Weinbau / Gemischte Gefühle bei den Winzern: Gute Qualität, aber keine leichte Ernte
Die Traubenlese ist dieses Jahr nicht leicht. Es gibt viel Sortierarbeit und weniger Ertrag. Aber die Qualität ist gut. Das betonte auch Weinbauminister Claude Haagen (LSAP). Er war schon froh, beim alljährlichen Stelldichein am „Koeppchen“ in Wormeldingen und einem Glas Federweißer nicht wieder auf Hagelschäden, Spätfrost oder Überschwemmungen zurückblicken zu müssen.
Trotzdem spielt die Natur den Winzern nicht gerade in die Hand. Der Beruf ist schwieriger geworden, manche sprechen sogar von „Veränderungen“. „Über die Qualität können wir nicht klagen, aber es ist sehr viel Sortierarbeit beim Lesen“, bestätigt Jeff Konsbruck (35) von der Winery Jeff Konsbruck. Das gilt vor allem bei Lagen wie dem „Koeppchen“, mit zu 49 Prozent Gefälle.
Es ist eine Steillage, aber eine der besten Lagen für den Riesling. Der Regen im August hatte zu Fäulnis an den Rebstöcken geführt. Es dauert dieses Jahr länger, die Ernte einzufahren. „Mit der Mannschaft, die ich normal habe, lese ich am Tag einen Hektar, jetzt sind wir bei 60 Ar mit derselben Anzahl Erntehelfer“, sagt Konsbruck, der gleichzeitig der neue Vizepräsident der Vereinigung der Privatwinzer ist.
Zwischen 30 und 50 Prozent schätzt er seinen Verlust. In Flaschen heißt das: Normalerweise produziert er zwischen 6.000 bis 7.000 Liter pro Hektar. Dieses Jahr werden es nur zwischen 4.000-5.000 sein, bei manchen Weinbergen sogar nur 3.000 Liter. Sein Markenzeichen, der Weißwein namens „Orange“, wird er nicht produzieren, genauso wie Portwein und Rotwein. „Die Quantität ist zu gering“, sagt er.
Quantität geringer als sonst
Wird der Beruf schwieriger? „Ja, es wird sich etwas ändern, der Weinbau wird anders“, sagt Konsbruck. „Aber darin liegen auch Chancen.“ Bei den „Domaines Vinsmoselle“ ist das Bild das gleiche. Auf zwischen 20 und 30 Prozent schätzt der Generaldirektor der Genossenschaft, André Mehlen, den Verlust. Ein Schluck vom ersten Federweißer bestätigt die Fakten. Das Produkt aus Rivanertrauben schmeckt fruchtig, die Wetterkapriolen merkt man ihm nicht an.
Viel kolportiert wird der kommende Nachwuchsmangel bei den Winzern. Mehlen bestätigt ein „gewisses“ Alter bei den rund 180 Genossenschaftswinzern. „Das Problem ist reell“, sagt der Genossenschaftsmanager. „Wir sind dabei, uns gute Rahmenbedingungen zum Beruf des Winzers zu überlegen.“ So reizvoll wie möglich soll er in den kommenden Jahren werden, um junge Menschen für den Weinbau zu begeistern.
„Wir werden Fläche verlieren“, sagt Mehlen andererseits und wiederholt wie ein Mantra die gleiche Beobachtung, die auch Landwirte machen. „Die Betriebe werden weniger, dafür aber größer.“ Das Spannungsfeld ist aber komplexer. Gleichzeitig wird weltweit zu viel Wein produziert, der Konsum ist rückläufig und die Konkurrenz im Supermarktregal enorm. „Wir schauen über die Grenzen“, sagt Mehlen. „Der deutsche Markt ist sehr interessant für uns und die Konsumenten sind unvoreingenommen.“
Den deutschen Markt im Blick
Das klappt, denn Stichproben wie im Globus im benachbarten Losheim am See, knapp 40 Kilometer hinter der Grenze, ergeben, dass die Weine der Vinsmoselle dort präsent sind. Das löst aber die Bedenken nicht gänzlich auf, die Luxemburger Weine würden zu schlecht vermarktet, die Reputation sei nicht hoch genug – trotz aller Qualitätsbemühungen. Zitiert wird als Vorbild Südtirol, das sich in Italien zu einem der renommiertesten Weinbaugebiete hochgearbeitet hat.
„Das kann man nicht vergleichen“, sagt Mehlen. „Südtirol hat als Touristendestination einen Namen, Luxemburg ist vor allem wegen der Banken bekannt.“ Er verweist auf eine Studie von Ernest & Young. „Wir liegen mit unseren Ausgaben für das Marketing proportional zur Größe des Landes und des Weinbaugebietes genau im Mittelbereich“, sagt er. Trotzdem sei der Betrag für die jährlich rund 10 Millionen Liter Wein aus Luxemburg natürlich geringer als in größeren Gebieten.
Südtirol produziert 35 Millionen Liter jährlich, aus der Gegend rund um Bordeaux kommen jährlich 500 Millionen Liter Qualitätswein. Selbst dort setzt aber gerade laut Mehlen ein Umdenken ein. „Sie haben gerade knapp 10.000 Hektar Weinberge gerodet und wollen zukünftig mehr auf Weiß- und Crémantweine setzen“, sagt er. „Die schweren Rotweine finden nicht mehr genug Abnehmer.“ Der Weinbau wandelt sich also und auf die Winzer kommen Veränderungen zu.
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