlichen Befruchtung hat am Wochenende für einige Aufregung in den sozialen Medien gesorgt. Das Wort „Vater“ soll in dem vorliegenden Gesetzestext durch „anderer leiblicher Elternteil“ ersetzt werden, um auch homosexuelle Paare miteinzubeziehen und der künstlichen Befruchtung Rechnung zu tragen. Eine Steilrampe für Lokführer Fernand Kartheiser und seinen Populisten-Zug in Richtung „Krautmaart“, auf dessen Passagierliste sich neben den Stammpendlern dann doch einige Überraschungsgäste wiederfinden.
Der mediale Entrüstungssturm in den sozialen Medien folgte sogleich: „Léif Pappen: Wiert iech!“ Die ADR will die Verbannung der Vaterfigur aus Luxemburg verhindern – so zumindest präsentiert sich die „Alternativ (?) demokratische (Anti-)Reformpartei“ auf Facebook. Dass es ganz so dramatisch nicht ist, zeigt eine Recherche mit der Suchmaschine Ihrer Wahl. Dass diese im 18. Jahrhundert noch nicht einwandfrei funktioniert, sei der ADR an dieser Stelle verziehen.
Bevor jetzt alle Väter Luxemburgs mit Fackeln und Mistgabeln Richtung Bahnsteig pilgern: Ihr bleibt alle weiterhin Vater eures Kindes. Auch zukünftig – denn genau darum geht es in dem vorliegenden Gesetzestext.
Der Vater und Erzieher eines Kindes ist – dank der Fortschritte in der modernen Medizin – längst nicht mehr unbedingt der Erzeuger. Auch kann es vorkommen, dass bei einer Adoption die zwei Elternteile nicht unbedingt unterschiedlichen Geschlechts sein müssen. Sachen gibt’s! Aber zur Beruhigung, liebe ADR: Es können auch gleich zwei Väter sein. Euer Einspruch hatte also gleich doppelten Erfolg, Glückwunsch!
Für all jene, die sich nicht ewig durch die langen Gesprächsprotokolle auf der Chamberseite quälen wollen, hat die – für die ADR que(e)rdenkende – Grünen-Politikerin Stéphanie Empain alles kurz auf Facebook zusammengefasst.
Die Reaktion der ADR war schon fast zu erwarten – etwas überraschend für manche, dass CSV-Präsident Frank Engel dem Populisten-Zug nachhechelte und sich ebenso entrüstet äußerte. „Sind wir an dem Punkt angelangt, wo Menschen nicht mehr Vater und Mutter (hoch lebe die Inklusion) sein können?“, fragte der CSV-Präsident, würzte das populistische Geschwätz mit einem „Glifft?“ nach und präsentierte es dann der Außenwelt: „Ech mengen, et gëtt Zäit fir eng Erklärung. Oder vläicht och besser net!“ Es bleibt abzuwarten, wie lange die Leine der Parteileitung diesmal sein wird – einen erneuten Maulkorb wie bei seinem letzten Vorstoß kann sich der umstrittene CSV-Präsident nicht mehr leisten.
Tatsächlich gab es in den letzten Monaten wenig Ereignisreiches, mit dem sich die beiden Oppositionsparteien hätten hervortun können. War da nicht etwas? Pande… irgendwas? Eigentlich auch egal. Durch die mittlerweile einjährige Baustelle namens „Corona“ musste der Populisten-Zug von seiner gewohnten Route abweichen. Die Ausstiegspunkte „Lëtzebuerger Sprooch“ (inklusive orthografischer Fehler) oder auch „illegale Immigration“ blieben auf der Strecke – und an den Haltestellen „Wohnungsnot“, „soziale Ungleichheit“ oder auch „Klimakrise“ wollte keiner aussteigen. Georges Engel von der LSAP fragt sich bei Twitter, ob die CSV sich nicht lieber von der ADR distanzieren wolle. Schweben die beiden Engel im Himmel vielleicht auf der gleichen Wolke, ist es auf dem harten Boden der Realität dann doch gemütlicher in der bereits vorgeheizten ADR-Dampflokomotive. Dass die alte Dampflok die Weichenstellung in Richtung 21. Jahrhundert verpasst hat, hat keiner der Passagiere mitbekommen. Oder es scheint sie nicht im Geringsten zu stören.
Was ist passiert?
In dem neuen Gesetzestext zur Adoption und künstlichen Befruchtung („Projet de loi portant organisation de l’accès à la connaissance de ses origines dans le cadre d’une adoption ou d’une procréation médicalement assistée avec tiers donneurs“) wurde das Wort „Vater“ („père“) durch „anderer leiblicher Elternteil“ („autre parent de naissance“) ersetzt. Adoption und künstliche Befruchtung erhalten dadurch eine breitere legale Basis.
- Von Dynamik und Statik: Xavier Bettels Europa- und Außenpolitik braucht neue Akzente - 19. November 2024.
- CSV und DP blicken auf ereignisreiches Jahr zurück - 18. November 2024.
- „déi Lénk“ sieht von „Interessenkonflikten durchsetzte“ Institution - 13. November 2024.
Di Greng wellen awer so’u no wei‘ meiglech un der Natur an un der Evolutio’un liewen, ann elo PMA an so’u ee Bloedsinn. Di natierlech Art Kanner ob d’Welt ze setzen ass eng Mamm an ee Papp. Basta.
Mir hun eng Weltiwerbevoelkerung, an dofir brauchen mer och keng PMA.
Daat ass keng Fortschrettsmedizinn, mee daat ass Frankensteinmedizin !
Jo genau dat ass Frankenstein pur an de Géigendeel vun Natur !
@Nomi
„Di Greng wellen awer so’u no wei‘ meiglech un der Natur an un der Evolutio’un liewen, ann elo PMA an so’u ee Bloedsinn. Di natierlech Art Kanner ob d’Welt ze setzen ass eng Mamm an ee Papp. Basta.“
Ass et dës Zäit net ze kal an Ärer Hiel?
Das Kind im Reagenzglas mit Freifahrtschein in die Kitas zur Ware stilisiert.Der Weg der Natur ,es nur eine Mutter, einen Vater geben kann , zur Ausnahme durch moderne Wahnsinnspolitik gemacht.
Was ist heute noch normal ? Jeder hat eine eigene Meinung zu den gesellschaftlichen und politischen Fragen, die sich stellen. Ist diese geäusserte Meinung dann aber konventionell oder hat nur den Hauch von reaktionär, wird man sofort in die rechte Ecke gedrängt ohne die Ideen von CSV oder ADR gutzuheissen.
Et ass esou lues krass ewei hei am Land, besonnesch vun gringer an sozialistescher Seit aus ëmmer nees probéiert gëtt fir aus minoritären Weltusiichten an klengen Randproblemen héichquaräteg Themen erop gespillt ginn fir vun wierklech essentiellen Fehlleeschtungen hiererseits ofzelenken. Och sie sinn all dank hierem Papp iwerhapt ereicht ob welt komm. Bis virun Gambia sinn déi „Problemer“ mat geigenséitegem RESPEKT geregelt ginn. Also vleit nees an eng Politik vun Konsens an Respekt zerëck ruderen. Et géif verschidenen Politiker vleit besser zu Gesiit stoen!
@en ale Sozialist: Die sich modern , demokratisch und fortschrittlich nennenden Parteien agieren nach dem Modus Operandi ;„ Wer nicht meiner Meinung ist , liegt falsch. „
@Nomi & co. : „naturalistischer Fehlschluss“.
@ HeWhoCannotBeNamed: Dieser “ naturalistische Fehlschluss“ will erklärt werden.
@The one without name : vereinfacht, „ist“ und „soll“ verwechseln. Was die „Natur“ (die hier als personifizierte Entität dargestellt wird) zur Zeugung voraussetzt und was die menschliche Gesellschaft als kulturelles Modell der „Familie“ festlegt, sind 2 Paar Schuhe.
Bitte, diese 2 Paar Schuhe nicht verwechseln, sonst läuft etwas schief. 🙂