Cargolux / Gewerkschaften bleiben hart – und bereiten sich auf längeren Streik vor
Die Belegschaft der Cargolux hat wie angekündigt am Donnerstagmorgen die Arbeit niedergelegt. Die Versuche der Unternehmensleitung, den Streik zu brechen, sind demnach endgültig gescheitert.
Die Cargolux-Belegschaft ist geeint im Streik. Gegen 6 Uhr morgens ereilten die Gewerkschafter die Nachricht, dass bei Schichtbeginn am Findel das Bodenpersonal nicht zur Arbeit erschienen ist. Im Laufe des Morgens füllte sich dann die Zufahrt vor den Cargolux-Headquarters mit Gewerkschaftern von OGBL und LCGB, die sich mit dem Personal der Cargolux solidarisierten. 800 Streikende sollten es sein, als sich der LCGB-Vertreter Paul de Araujo und die OGBL-Vertreterin Michelle Cloos an die Menge wandten. Die Message, die zwischen Trillerpfeifen, Applaus und Jubelgeschrei durchdrang, war klar: Die Gewerkschaften wollen streiken, bis ihre Forderungen erfüllt sind.
Dass der Arbeitskampf kein bloßer Warnstreik ist, unterstrichen die Gewerkschafter am Donnerstagabend. Aus den drei Zelten inklusive Grill wurde ein kleines Lager, bestehend aus elf Zelten. „Wir briefen die Nachtschicht und werden auch weiterhin hier bleiben und streiken“, sagte Michelle Cloos gegenüber dem Tageblatt. Anzeichen aus den Headquarters, dass sich die Direktion auf eine weitere Verhandlungsrunde einlassen würde, gab es zu dem Zeitpunkt noch keine. Dadurch dass die Cargolux auch Piloten in den Streit einbinden konnte, stand aber nicht nur der Betrieb in Luxemburg still. Insgesamt zwölf Flugzeuge sind am Donnerstagmorgen nicht wie geplant abgehoben, von Houston über Chicago, Dubai bis Hongkong zeigten sich Piloten solidarisch mit der Belegschaft in Luxemburg. Lediglich ein Flugzeug hob am frühen Donnerstagmorgen noch ab – dies, weil mit Pferden eine sensible Fracht an Bord war.
Forson hat sein Personal vernachlässigt, das darf nicht so hingenommen werden
„Selbst zuzuschreiben“
„Dieser Streik kann sich der Generaldirektor der Cargolux, Richard Forson, selbst zuschreiben“, rief der LCGB-Gewerkschaftssekretär Paul de Araujo der geeinten Meute aus OGBL- und LCGB-Sympathisanten zu. Zu keinem Zeitpunkt habe sich Forson für die Verhandlungen interessiert. Erst in der letzten Schlichtungsrunde, als die Absicht eines Streikes bekannt gewesen sei, sei er aufgetaucht und sich als großen Verhandler inszeniert. „Forson hat sein Personal vernachlässigt, das darf nicht so hingenommen werden.“
Schlimmer noch sei der Versuch gewesen, das Personal durch die Bekanntgabe der „Profit-Share“-Bonuszahlungen in der Öffentlichkeit als gierig darzustellen. „Der CEO hat wohl vergessen, dass diese Klausel auf eine Initiative der Cargolux zurückgeht“, sagte de Araujo weiter. „Damit jetzt Sozialneid provozieren zu wollen, ist inakzeptabel.“ Auch seien weitere Bonuszahlungen aufgrund des Investmentplans der Cargolux keinesfalls gesichert. Eine Prämie sei keine dauerhafte Gehaltsaufbesserung. Die Gewerkschaften würden zudem keine unverhältnismäßigen Forderungen stellen, sondern die exakt gleichen Gehaltsaufbesserungen wie bei den Kollektivvertragsverhandlungen 2019. „Und das war in einem Firmenjahr, in dem es der Cargolux weitaus schlechter ging als heute“, so de Araujo.
Die Forderungen der Gewerkschaften lauten folgendermaßen:
– eine sechsprozentige Gehaltserhöhung ab dem 1. Januar über einen Kollektivvertragszeitraum von vier Jahren;
– ein vertraglich gesicherter Inflationsschutz, sollte eine Obergrenze von einer Regierung eingeführt werden;
– eine überarbeitete Gehaltstabelle, die das Dienstalter der Mitarbeiter berücksichtigt – die Gehaltserhöhung von sechs Prozent würde um die Kosten der von der Gewerkschaft vorgeschlagenen Gehaltstabelle gekürzt;
– ein Mitentscheidungsrecht für die Gewerkschaftsvertreter für eine betriebsinterne Homeoffice-Regelung.
Ihr seid die Cargolux, ohne euch hebt kein Flieger ab, ohne euch macht die Cargolux keinen Profit
Sozialdialog statt Streik
In den Streik zu treten, sei keine einfache Entscheidung gewesen, sagte Michelle Cloos vom OGBL. „Besonders in einem Land, in dem wir den Sozialdialog hochhalten“, rief die Gewerkschafterin den Streikenden zu. „Wenn jedoch alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden, muss man seinen Mut eben in die Hand nehmen.“ Es sei ein Hohn, dass es in einem Unternehmen mit staatlichem Aktionariat zu einer solchen Situation habe kommen müssen. Letzten Endes habe das Personal aber eins bewiesen: „Ihr seid die Cargolux, ohne euch hebt kein Flieger ab, ohne euch macht die Cargolux keinen Profit.“
Sechs Prozent seien, anders als von der Unternehmensleitung dargestellt, keinesfalls übertrieben. Nicht zuletzt sei die Cargolux die Versorgungsbrücke Luxemburgs während der Pandemie gewesen. „Wir hängen jetzt ein Preisschild an die geleistete Arbeit“, so Cloos. „Ein Dankeschön reicht nicht mehr.“ Den Streik hätte Forson abwenden können, schlägt Cloos in die gleiche Kerbe wie ihr Vorredner. „Er zieht es jedoch vor, schlecht über seine Angestellten zu reden, um diese in der Öffentlichkeit schlecht darzustellen.“
Am Mittwoch soll die Unternehmensleitung laut Tageblatt-Informationen versucht haben, den Streik zu brechen. So sollte der Flugbetrieb mit Cargolux Italia weitergeführt werden. Ein Versuch, der jedoch scheiterte, da sich Cargolux Italia mit dem streikenden Personal in Luxemburg solidarisierte. Wie lange der Streik andauern wird, ist derzeit noch unklar. Die Fronten scheinen verhärtet. Obwohl der Verwaltungsratsvorsitzende der Cargolux, Tom Wiesgerber, vor Ort gewesen sein soll, ist aus der Management-Etage kein Zeichen auf eine Wiederaufnahme der Verhandlungen nach außen gedrungen.
Stattdessen teilte die Cargolux am Donnerstagnachmittag per Pressemitteilung mit, dass den Gewerkschaften eine fünfprozentige Erhöhung „mündlich“ am 12. September mitgeteilt wurde. Das offizielle Angebot sei schließlich schriftlich am Mittwochabend – nach Ankündigung des Streiks – an die Gewerkschaften verschickt worden. OGBL und LCGB hatten dementiert, dass das letzte offizielle Angebot vor der Streikankündigung eine vierprozentige Erhöhung seitens der Direktion gewesen war. Über die weiteren Streitpunkte schweigt das Unternehmen bisher weiterhin.
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Totaler Nonsens von Frau Cloos!
„Ihr seid die Cargolux, ohne euch hebt kein Flieger ab, ohne euch macht die Cargolux keinen Profit“. Richtig, und so müsste der Satz weitergehen „und wenn wenn die Cargolux keinen Profit macht dann wird sie kleiner werden, eventuell schliessen, und viele von euch werden arbeitslos sein oder mit viel niedrigeren Gehälter hier oder im Ausland enden. Viel Glück“.
Weniger ist mehr. Da Cargolux den gesamten Cargocentre übernehmen will ; Qatar, China, SilkWayWest Cargo und Gott weiss welche Cargo Boeings noch an Land gezogen werden…. Alles noch zusätzlich “aufgebauscht” werden wird… gibt es nur eins : “Schrumpft euch Gesund!” Bleibt überschaubar. Und wenn sie euch morgen befehlen, erneut zu wachsen, auf Kosten der Lebensqualität und Klima – sagt NEIN !
Wenn eine Firma verschwindet, kommen zwei neue.