OGBL / Gewerkschaft sieht sich für die Zukunft gestärkt
Zwei Wochen nach den Sozialwahlen ist das Nationalkomitee des OGBL zusammengetreten, um die Resultate für die Personaldelegationen in den Betrieben zu analysieren. Sicher ist, dass die größte Gewerkschaft auf ganzer Linie gewonnen hat.
„Einen entscheidenden Moment“ für die Gewerkschaften nannte Nora Back die Sozialwahlen. Sie ließ, nachdem das OGBL-Nationalkomitee am Dienstagmorgen am Hauptsitz in Esch getagt hatte, die Veranstaltung noch mal Revue passieren und lobte die „gute Stimmung“ vom Vormittag. Kein Wunder, denn die größte Gewerkschaft des Landes konnte ihre Machtposition ausbauen. Ein Erfolg, der wichtig ist, schließlich gilt es, sich in naher Zukunft warm anzuziehen bei all den Kämpfen, die anstehen. „Wir konnten zeigen, dass wir stark aufgestellt sind und wie groß unser Handlungsspielraum in den Betrieben in den nächsten fünf Jahren ist“, so die OGBL-Präsidentin. Grund zu feiern habe der OGBL allemal, sagte Nora Back. Der Erfolg ließe sich auch in Zahlen ausdrücken.
Nach dem gestrigen Stand – noch nicht alle Resultate waren bis zu diesem Zeitpunkt eingegangen, auch nicht diejenigen von der Arbeitnehmerkammer – kann der OGBL 2.268 effektiv gewählte Personaldelegierte und 2.035 Ersatzdelegierte verzeichnen. „Eine bemerkenswerte Zahl“, so Back. „Das sind fast 300 effektiv gewählte mehr als noch im Jahr 2019, was ein Plus von 15 Prozent bedeutet. Ein Superresultat.“ In den Sektoren, in denen der OGBL bereits am stärksten war, konnte er seine Mehrheit konsolidieren oder gar seinen Vorsprung ausbauen. „In manchen Sektoren sind wir allein“, erklärte die Gewerkschaftschefin. „In anderen sind wir zum ersten Mal vertreten. Das ist eine Anerkennung des OGBL durch die arbeitenden Menschen in Luxemburg.“
Als großen Erfolg zu bezeichnen ist sicherlich der Durchbruch, den der OGBL bei Amazon erzielen konnte. Der ist bei dem mit etwa 4.500 Beschäftigten zweitgrößten privaten Arbeitgeber hierzulande – „aber eine Welt für sich“, so die OGBL-Chefin – nun mit fünf Personaldelegierten vertreten. Ein starkes Zeichen in einem schwierigen Umfeld. „Viele Beschäftigte hatten dort mit Gewerkschaften bisher nichts am Hut“, stellte Nora Back fest. Schon eine Liste aufzustellen, sei demnach ein Erfolg gewesen. Nun hat der OGBL fünf Delegierte in der Personalvertretung.
Erfolgsquote von 71 Prozent
Die OGBL-Präsidentin nannte eine Erfolgsquote von 71 Prozent ihrer Gewerkschaft, was die Chance auf einen Erfolg bedeutet, wenn man sich auf der Liste des OGBL für die Sozialwahlen aufstellen lässt. Sie ging im Schnelldurchlauf durch die einzelnen Sektoren: angefangen mit der Stahlindustrie, die seit jeher allein schon historisch eine große Bedeutung für ihre Gewerkschaft hat. Als Beispiel nannte Back den alten Stahlgiganten ArcelorMittal, wo sich der OGBL dieses Mal zwölf Sitze sicherte, der LCGB hingegen acht.
Sie kam sowohl auf den Industriesektor zu sprechen, der in den vergangenen 25 Jahren von einem deutlichen Anstieg der Beschäftigung geprägt war (nach Angaben der Adem in den Jahren 2000 bis 2023 um sage und schreibe 90 Prozent), aber zuletzt auch immer wieder von der Gefahr des Stellenabbaus bedroht war, als auch auf das Handwerk: „Hier hat uns das Patronat Konkurrenz gemacht, indem es eigene Listen aufstellte mit Kandidaten, die komplett auf der Seite der Arbeitgeber sind.“ Die positiven Resultate in manchen Bereichen, wo der OGBL bisher noch nicht Fuß gefasst hatte, stimmen die linken Gewerkschafter zuversichtlich. In anderen Bereichen, wo sie schon gut vertreten waren, konnten sie ihr Ergebnis verbessern, unter anderem im Gesundheitsbereich.
Die Rückenstärkung kommt zum richtigen Zeitpunkt. „Denn harte Zeiten kommen auf uns zu“, weiß Nora Back. Allgemein habe sich der Ton verschärft, stellt sie fest. „Die Vertreter des Patronats spüren Rückenwind“, fügte sie hinzu – wohl wissend, dass die Anzeichen der Regierungspolitik Wasser auf die Mühlen der Arbeitgeber sind, aber für den sozialen Frieden eher unruhige Zeiten erwarten lassen.
Nora Back kam zuletzt auch auf die sogenannten neutralen, gewerkschaftsunabhängigen Personaldelegierten zu sprechen, die vor allem da stark waren, wo nach Majorzprinzip gewählt wurde. Sie bilden nach Worten der OGBL-Präsidentin jedoch keinen Block, sondern seien einzelne Kandidaten, von denen sich jeder aus individuellen Gründen habe aufstellen lassen. In den Proporzbetrieben ist und bleibt der OGBL hingegen mit Abstand am stärksten.
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