Luxemburg / Gesundheitsministerium: Konzept für Umweltklinik steht
Seit Jahrzehnten dauert der Kampf um eine „Umweltklinik“. Betroffene haben mit ihren Beschwerden oft einen Ärztemarathon hinter sich, suchen nach Anlaufstellen und Hilfe. Die DP-„dei gréng“-LSAP-Koalition hat eine solche Einrichtung im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Trotz mehrerer Planänderungen soll jetzt ein Konzept vorliegen.
Multiple Chemikaliensensibilität (MCS), chronisches Müdigkeitssyndrom (CFS) oder elektromagnetische Hypersensitivität (EHS): Die Diagnosen von Menschen, die unter Umweltgiften leiden, klingen sperrig. Seit Jahren kämpfen die Patienten für eine Anlaufstelle. Zwei parlamentarische Anfragen in 2019 und 2021, einen Direktorenwechsel am beteiligten Krankenhaus CHEM in Esch und eine Anhörung im Parlament später scheinen die Pläne für eine Umweltklinik nun konkret zu werden.
Die Nachricht ist brandneu. Mitte Mai 2022, also diesen Monat erst, hat die im Krankenhausgesetz verankerte „Nationale Abteilung Umweltmedizin“ des CHEM dem Gesundheitsministerium ein Konzept vorgelegt. Das teilt die Behörde auf Anfrage des Tageblatt am 25. Mai 2022 mit. In der schriftlichen Antwort heißt es weiter: „Das Konzept wurde von einem wissenschaftlichen Beirat validiert und das CHEM ist in Kontakt mit der Uniklinik Leuven (B). Die Umweltklinik wird dieses Konzept progressiv in 2022 umsetzen.“
Das lässt hoffen. Zuletzt hatte eine Anhörung im Parlament das Thema wieder in die Aktualität katapultiert. Der „déi gréng“-Abgeordnete Marc Hansen, selbst Apotheker, hatte die Umweltklinik Anfang Februar 2022 in die politische Debatte gebracht. Er mahnte damals die Grund- und Weiterbildung für Ärzte und Gesundheitsberufe auf dem Fachgebiet der Umwelterkrankungen an, berief sich auf den Plan, die Umweltklinik mit „Clean units“ und sechs Räumen im CHEM verwirklichen zu wollen, und mahnte eine „Nomenklatur“ für erstattungsfähige Analysen und Behandlungen an.
Das geht aus einer Pressemitteilung hervor, die Hansen zusammen mit seinem Parteikollegen Sven Schiltz einen Tag vor der Anhörung im Parlament in den Medien streut. Äußerungen des erst seit 2021 auf diesen Posten berufenen CHEM-Direktors René Metz hatten für Wirbel gesorgt. Es entstand der Eindruck, dass das Spital gar kein Interesse mehr an einer Umweltklinik hätte. Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) musste sich rechtfertigen.
Konzept in Zusammenarbeit mit dem „Laboratoire national“
Es werde ein Konzept geben, das in enger Zusammenarbeit mit der Uni.lu und dem „Laboratoire national de santé“ (LNS) in Düdelingen ausgearbeitet werde, hieß es im Februar aus der „Chamber“. Immerhin liegt jetzt eins vor. Konkrete Details dazu gibt es keine aus dem Ministerium. Sie werden „bald offiziell vorgestellt“, heißt es in der Antwort auf die Tageblatt-Anfrage weiter. Was den schmallippigen Antworten noch zu entnehmen ist, ist, dass das LNS am Konzept beteiligt ist.
Ob es beim ursprünglichen Plan bleibt, nach dem bis zur Fertigstellung des Südspidols im Niederkorner Spital eine Einheit mit zwei stationären und sechs Behandlungsplätzen entstehen soll, ist nicht klar. Auf die Frage danach antwortet das Gesundheitsministerium: „Im Rahmen des Konzeptes der Umweltklinik und des wissenschaftlichen Beirates wird die Umsetzung dieser Anforderung thematisiert und die Ausführungsmodalitäten geplant werden.“
„Detaillierte Patientenflüsse für Umweltambulanz und Umweltklinik“ seien ausgearbeitet worden und ein „progressiver Aufbau der Sprechstunden ist in der Umsetzung“, heißt es aus der Behörde weiter. Zum Punkt der „Nomenklatur“ für erstattungsfähige Analysen und Behandlungen der beiden grünen Abgeordneten halten sich die Verantwortlichen bedeckt.
„Es gibt zu diesem Zeitpunkt keine offiziellen Anfragen für eine Anpassung der Nomenklatur“, heißt es auf die Frage danach. Das kann man so oder so lesen. Entweder gibt es schon ein Verfahren, um die Leistungen für die Patienten abzurechnen und es gibt deshalb keinen Bedarf für Anfragen oder es gibt noch nichts. Es darf also mit Spannung auf die Details gewartet werden, die es in naher Zukunft geben soll.
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