Luxemburg / Gegen die Fluten: Eine App und mobile Elemente für den Hochwasserschutz
Das Wetter ist nicht kontrollierbar – allerdings kann man sich auf extreme Wetterlagen oder gar Naturkatastrophen vorbereiten und so im Idealfall die Schäden bei eintretendem Hochwasser reduzieren. Bei einer Pressekonferenz am Montagmorgen in Hesperingen haben das Luxemburger Umweltministerium und das Wasserwirtschaftsamt gemeinsam einen Überblick der existierenden Maßnahmen gegeben, aber auch derjenigen, die noch umgesetzt werden.
„Fast ein Jahr ist es her, dass in Luxemburg Familien zu Schaden kamen und Betriebe ihre Existenzgrundlage verloren“, stellte Umweltministerin Joëlle Welfring („déi gréng“) am Montagmorgen bei einer Pressekonferenz fest und bezog sich dabei auf die Überflutungen, die es nach pausenlosem Starkregen am 14. und 15. Juli 2021 an mehreren Orten im Großherzogtum gab. Rund ein Jahr nach der Naturkatastrophe wurde bei der Pressekonferenz über Maßnahmen zum Hochwassermanagement informiert.
Eine davon ist die Beteiligung von Luxemburg an der App „Meine Pegel“. In Zukunft sollen sich vor allem in oft von Hochwasser betroffenen Gebieten lebende Menschen dank dieser Anwendung über die Pegelstände in ihrer Umgebung informieren. Nutzerinnen und Nutzer können dabei sozusagen für sie wichtige Wasserstände abonnieren und Details dazu abrufen. „Hoffentlich ab Herbst“, spätestens gegen Ende des Jahres, soll die App laut Joëlle Welfring im Großherzogtum verfügbar sein. Da dieses mit Belgien und Deutschland ausgearbeitet wird, hat das Projekt laut der Umweltministerin einige Zeit in Anspruch genommen.
Vorbereitet sein
Auch via GouvAlert verschickte Nachrichten sollen die Menschen im Fall von Überflutungen weiterhin informieren. Aktuell wird daran gearbeitet, dieses System noch zu verbessern, erklärte die Umweltministerin bei der Pressekonferenz. Weitere Informationsquellen im Falle von Hochwasser sind über die Medien verbreitete Warnungen und die von der „Administration de la gestion de l’eau“ verwaltete Seite inondations.lu. Die Webseite – über die sich unter anderem aktuelle Warnungen abrufen lassen – wurde so angepasst, dass zentrale Botschaften des Hochwasserberichtes nun auf den ersten Blick sichtbar sein sollen.
„Hochwasser ist ein natürliches Phänomen, das es immer schon gegeben hat und das es auch weiterhin geben wird. Wir können nicht verhindern, dass es zu Überflutungen kommt“, lautete das etwas nüchterne Fazit von Claude Schortgen am Montagmorgen. Laut des technischen Experten des Wasserwirtschaftsamtes kann allerdings das Umsetzen verschiedener Maßnahmen im Vorfeld dabei helfen, im Katastrophenfall das Ausmaß von Schäden geringer zu halten.
In dem Sinn gilt es zum Beispiel von vorneherein zu vermeiden, dass in Risikozonen gebaut wird. Gemeinden werden deshalb dafür sensibilisiert, Gebiete im Bebauungsplan nicht als Bauland auszuweisen, in denen es häufig zu Überschwemmungen kommt. Manchmal stehen in Gefahrenzonen aber bereits Gebäude – wie unter anderem eine Reihe Häuser in Bollendorferbrück in Nähe der Sauer. Um diese in Zukunft besser zu schützen, wurden sie nach Gesprächen mit der Gemeinde Berdorf und den Anwohnern mit einem mobilen Schutz versehen. Dazu erklärte Claude Schortgen am Montag: „Mit Teilen aus Aluminium lässt sich der Eingang verschließen. Wenn das Wasser dann kommt, bleibt es draußen und dringt nicht in das Haus ein.“
Schutzelemente installieren
Solch einen Schutz können allgemein Menschen in betroffenen Gebieten auf Eigeninitiative hin installieren lassen. Seit den Überschwemmungen im Juli 2021 wurden laut Claude Schortgen 32 Anfragen beim Wasserwirtschaftsamt für die Installation solcher mobilen Hochwasserschutzelemente genehmigt. Für die Bewohnerinnen und Bewohner von Gebäuden in Risikozonen gibt es außerdem noch ganz praktische Tipps: „Wir raten dazu, im Keller keine Dinge zu lagern, die einem sehr am Herzen liegen. Diese sind dann auf dem Dachboden besser aufgehoben.“ Auch wichtige Geräte wie zum Beispiel die Heizungsanlage sollten nicht im Erdgeschoss installiert werden.
Nach den Überflutungen im vergangenen Jahr gab es mehr als 50 Treffen mit, unter anderem, den Verantwortlichen von Gemeinden. Gemeinsam mit den lokalen Einheiten der Feuerwehr wurden Hochwasserprozeduren ausgearbeitet und festgehalten. Zudem wurde geschaut, wo nach den Überschwemmungen noch Unterstützung gebraucht wurde. Geschätzt 10,1 Millionen Euro waren und sind laut Wasserwirtschaftsamt nötig, um die Folgen entlang der Gewässer in Luxemburg zu beseitigen. Darunter fallen beispielsweise die Säuberung der vom Starkregen sichtlich mitgenommenen Bäche und Flüsse oder der Wiederaufbau zusammengefallener Stützmauern.
Bei der tagtäglichen Arbeit hat man bei der „Administration de la gestion de l’eau“ stets die 41 Pegelstationen und die Wasserstände in Luxemburg im Blick und alarmiert im Fall von Hoch-, aber auch Niedrigwasser. Angesichts der angekündigten hohen Temperaturen in der kommenden Zeit, nutzte Joëlle Welfring die Pressekonferenz für den Hinweis, dass in den kommenden Tagen wohl Warnungen wegen starker Hitze und Trockenheit ausgerufen werden könnten. Sie appellierte an die Verantwortung aller, gerade in solchen Situationen sparsam mit dem Wasser umzugehen.
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