Coronakrise / Gesundheitsministerin Paulette Lenert: „Hätte uns denn jemand zugehört?“
Sommerferien gibt es in diesem Jahr für Gesundheitsministerin Paulette Lenert nicht so wirklich. Im Gespräch mit dem Tageblatt gibt sie zu, dass sich bei ihr und ihren Teams so langsam eine gewisse Ermüdung breitmacht, und erklärt, wie man sich auf eine dritte Welle im Herbst vorbereitet.
Tageblatt: Haben Sie eigentlich schon den Corona-Frust?
Paulette Lenert: (lacht) Etwas schon. Es sind lange Monate gewesen, die einen sehr ermüden. Eigentlich wären wir alle froh, wenn die Pandemie wieder vorbei wäre. Aber von Normalität sind wir noch weit weg.
Kaum waren Sie im Amt, schon kam die Krise. Ein schwerer Start?
Teilweise. Es wäre auch sonst genug zu tun gewesen im Gesundheitssektor. Doch dann kam die Pandemie und ich musste mich ganz darauf konzentrieren. Aber es hat auch einen Vorteil: Ich habe innerhalb kürzester Zeit alle Akteure des Sektors sehr viel schneller und besser kennengelernt, als es sonst der Fall gewesen wäre.
Haben Sie Angst vor einer dritten Welle im Herbst?
Wenn man sich ansieht, wie diese zweite Welle verläuft – die Zahlen sind erst angestiegen und dümpeln nun etwas erhöht vor sich hin – gehe ich eher davon aus, dass es in Zukunft mit kleineren Mini-Wellen weitergeht. Dass die Infektionszahlen auf null zurückgehen, ist eine Illusion. Aber genau vorhersagen kann ich es natürlich nicht. Viele Menschen sind im Urlaub, teilweise im Ausland. Werden sie sich dort an die Hygieneregeln halten? Werden wir erleben, dass das Virus wieder stark importiert wird? Das können wir alles momentan noch nicht wissen.
Stichwort Urlaubsrückkehrer: Nur 15 Prozent der ankommenden Flugpassagiere am Findel nehmen den Test-Voucher in Anspruch. Dennoch werden dort relativ viele Infektionen aufgespürt. Sollte Luxemburg diese Tests verpflichtend machen?
Wir möchten nicht so weit gehen, die Passagiere dazu zu zwingen, sich testen zu lassen. Das versuchen wir zu vermeiden und bauen auf den gesunden Menschenverstand. Aber wir wollen die Kampagne am Flughafen verstärken. Dazu haben wir die Studenten-Teams, die die Leute dazu motivieren sollen, sich testen zu lassen, verstärkt. In zwei Wochen ziehen wir Bilanz, ob dies auch das gewünschte Resultat mit sich bringt. Aber da die Anzahl der teilnehmenden Passagiere steigt, sind wir auf dem richtigen Weg.
Daneben haben wir weitere Aktionen gestartet: Beispielsweise mit den Arbeitgeberverbänden. Nach dem Kollektivurlaub können sich Arbeitnehmer über an die Arbeitgeber verteilte Voucher testen lassen. Wie viel solche Kampagnen bringen, werden wir dann am Ende in den Statistiken sehen.
Nun, wo das Large Scale Testing vor allem in stärker betroffenen Regionen und beim Auftreten von Clustern eingesetzt wird, werden auch mehr positive Fälle dadurch entdeckt. Wurde am Anfang zu chaotisch getestet?
Nein. Bei der ersten Phase hatten wir eine andere Strategie. Wir haben uns einerseits ein Bild darüber verschafft, wie die Lage im ganzen Land ist, und vor allem die Sektoren durchgetestet. Wir mussten so breitgefächert testen, um ein Gesamtbild zu bekommen. Jetzt, wo unsere Zahlen zeigen, wo das Virus geografisch verortet ist, testen wir die Haushalte durch. So können wir dort, wo das Virus stärker vertreten ist, engmaschiger und gezielter vorgehen. Das ist aber die logische Schlussfolgerung aus der ersten Erhebung.
Die Kommunikation der Regierung und des Gesundheitsamts wurde in den letzten Monaten immer wieder kritisiert. Hatten Sie die richtige Strategie?
Wir haben in den vergangenen Monaten viel auf die Beine gestellt. Rückblickend kann man eingestehen, dass wir mehr hätten tun müssen. In dem Moment, wo es etwas nachgelassen hat, hätten wir vermutlich intensiver kommunizieren müssen. Aber hätte uns denn jemand zugehört? Das weiß ich auch nicht. Wenn es kaum Neuinfektionen gibt, dann interessiert es die Menschen auch einfach weniger.
Objektiv sagt man natürlich, wenn die Zahlen wieder ansteigen, dass man besser hätte kommunizieren müssen. Aber einen richtigen Fehler in unserer Kommunikationsstrategie sehe ich nicht. Wir waren ja immer „am Ball“. Nun versuchen wir es mit zielgerichteteren Informationskampagnen, die unter anderem mit dem SNJ und dem Familienministerium ausgearbeitet wurden.
Merken Sie einen Corona-Frust in der Bevölkerung?
Nicht wirklich. Aber ich habe auch nicht viele Kontakte außerhalb meines Arbeitsumfelds. Die Nachrichten der Bevölkerung, die mich erreichen, sind immer noch sehr ermutigend und zeigen viel Solidarität. Manche haben sich an mich gewendet, weil es vereinzelt Probleme mit der Terminvereinbarung für den Coronatest gab, aber das war eher selten und ein normales technisches Problem, dass mal vorkommt. In unseren Teams macht sich eine gewisse Erschöpfung breit, was aber verständlich ist, weil manche schon wochenlang, oft auch am Wochenende, im Einsatz sind. Das ist normal. Aber einen Corona-Frust sehe ich nicht.
Paulette Lenert
Paulette Lenert wird nach den Wahlen im Oktober 2018 am 5. Dezember zunächst Ministerin für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Angelegenheiten sowie Ministerin für Verbraucherschutz. Nach dem Rücktritt von Etienne Schneider übernimmt sie am 5. Februar das Amt der Gesundheitsministerin. Die 52-Jährige bleibt an der Spitze des Verbraucherschutzministeriums und wird beigeordnete Ministerin für soziale Sicherheit, gibt aber den Posten in der Entwicklungszusammenarbeit ab.
Vor ihrer Zeit als Ministerin war Lenert als Juristin tätig und arbeitete mehrere Jahre als Regierungsrätin in verschiedenen Ministerien. Ihre Ernennung zur Ministerin löste Spannungen innerhalb der LSAP aus, da sie innerhalb der Partei keine Führungsrolle inne und nicht bei der Parlamentswahl kandidiert hatte. Seit Januar 2019 ist Lenert Vizepräsidentin der LSAP.
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Die Frau macht einen guten Jop Respekt
Wieso diese sture Weigerung die Tests obligatorisch zu machen? Ist der Schutz der Bevölkerung vor Heimkehrern aus RICHTIGEN (!!!) Risikogebieten denn gar nichts wert? Welche Ideologie steckt da dahinter? Das bringt einen wirklich auf die Palme!!!
Erste Welle,zweite Welle,dritte Welle,Miniwellen….Man glaubt sich beim Surfen. Wir haben ein Virus und sind dabei durchinfiziert zu werden.Wir müssen die Risikogruppen schützen und durch die,anscheinend unmachbaren,drei Regeln die Geschwindigkeit dieser Infizierung reduzieren.Menschen die dem Virus nichts entgegen zu setzen haben werden krank oder sterben sogar.Wie bei der „normalen“ Grippe.Im Winter kommt der Impfstoff und dann geht’s wieder bergauf.
Frau Lenert, es ist schön wenn Sie die Solidarität bei Menschen aus der Bevölkerung finden, jedoch sind es nicht die , die Corona verbreiten, es sind die, die nicht solidarisch sind und hier muss leider mit harten Strafen vorgegangen werden. Selbst bin ich ein freiheitsdenkender Mensch und gegen Kontrolle, nur wenn ich lese 150 bis 190 Leute im Baambësch, bei einer Party, dann sollte mal ein Beispiel mit hohen Strafen statuiert werden und nicht nur von 150 Euro sondern eher so das auch alle Unkosten bezahlt werden von Polizei, Test die anstehen, Nachverfolgung der Corona Trasse, also minimum 3000 Euro und dies wäre dann im Sinne der Menschen die Tage ohne Unterbrechung arbeiten müssen und teils in Gefahr wegen Corona und denen die solidarisch helfen Corona zu vermeiden. Es ist halt so, dass viele Menschen es nicht anders verstehen, wenn es in der Geldbörse ni ht weh tut. Ansonsten gibt es dann nur wieder die Möglichkeit von einem Lockdown, arbeiten gehen ja, aber sonst halt zu hause bleiben, wie man es auch in den Niederlanden droht. Sehe das kritisch, da Menschen drunter leiden, die alles tun um Corona zu vermeiden, aber hierzu würde es auch Lösungen geben diesen menschen Ausnahmen zu erteilen, jedoch Strafen zu verhängen wie schon geschrieben wäre ein schneller efizienter Ansatz um zur Normalität zurück zu kommen.
Eng Pandémie an eng Atombomm follegen dem Exponentialgesetz. Sou laang et begrenzt ass, da kann een et kontrolléieren. D‘ Atomkärspaltung gëtt zum Beispill zu Cattenom a Grenze gehal. Fir dat ze erreechen sinn vill Secherheetsventiller hannertenee geschallt, vir dat jo nëmme näischt geschitt. Et gëtt och reegelméisseg kontrolléiert an informéiert. Europäesch Normen!
Bon, ech hätt jo léiwer Cattenom wier zou, awer wat dulde mer net alles fir ons helleg Wirtschaft um Lafen ze halen.
Elo zum Virus. Do huet d ’Santé beschloss, de Misère ënnert Kontroll lafen ze loossen. An anere Wieder, eng kleng Wellche no der anerer. Krunn op, Krunn zou.
Bon, et wier besser de Virus aus Europa ze verdreiwen, awer wat maache mer net alles fir ons helleg Économie?
Just eng Feststellung: Wann ech kucken, wéi vill Sécherheet zu Cattenom verlaangt a geleescht gëtt, a wann ech vergläichen wat zum Beispill an de Schoulen geleescht oder och nëmme geplangt gëtt, da kréien ech Angscht.
Siie haben absolut recht, Frau Lenert: kaum jemand hätte Ihnen zugehört. Und Allzuviele hören leider auch jetzt nicht auf Sie. Es gibt so viele Allesbesserwisser, Bornierte, Uneinsichtige und Anhänger der Verschwörungungstheorie. Die Frustratinsschwelle ist sehr niedrig angesiedelt, jedes noch so berechtigtes Verbot ist für Viele ein Eingriff in ihre persönliche Freiheit, die dort aufhört, wo die der anderen beginnt.