Asbest in der Villa Louvigny / „Gesundheitsrisiko für frühere Nutzer kann ausgeschlossen werden“
Asbest in Wandfarben, Ummantelungen und Teppichkleber: In der Villa Louvigny arbeitet derzeit ein Spezialtrupp zur Asbestentsorgung. Gefahr hat zuvor keine bestanden, erklärt die zuständige Ministerin. Auch der Umbau soll sich deshalb nicht verzögern.
Wie groß ist die Asbestbelastung in der Villa Louvigny? Das wollen die beiden LSAP-Abgeordneten Yves Cruchten und Mars Di Bartolomeo von Yuriko Backes wissen, der Ministerin für öffentliche Arbeiten. Laut den beiden Parlamentariern seien vor dem Gebäude Schilder aufgehängt worden, die „Passanten darüber informieren, dass in Kürze Asbestsanierungsarbeiten“ beginnen. Die Villa Louvigny in Luxemburg-Stadt war vorher Hauptquartier des Gesundheitsministeriums, früher lange Jahre der Sitz von RTL. Jetzt wird sie zum Kulturzentrum umgebaut.
Yuriko Backes antwortet: „Während der vertiefenden Untersuchungen wurden Sondierungen im Gebäude gemacht. Dabei wurde an verschiedenen Stellen und in verschiedenen Formen Asbest lokalisiert.“ So sei festgestellt worden, dass die Wände des kleinen Studios mit einer Farbe auf Asbestbasis beschichtet sind. Im Heizungsraum sei Asbest in der Ummantelung der Heizungsrohre gefunden worden. Auch in einigen Fugen der Lüftungskanäle seien Asbestreste gefunden worden. „Darüber hinaus wurde in einem anderen Raum im Untergeschoss Asbest im Klebstoff des Teppichbodens festgestellt.“
So gefährlich ist Asbest
Asbest ist eine natürliche Mineralfaser, die früher aufgrund ihrer niedrigen Kosten und ihrer physikalischen und chemischen Eigenschaften (u.a. hitzefest bis ca. 1.000 Grad) häufig eingesetzt wurde. Asbest wurde über 130 Jahre lang intensiv eingesetzt. Tausende von Produkten mit Asbest wurden für die industrielle oder private Verwendung hergestellt. Eine auch nur geringe Konzentration an Asbest ist gesundheitsschädlich. Die Asbestfaser ist sehr fein (bis zu 2.000 Mal feiner als ein Haar), aber relativ lang (bis zu 0,02 mm). Aufgrund ihres geringen Umfangs kann sie tief in die Atemwege gelangen bis hin zu den Lungenbläschen. Asbestfasern können schwere Erkrankungen nach sich ziehen, insbesondere im Bereich der Atemwege.
Die ersten Krankheitssymptome treten meist erst nach 20 bis 40 Jahren nach dem Kontakt mit dem Asbest auf. Asbestzement ebenso wie alle asbesthaltigen Produkte sind in Luxemburg seit 2001 verboten. (Quelle: Inspection du travail et des mines)
Das Problem sei bei der Präsentation des Projekts, das das historische Gebäude in ein Kulturzentrum verwandeln soll, noch nicht bekannt, sagt Backes. Die Untersuchungen seien erst Ende 2023 vorgenommen worden, die Vorstellung des Projekts war im Juli 2023. Laut der Ministerin müssten sich Menschen, die zuvor in der Villa gearbeitet haben, aber keine Sorgen machen: „Ein Gesundheitsrisiko kann für die früheren Nutzer des Gebäudes grundsätzlich ausgeschlossen werden, da der Asbest in einer nicht zugänglichen Weise und ohne direkten Kontakt mit den Nutzern eingesetzt wurde.“
Auch auf den Zeitplan der Sanierung habe die Entdeckung keinen Einfluss.
Die Villa Louvigny
Die 100 Jahre alte Villa Louvigny im Luxemburger Stadtpark diente einen Großteil ihrer Geschichte als Firmensitz und Funkhaus von RTL. Der Gebäudekomplex bestand nicht nur aus Verwaltungsräumen, sondern auch aus Studios und einem großen Konzertsaal. Dort wurde in den 1960er-Jahren sogar zweimal der „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ ausgetragen. Künstler wie Udo Jürgens oder die Rolling Stones machten im Auditorium Aufnahmen. Bis 2005 beheimatete die Villa auch das Luxemburger Symphonieorchester. 2018 klassierte die Regierung sie als nationales Denkmal. Damals residierte noch das Gesundheitsministerium in dem schmucken Bau. Das ist inzwischen an zwei andere Standorte gezogen.
Beim Umbau soll das „Erbe“ des Gebäudes erhalten bleiben, erklärten die damaligen Minister François Bausch und Sam Tanson im Sommer 2023. Der Bau soll aber auf den Standard des 21. Jahrhunderts gebracht werden. Die Neugestaltung soll die Villa Louvigny in einen „kulturellen Ort verwandeln, der sich der Kreation, der Produktion und dem kulturellen Experiment widmet und gleichzeitig Proberäume für die darstellenden Künste (Musik, Tanz, Theater und Zirkus) bietet“. Der Standort soll in Zukunft das „lx – Arts Council Luxembourg“ beherbergen, Verwaltungs- und Coworking-Räume sollen von professionellen kulturellen Verbänden und Netzwerken belegt werden.
Das Thema Asbest beschäftigt derzeit auch einen weiteren Minister. Der Piratenabgeordnete Ben Polidori fragt Umweltminister Serge Wilmes, ob bekannt ist, wie viele Häuser im Land mit Eternit oder anderen asbesthaltigen Materialien gedeckt sind. Grund für Polidoris Frage ist ein Scheunenbrand in Leudelingen. Einen Tag nach dem Feuer seien die Bewohner im Umfeld gewarnt worden, dass nach dem Brand Asbest gemessen worden sei. Das Dach der Scheune sei mit Eternit gedeckt gewesen.
Wie viel Eternit in Luxemburg verbaut ist, ist jedoch nicht bekannt: „Dazu gibt es keine Informationen“, sagt Wilmes in seiner Antwort am Dienstag. Zu der Zeit, als Eternit ein gängiges Baumaterial war, gab es keine Verpflichtung, eine Verwaltung über die Nutzung zu informieren – oder die Nutzung zu dokumentieren. Eternit ist ein Asbestzement, der vor allem in Fassadenplatten oder Dachbedeckung genutzt wurde. Laut Wilmes geht von dem Material aber nur Gefahr aus, wenn „daran gearbeitet oder seine Struktur zerstört wird“. Bei einer Sanierung müsse das Eternit auf korrektem Weg entsorgt werden.
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