Erinnerung / Geschichte anders erzählen: Das regionale Museum der Zwangsrekrutierten in Düdelingen mit neuem Konzept
Unter den Themen Evakuierung, Deportation, Reichsarbeitsdienst oder auch Zwangsrekrutierung können sich viele Jugendliche nicht mehr viel vorstellen. Das neugestaltete regionale Museum der Zwangsrekrutierten hat deswegen den Anspruch, gerade jüngeren Generationen die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges näherzubringen.
Ohne Zeitzeugen müsse eine ganz neue Methode entwickelt werden, um Geschichte zu vermitteln, sagt Historiker Jean Reitz im Gespräch mit dem Tageblatt. Letzten Monat wurde das regionale Museum der Zwangsrekrutierten nach seiner Neugestaltung wieder eröffnet.
Jean Reitz ist freischaffender Historiker und für die Stadt Düdelingen als Sachverständiger tätig. Den Auftrag der Neugestaltung habe er im Respekt dessen umgesetzt, was vorher bereits auf die Beine gestellt worden war. Die heutige „Amicale des enrôlés de force“ hatte bislang die Federführung für das Museum übernommen. Auch heute sind sie sehr involviert und während der Öffnungszeiten präsent. Zwischen der „Amicale“ und der Stadt Düdelingen besteht eine Konvention. Dadurch waren verschiedene Dienste wie Schreinerei, Informatik oder Kommunikation stark an der Neugestaltung des Museums beteiligt. Im Februar 2020 hatte sich Historiker Reitz einen ersten Überblick über alle Dokumente und Ausstellungsstücke verschafft. Der erste Schritt war dann die Inventur und das Archivieren des gesamten Bestandes.
Die eigentliche Idee zur Entstehung eines Museums kam im Jahr 1985 durch eine Ausstellung zum Thema. Daraus wurde eine definitive Ausstellung an verschiedenen Orten in Düdelingen. Um 2015 ist das Museum an seine heutige Adresse gezogen. Reitz hat die Ausstellung als chronologischen „Parcours“ konzipiert und so gestaltet, dass auch Schulklassen durchgehen können. Die wichtigsten Aspekte rund um den Zweiten Weltkrieg und um die Thematik der Zwangsrekrutierten werden anschaulich erklärt. Für jedes ausgestellte Foto finden sich in einem bereitgestellten Dossier zusätzliche Informationen: Durch QR-Codes bekommt jeder Besucher bequem auf seinem Handy Zugang zu Erläuterungen zur Ausstellung.
Da Zeitzeugen des Krieges nicht mehr lebten, hätten die Kinder und Jugendlichen von heute keinerlei Bezug mehr zum Krieg, erzählt der Historiker weiter. Das Erzählte stamme demnach nicht mehr aus erster Quelle. Deswegen ist im neuen Konzept ganz klar vorgesehen, dass Schüler der Grundschule wie auch die des „Secondaire“ das Museum besuchen sollen. Reitz ist gerade dabei, den Informationskatalog für Führungen durch das Museum zu vervollständigen. Geplant ist auch die Ausarbeitung eines pädagogischen Dossiers für die Grundschulen. Eine Zusammenarbeit mit dem Düdelinger „Lycée Nic Biever“ ist ebenfalls vorgesehen. Die Ausstellung eigne sich gut dazu, um den Jugendlichen Gewissensfragen zu stellen, wie beispielsweise „Wärst du Mitglied der Hitlerjugend geworden?“, oder auch „Wärst du in die Wehrmacht gegangen, oder nicht?“ Anhand dieser Fragen kann den Jugendlichen aufgezeigt werden, wie komplex die ganze Thematik ist. Dadurch werden sie damit konfrontiert, welche schwerwiegenden Entscheidungen die Jugendlichen von damals treffen mussten.
„Musée régional des enrôlés de force“
Adresse: 25, rue Dominque Lang, L-3505 Düdelingen
Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag und Freitag von 14.00 bis 17.00 Uhr
Der Eintritt ist frei
Guten Tag Herr Reitz,
meine katholischen Eltern, 1911 und 1916 in Luxemburg geboren, wurden durch die Aussagen im päpstlichen „Luxemburger Wort“ verpflichtet und gezwungen, kompromisslos nationalsozialistisch zu denken und zu handeln. Ein Katholik, der sich den Anordnungen des Papstes widersetzt, kommt in die Hölle. Ich gehe davon aus, dass die meisten luxemburger Zwangsrekrutierten Katholiken waren. Haben Sie, Herr REITZ, zu diesem existenziellen Konflikt der luxemburgischen Zwangsrekrutierten Aussagen von Betroffenen?
MfG
Robert Hottua