Davis Cup / Gilles Muller: „Haben diesmal nicht den Druck, unbedingt gewinnen zu müssen“
Die luxemburgischen Tennis-Herren stehen vor der nächsten Herausforderung. Nach dem viel umjubelten Aufstieg im Davis Cup gegen Südafrika im Februar trifft das FLT-Team nun am Freitag und Samstag in der Weltgruppe II auswärts auf Slowenien. Ohne Druck, aber mit Ambitionen lautet das Motto, wie Teamkapitän Gilles Muller im Gespräch mit dem Tageblatt verrät.
Tageblatt: Gilles Muller, wie hat sich Ihre Mannschaft auf das Duell mit Slowenien im Davis Cup vorbereitet?
Gilles Muller: Wir sind seit zwei Wochen in Slowenien. Raphael (Calzi) und Alex (Knaff) haben hier zur Vorbereitung zwei Turniere bestritten, Chris (Rodesch) ist erst für das Zweite dazugekommen. Wir haben uns zwei Wochen in Maribor aufgehalten und sind nun seit Sonntag in Ljubljana, wo unsere Davis-Cup-Spiele ausgetragen werden.
Wie zufrieden sind Sie mit der Vorbereitung?
In den beiden Wochen war ein bisschen was von allem dabei. Von den Ergebnissen bei den Turnieren her hatte ich mir mehr erhofft und auch mehr erwartet. Etwas anderes kann ich hierzu nicht sagen. (Knaff erreichte einmal das Viertelfinale und schied einmal in Runde eins aus. Calzi kam beim ersten Turnier bis in Runde zwei, beim zweiten nicht über die Qualifikation hinaus. Rodesch schied bei seinem einzigen Einsatz in Runde eins aus; Anm. d. Red.). Es lief nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Auf der anderen Seite war es aber top, dass wir während zwei Wochen zusammen sein konnten, um gemeinsam zu arbeiten und verschiedene Dinge zu besprechen, um eben die Begegnungen im Davis Cup vorzubereiten. Wir haben die Zeit gut genutzt und deswegen bin ich ganz optimistisch, dass die Jungs am Wochenende ein gutes Match machen werden.
Ist es ein Vorteil, dass die Mannschaft die zwei Wochen vor dem Davis-Cup-Einsatz zusammen verbracht hat?
Ja, absolut. Das hat man nicht oft. Natürlich reise ich im Laufe des Jahres schon die ein oder andere Woche mit Alex (als dessen Trainer; Anm. d. Red.). Bei ihm ist das nichts Neues. Aber diesmal sind auch Chris und Raphael dabei. Wir haben uns durch den längeren Aufenthalt in Slowenien gut akklimatisieren können und die gemeinsame Zeit hat das Team weiter zusammengeschweißt – es ist genau das, was wir jetzt vor dem Duell mit Slowenien brauchen. Wir konnten auch zum Beispiel, was das Doppel betrifft, an Automatismen arbeiten. Es war dazu wichtig, während der zwei Vorbereitungswochen auf Sand zu spielen, denn sowohl Alex als auch Chris hatten zwischendurch auf Hardcourt gespielt – das heißt, sie hatten jetzt die Möglichkeit, sich wieder an den anderen Belag zu gewöhnen.
Wir haben nicht den Druck, den wir gegen Südafrika hatten. Das ist positiv, will aber nicht heißen, dass wir schon zufrieden sind, bevor das Match überhaupt beginnt.über das Duell mit Slowenien
Mit Alex Knaff und Chris Rodesch führen zwei junge Spieler, die im Sommer auch internationale Erfolge gefeiert haben, das Aufgebot an. Wie bewerten Sie ihre Entwicklung?
Ich sehe ihre Entwicklung sehr positiv. Beide haben in diesem Jahr schon ein 25.000-Dollar-Turnier gewonnen. Alex hat dazu die Top 500 geknackt. Chris, der noch nicht so viele Turniere spielt, weil er noch an der Uni ist, hat es in die Top 700 geschafft. Das ist ein gutes Zeichen. Als Trainer von Alex finde ich, dass seine Entwicklung wirklich gut ist. Wir sind auf einem richtig guten Weg. Chris sehe ich weniger oft, weil er eben noch in den USA studiert. Seine Evolution ist aber ebenfalls sehr gut. Er hat Bombenergebnisse an der Uni geliefert und ist jetzt die Nummer zwei im College-Ranking, was ein super Erfolg ist. Die Entwicklung geht bei beiden in die richtige Richtung.
Werden die beiden auch im Davis Cup an Position eins und zwei gesetzt sein?
Ja, ich denke, ich muss kein Geheimnis daraus machen, dass, wenn alles normal läuft und nichts dazwischen kommt, die beiden am Freitag die Einzel spielen werden. Alex wird wegen seines Rankings an Nummer eins und Chris an Position zwei gesetzt sein.
Die Slowenen sind in der Weltrangliste ähnlich platziert wie die luxemburgischen Spieler. Rechnen Sie daher mit einem Duell auf Augenhöhe?
Auf dem Papier ist das Niveau ähnlich wie unseres. Ich denke, oder ich hoffe jedenfalls, dass wir am Wochenende enge und umkämpfte Spiele sehen werden. Das Klassement der Slowenen kann aber möglicherweise ein bisschen täuschen, denn ihre Nummer eins (Blaz Rola, WR 457; Anm. d. Red.) ist in diesem Jahr erst von einer größeren Verletzung zurückgekehrt. Er stand davor schon einmal in den Top 100 und hat auch in diesem Jahr schon gegen Top-100-Spieler gewonnen. Ich denke daher, dass sein Worldranking nicht unbedingt sein wahres Niveau widerspiegelt. Mit ihm haben wir eine harte Nuss zu knacken. Auf der zwei der Slowenen steht ein Spieler, der um Rang 600 platziert ist (Bor Artnak, WR 616; Anm. d. Red.), der im vergangenen Jahr aber noch in den Top zehn der Junioren-Weltrangliste stand. Ich habe ihn über die vergangenen beiden Wochen in Maribor spielen sehen. Er hat sehr viel Talent und ist ein guter Spieler, dem es aber noch an Erfahrung fehlt. Ihre Nummer eins hat aber diese Erfahrung, deswegen ist es eine gefährliche Mischung. Ich denke, dass unsere Spieler aber auf jeden Fall das Niveau haben, um mitzuhalten. Slowenien ist leicht favorisiert und auch der Heimvorteil spricht für sie. Im Großen und Ganzen erwarte ich aber ein umkämpftes Match.
Gibt es ein ausgesprochenes Ziel?
Wir wollen gewinnen. Das ist ganz klar. Wir haben in diesem Jahr gegen Südafrika unser Ziel, das wir am Anfang der Saison ausgerufen hatten, schon erreicht. Wir wollten in den Play-offs in die Weltgruppe II aufsteigen und nicht wieder absteigen. Das haben wir geschafft und bedeutet, dass wir jetzt weniger Druck haben. Wir können in diesem Duell befreit aufspielen, alles geben und dann schauen, was dabei herauskommt.
Das heißt, Ihr Team hat nichts zu verlieren …
Wir haben wie gesagt nicht den Druck, den wir gegen Südafrika hatten. Das ist positiv, will aber nicht heißen, dass wir schon zufrieden sind, bevor das Match überhaupt beginnt. Wir wollen unsere Chance nutzen und gewinnen. In der Weltgruppe II sind verschiedene ganz schwierige Mannschaften – Slowenien gehört zu denen, die nicht einfach, aber machbar sind. Wir nehmen unseren Gegner aber keineswegs auf die leichte Schulter. Im Gegenteil. Wir sind auf ein schweres Match eingestellt. Den Druck, unbedingt gewinnen zu müssen, haben wir diesmal aber nicht.
Was würde ein Sieg für Luxemburg in dem Wettbewerb bedeuten?
Wenn wir gewinnen, spielen wir im kommenden Jahr die Play-offs, um in die Weltgruppe I aufzusteigen, wo sehr attraktive Gegner warten können. Die Motivation dafür ist natürlich riesig und wir wollen diese Chance nutzen. Sollten wir verlieren, müssen wir dagegen wieder in die Play-offs, um den Abstieg aus der Weltgruppe II zu verhindern.
Die Aufgebote
Slowenien: Blaz Rola (ATP 457), Bor Artnak (ATP 616), Sebastian Dominko (ATP 1.338), Matic Kriznik –Kapitän Grega Zemlja
Luxemburg: Alex Knaff (ATP 486), Chris Rodesch (ATP 609), Raphael Calzi (ATP 1.665), Gilles Kremer – Kapitän: Gilles Muller
Das Programm
Am Freitag:
Ab 12.00 Uhr: zwei Einzel
Am Samstag:
Ab 11.00 Uhr: Doppel, anschließend zwei Einzel
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