Basketball / „Gelernt, auf meinen Körper zu hören“: Raphaël Martin über Verletzungssorgen und die Saison der Musel Pikes
Bei den Musel Pikes war man sich bereits in der Vorbereitung bewusst, dass keine leichte Spielzeit anstehen würde. Gleich zu Beginn des neuen Kalenderjahres steht nun ein „Big-Point-Spiel“ gegen Mamer auf dem Programm. Dabei können die Moselaner auch auf Raphaël Martin zurückgreifen, der in den letzten Wochen häufiger zum Einsatz kam, als man zu Beginn der Saison erwartet hatte.
Die Weihnachtspause ist vorbei und als erste Mannschaftssportler greifen die Basketballer 2024 wieder ins Spielgeschehen ein. Am Samstag und Sonntag steht in der Herren-LBBL bereits der 15. Spieltag auf dem Programm. Für einige Vereine geht es direkt zu Beginn des neuen Jahres bereits um alles oder nichts, so auch für die Musel Pikes. Der Mosel-Klub belegt derzeit in der Tabelle den vorletzten Platz. Für die Spieler von Trainer Phil Dejworek steht mit der Partie gegen Mamer am Sonntag sofort ein sogenanntes „Big-Point-Spiel“ an. Ein Sieg muss her, will man, anders als in den letzten beiden Jahren, nicht erneut in der zweiten Saisonhälfte im Play-down antreten.
Froh, sein Team dabei aktiv unterstützen zu können, ist Raphaël Martin, für den zu Beginn der Saison nicht klar war, ob er in dieser Spielzeit überhaupt eine Partie bestreiten könne. Der 29-Jährige litt im Herbst an den Folgen eines Bandscheibenvorfalls, der ihn bereits in der vergangenen Saison zu einer längeren Pause gezwungen hatte. „Ich war wirklich an einem Punkt angekommen, an dem ich meine aktive Karriere fast hätte beenden müssen, denn der Kosten-Nutzen-Faktor war einfach nicht mehr da. Ich hatte überall in meinem Körper Schmerzen.“
Gemeinsam mit seinem Physiotherapeuten fand Martin dann jedoch heraus, dass die Belastungen in den letzten Jahren für den Körper einfach zu viel waren. „Ich habe immer zu viel, zu lange trainiert. Vor der Arbeit, nach der Arbeit. Da ich Bademeister bin, bin ich dazwischen auch geschwommen, war im Fitness. Der Bandscheibenvorfall war auch ein Resultat davon, dass mein ganzer Körper einfach müde war.“ Inzwischen hat der 29-Jährige gelernt, mehr auf seinen Körper und die Warnsignale zu hören. „Ich trainiere nicht mehr jeden Tag und es ist nun viel besser geworden.“
Bandscheibenvorfall
Vor allem mental war diese Phase im Spätsommer 2023 für den Moselaner nicht einfach. Denn Raphaël Martin wurde in seiner Basketballkarriere immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen. „Es war nicht leicht für mich, da das Risiko bestand, dass ich nicht selbst über den Zeitpunkt des Karriereendes entscheiden kann, sondern gezwungen bin, aufzuhören.“
Doch Martin, der auf dem Spielfeld als waschechter Fighter bekannt ist, kämpfte sich zurück, war auch in der Vorbereitung stets bei der Mannschaft dabei. „Ich habe dem Trainer erst einmal als Assistent geholfen, was mir auch sehr viel Spaß gemacht hat. Danach ging es mit einer Trainingseinheit die Woche, schließlich mit zwei weiter.“ Ohne sich zu stressen, steigerte der 29-Jährige dieses Pensum allmählich und feierte tatsächlich schon Mitte Oktober sein Comeback auf dem Parkett. Viel früher, als wohl irgendjemand gedacht hätte. „Am Anfang waren es noch Kurzeinsätze von drei bis fünf Minuten. Inzwischen ist es mehr. Doch zum Glück werde ich keine 30 Minuten mehr spielen müssen“, gibt er mit einem Lachen zu.
Ich war wirklich an einem Punkt angekommen, an dem ich meine aktive Karriere fast hätte beenden müssen
In einer Zeit, in der so mancher Spieler seiner Generation freiwillig die Schuhe an den Nagel gehängt hat, ist bei Martin der Spaß an seinem Sport mehr denn je zurück. Und auch bei den Musel Pikes dürfte man froh sein, einen der erfahrensten Spieler wieder im Kader zu haben. Denn neben Tom Welter gilt Raphaël Martin als der Routinier im Team, der den jungen Spielern mit Rat und Tat zur Seite steht. So zum Beispiel auch Jeff Mathis, der aktuell ebenfalls an einem Bandscheibenvorfall leidet. „Ich versuche ihm zu erklären, dass er langsam machen soll. Denn diese Verletzung muss richtig ausheilen. Ich denke, ich bin im letzten Jahr wirklich zu früh wieder aufs Spielfeld zurückgekehrt.“
Knappe Niederlagen
Im Doppelpack mit Tom Welter, den er seit mehr als 20 Jahren kennt, versucht Martin, die vielen jungen Spieler im Team zu motivieren und voranzubringen. „Tom ist ein wenig zurückhaltender, ich spreche Sachen direkter an. Ich denke, wir ergänzen uns da gut“, erklärt der 29-Jährige schmunzelnd. Zwei Routiniers, die mit viel Herzblut bei ihrem Verein dabei sind, den sie bisher nie verlassen haben. Leute, die man auch in schwierigen Momenten braucht, so wie in dieser Saison, in der bisher gerade einmal drei Siege in 14 Partien herausgesprungen sind. Derzeit belegen die Moselaner somit den vorletzten Tabellenplatz, haben ganz viele Spiele aber nur knapp verloren. Gleich fünfmal kassierten die Pikes Niederlagen auf fünf oder weniger Zähler „Wir haben einige Spiele zum Schluss aus der Hand gegeben. Außer gegen Esch und Ettelbrück gab es jetzt keine Partie, in der wir untergegangen sind.“
Wo die Schwierigkeiten liegen, versucht Martin dann auch zu erklären: „Unser größtes Problem ist oftmals der dritte Profi. Wir hatten häufig den ersten und zweiten Ami gut im Griff, dann war es der dritte, der entscheidend war.“ Die Musel Pikes treten bekanntlich mit nur zwei Profi-Spielern an. „Zudem haben wir Probleme auf den großen Positionen. Hier ist uns eigentlich nur Gilles Kerschen geblieben, der dann immer wieder gegen die Profis spielen muss.“ Dabei hat man bei den Moselanern in dieser Saison jedoch endlich wieder zu einer gewissen Konstanz auf den Ausländerpositionen gefunden, denn mit Jalen Green und Tai Bibbs hat man anders als in den Jahren zuvor direkt die beiden passenden US-Spieler verpflichtet. Auch mit dem neuen Coach Phil Dejworek zeigt sich Raphaël Martin absolut zufrieden.
Anschluss nicht verlieren
Noch ist der Zug für die Musel Pikes nicht abgefahren. Im unteren Tabellendrittel liegen die Teams alle dicht beieinander. Mit einem Sieg gegen Mamer am Sonntag könnte man sich wieder in eine bessere Ausgangsposition bringen. „Ein Sieg ist Pflicht. Dabei ist Mamer mit den vielen Änderungen derzeit schwer einzuschätzen“, erklärt der 29-Jährige. Wechsel gab es bekanntlich auf dem Trainerposten, sowie mit der Verpflichtung des Ex-Spartaners Lavone Holland auch bei den Amis. Für Raphaël Martin steht jedenfalls fest, dass man sich so einfach nicht geschlagen geben möchte. „Ziel war von Anfang an der Klassenerhalt. Wir wussten, dass es nicht leicht werden würde, und wir werden alles dran setzen, den Anschluss jetzt nicht zu verlieren.“
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