Luxemburg-Stadt / Gemeinde Luxemburg präsentiert Mobilitätsplan: „Öffentlicher Transport hat Priorität“
Dafür sorgen, dass die Menschen in der Hauptstadt auch in Zukunft gut an ihr Ziel kommen – das ist der Zweck des neuen Mobilitätsplans der Stadt Luxemburg. Die Gemeindeverantwortlichen präsentierten das strategische Dokument am Mittwochmorgen bei einer Pressekonferenz im Bürgerzentrum am „Knuedler“. Und überraschten dabei mit einem sich andeutenden Mentalitätswandel.
Wie sollen die Transportwege in der Hauptstadt in den kommenden Jahren organisiert werden? Auf diese Frage liefert der Mobilitätsplan der Stadt Luxemburg Antworten. Am Mittwochmorgen wurde das rund 130 Seiten umfassende Papier vorgestellt, an dem mit den ersten Arbeiten im Sommer 2021 begonnen wurde. Das strategische Dokument enthält ambitionierte Vorhaben, verzichtet größtenteils aber auf das Nennen konkreter Daten. Worauf bis 2035 der Fokus liegen soll, wird allerdings klar: „Der öffentliche Transport muss Priorität haben“, sagte der städtische Mobilitätsschöffe Patrick Goldschmidt (DP) bei der Präsentation des Mobilitätplans. Ein Überblick dazu, was für die verschiedenen Transportmittel geplant ist.
Das Auto
Das Straßennetz von Luxemburg-Stadt ist an seinem Limit angekommen, wie Patrick Goldschmidt bei der Präsentation am Mittwoch aufgrund erfolgter Analysen feststellte: „Alle kommen überall hin. Aber zu Spitzenstunden – also von montags bis freitags – sind die Kapazitäten erreicht.“ Das unter anderem aufgrund der zahlreichen Pendlerinnen und Pendler, die für die Arbeit mit dem Auto in die Hauptstadt kommen. Ein weiterer Ausbau des Straßennetzes ist laut Mobilitätsplan nur schwer beziehungsweise gar nicht möglich. Auch, weil Platz für den öffentlichen Transport und die sanfte Mobilität bleiben muss. Die Gemeindeverantwortlichen sehen diese als Lösung, wenn trotz wachsender Bevölkerung der Verkehr auch 2035 reibungslos laufen soll. Parkplätze sollen vor allem den Gästen der Hauptstadt „nicht mehr wie auf dem Servierteller“ präsentiert werden. Sie sollen dem Mobilitätsschöffen zufolge „sozusagen dazu gezwungen werden, andere Maßnahmen anzunehmen“. Das Parkraummanagement soll analysiert und sich dabei gefragt werden, welche Änderungen nötig sind. Allgemein wird eine Verkehrsberuhigung der Stadtviertel angestrebt. Diese sollen dann auch besser aneinander angebunden werden.
Die Busse
Viel Wert wird laut dem Mobilitätsplan in den kommenden Jahren auf den Ausbau des städtischen Busnetzes gelegt. Während dieses wachsen wird, sollen Busse von außerhalb vermehrt an sogenannten „Pôle d’échanges“ am Stadtrand halten. Von dort aus geht es dann mit den „Autobus de la Ville de Luxembourg“ (AVL) ins Zentrum. Aber, so Patrick Goldschmidt: „Das heißt jetzt nicht, dass keine RGTR-Linien mehr in der Stadt fahren. Wenn es allerdings Möglichkeiten zur Verbesserung des Netzes gibt, wollen wir diese nutzen. Da gibt es extrem viel Potenzial.“ In einigen Jahren könnten Busse vermehrt über die Korridore der Tram fahren – der Mobilitätsplan sieht zumindest die „Prüfung gemeinsamer Trassen von Bus und Tram“ vor.
Das Rad
Neben dem Hauptpfeiler des öffentlichen Transports soll künftig die sanfte Mobilität eine große Rolle spielen. „Wenn wir unsere Ziele bis 2035 erreichen wollen, ist die Verbesserung davon sehr wichtig. Wir sehen viel Potenzial beim Fahrrad“, erklärte der Mobilitätsschöffe. In dem strategischen Dokument wird dem Rad gar das „Potenzial für eine echte Alternative zum Auto“ zugeschrieben. In einer Stadt, die sich laut Mobilitätsplan durch „kurze Entfernungen und größtenteils ebene Wege auf den Plateaus“ gut für das Radfahren eignet. Die Ausweitung des Fahrradnetzes mit separaten Radwegen auf den Hauptachsen ist vorgesehen. In den Stadtvierteln wird das hingegen weniger der Fall sein. Während stets eine Spur für den motorisierten Verkehr bleiben soll, werden Parkplätze zugunsten von Radwegen verschwinden. Explizit so sagen, wollte Patrick Goldschmidt das nicht. Er bevorzugte die Formulierung, dass das „auf Kosten des ruhenden Verkehrs“ geschehen wird. Außerdem sind das Aufstellen zusätzlicher Radständer und „Mboxen“ geplant. Auch soll das Radfahren in der Hauptstadt sicherer werden.
Zu Fuß
Die wohl sanfteste Form der Mobilität soll in Zukunft ebenfalls eine große Rolle spielen: der sogenannte Fußverkehr. So will die Gemeinde sicherstellen, dass Passantinnen und Passanten auf Gehwegen künftig mindestens 1,80 Meter Platz haben. „Vor allem in den älteren Vierteln haben wir Bürgersteige, die nicht den Normen entsprechen“, stellte Patrick Goldschmidt am Mittwoch fest. Um unter anderem Höhenunterschiede zu überwinden, sind zum Beispiel der Bau einer Brücke zwischen Cents und Kirchberg oder eines Liftes bei der „Gëlle Fra“ vorgesehen. An den Hauptachsen sollen zwischen zwei Zebrastreifen maximal 300 Meter liegen. Die Wartezeiten an Ampeln und die Dauer für das Überqueren von Straßen sollen optimiert werden. Mit weiteren Maßnahmen wie unter anderem einer besseren Berücksichtigung der Bedürfnisse von Passantinnen und Passanten bei Baustellen soll das Zu-Fuß-Gehen attraktiver werden.
Die Tram
Der öffentliche Transport muss laut Patrick Goldschmidt „massiv ausgebaut“ werden – und damit auch das Netz der Tram. Der Mobilitätsschöffe informierte am Mittwoch darüber, dass der Ausbau der Tramstrecke von der place de l’Etoile in Richtung Cloche d’Or und zurück Priorität hat. Die Gesellschaft Luxtram arbeitet aktuell an den Plänen dazu. Die Gemeindeverantwortlichen ließen allerdings durchblicken, dass einige Grundstücke an der route d’Arlon nicht der Stadt Luxemburg gehören – was allgemein eine Hürde bei der Erweiterung darstellen kann. Das Schaffen einer zweiten Tramstrecke in der Oberstadt durch die Avenue de la Porte-Neuve an der „Kinnekswiss“ vorbei, hat indes laut den Gemeindeverantwortlichen „bis 2035 keine Priorität“.
Der Zug
Der Zug wurde bei der Präsentation des Mobilitätsplans wenig bis gar nicht erwähnt, allerdings taucht auch dieses Transportmittel in dem strategischen Dokument auf. So wird darauf hingewiesen, dass die Eisenbahngesellschaft CFL, wie im nationalen Mobilitätsplan (PNM 2035) vorgesehen, den Hauptverkehr in die Stadt hinein und wieder hinaus abwickelt. Während die Bahnhöfe in Pfaffenthal und Cents in den vergangenen Jahren modernisiert wurden und sich der Hauptbahnhof im Umbau befindet, soll in Zukunft ein neuer Bahnhof in Hollerich entstehen. „Mehr Bahnstrecken werden angebunden“, heißt es im Mobilitätsplan zu dem Halt, an dem bisher nur der Zug nach Petingen stehen bleibt. Künftig soll die Verbindung nach Arlon hinzukommen. Mehr Informationen zur Mobilität in der Hauptstadt und den Plan gibt es unter vdl.lu. „Eine interessante Lektüre, die viel Freude macht“, versprach ein strahlender Patrick Goldschmidt am Ende der Präsentation am Mittwoch.
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