Mersch / Gespräch mit Bürgermeister Michel Malherbe: „Noch steht es gut um die Finanzen“
Die Gemeinde Mersch steht im Moment finanziell gut da. „Das wird sich aber wohl schnell ändern“, so Bürgermeister Michel Malherbe (DP) am Mittwochmorgen im Gespräch mit dem Tageblatt. „Zahlreiche Projekte werden zurzeit realisiert, doch es stehen ebenso viele noch aus, und die werden die Gemeindekasse natürlich belasten. Doch der Reihe nach.“
Am Mittwochmorgen haben wir an der Tür des Büros Nummer 101 des Merscher Rathauses angeklopft. Wir wollten mit Bürgermeister Michel Malherbe über den Haushaltsplan 2022 sprechen, der Mitte Dezember im Gemeinderat verabschiedet wurde. Es ging vor allem darum, die größeren Projekte dieser Zentrumsgemeinde näher zu beleuchten.
„Alle Projekte liegen mir am Herzen, doch eines hat sicherlich Priorität“, so Malherbe gleich zu Beginn. Damit war das neue Schulgebäude gemeint, das an dem Ort gebaut wird, wo einst die Albert-Elsen-Grundschule stand. Das neue Gebäude wird unter anderem über 25 Klassenzimmer und sechs Themenräume verfügen. Dazu kommen ein Schwimmbad (das für den Schulsport und auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird), eine Turnhalle und 40 unterirdische Parkplätze.
Auf einem angrenzenden 8 Ar großen Areal, das die Gemeinde per Erbpachtvertrag mit einer Dauer von 50 Jahren gemietet hat, entsteht der neue 300 Quadratmeter große Vereinsbau. „Ich schätze, dass die Arbeiten am Vereinsbau im kommenden Frühjahr beginnen“, so der Bürgermeister. Dieses Gesamtprojekt (Schule, Schwimmbad, Turnhalle, Vereinsbau) wird voraussichtlich 52 Millionen Euro kosten.
Erst Straße, dann Brücke
Die rue Grande-Duchesse Charlotte, die Hauptstraße im Kern der Ortschaft Mersch, wurde auf eine Breite von sechs Metern zurückgebaut, was beidseitig eine Verbreiterung der Bürgersteige erlaubte. Bäume und Ruhebänke sollen zum Verweilen einladen. Die Arbeiten, die über Monate hinweg für eine nicht unwesentliche Verkehrsbehinderung sorgten, gingen termingerecht über die Bühne und sind weitgehend abgeschlossen. Demnächst sollen dort die geplanten 18 Bäume gepflanzt werden. „Das werden die ,Champs Elysées‘ von Mersch“, so Michel Malherbe mit einem breiten Lächeln.
Doch Sekunden später nimmt das Gesicht unseres Gesprächspartners ernste Züge an. „Nun haben wir unsere zentrale Straße fast fertig, jetzt geht die Rede davon, dass die Straßenbauverwaltung demnächst mit der Erneuerung der Brücke am Ende der rue Grande-Duchesse Charlotte auf Höhe der ,Banque générale‘ beginnen wird. Es ist seit Jahren bekannt, dass diese Brücke erneuert werden muss, und die betreffenden Pläne liegen ebenso lang vor. Fragen sie mich nun bitte nicht, warum dies nicht zeitgleich mit der Instandsetzung der Straße geschehen konnte …“
Ein neuer Treff im Ortskern
Für den 2.2.2022 war die Eröffnung der Brasserie „Beim Méchel“ am gleichnamigen Platz fast gegenüber dem Rathaus geplant. Covid-bedingt habe man aber beschlossen, die Eröffnung erst einmal um einen Monat zu verschieben. Hierbei handelt es sich um eine Brasserie, für die die Gemeinde und die Gesellschaft „Concept Partners“ verantwortlich zeichnen. „Hier soll ein neuer Treffpunkt für Jung und Alt entstehen.“ Die sehr zentral und unweit von Parkplätzen gelegene Brasserie verfügt über 65 Sitzplätze im Erdgeschoss, in der ersten Etage gibt es zudem einen Raum mit rund 90 Plätzen – geeignet für kleinere Konzerte usw. – und eine Terrasse, auf der zwischen 100 und 150 Leute Platz finden können.
Die Villa Faber, die im Besitz der Gemeinde ist, wird instand gesetzt und zum Teil auch ausgebaut. Sie wird später das „Lieshaus“ sowie das Gemeindearchiv beherbergen. Ganz in der Nähe wird mittelfristig ein Konferenzzentrum entstehen, das u.a. über einen Versammlungsraum mit 200 bis 250 Sitzplätzen verfügen wird.
Was den Sportbereich anbelangt, so steht noch immer der neue Sportkomplex auf Merscherberg, gegenüber dem Großkaufhaus Listo, auf der Agenda. „Wir wären in diesem Fall bereits weiter mit den Planungen, doch im allerletzten Moment gab es einen Reklamanten, der meinte, das betreffende Areal liege im Wasserschutzgebiet. Jetzt müssen erneut weitere Studien gemacht werden, die nicht nur kräftig zu Buche schlagen, sondern auch zeitraubend sind.“
Zu erwähnen bleiben auch längerfristige Projekte, wie z.B. die Schaffung einer Industriezone auf Merscherberg (zwischen den Verteilern auf Höhe des Einkaufszentrums Topaze und den Gebäuden der Straßenbauverwaltung), dies zusammen mit den Nachbargemeinden Lorentzweiler und Lintgen, oder das Wohnbauprojekt „Rives de l’Alzette“, an dem die Gemeinde Mersch aber lediglich indirekt beteiligt ist. Auf dem früheren Areal des Agrocenters sollen rund 1.000 Wohneinheiten nebst Geschäftslokalen und Restaurants entstehen. „Hier sprechen wir von einem Projekt, das in seiner Gesamtheit wohl über die nächsten 15 Jahre in die Realität umgesetzt werden kann. Für die Gemeinde heißt das, dass die Bevölkerungszahl in dieser Zeitspanne allein durch dieses Bauprojekt um rund 2.000 bis 2.500 steigen wird, was natürlich bedingt, dass die Infrastruktur der Gemeinde dem angepasst werden muss“, so Michel Malherbe abschließend.
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