Jeunesse Esch / Giorgios Petrakis: Ein Grieche soll es richten
Giorgios Petrakis heißt der neue Mann auf der Escher Trainerbank. Der junge Grieche (der mit Dinis de Sousa einen waschechten Jeunesser zur Seite gestellt bekam) war die erste Wahl des neuen Präsidenten Manthos Poulinakis. Eindrücke aus der ersten Pressekonferenz.
Selten musste ein Coach bei seiner Ankunft mit so wenig Sympathiepunkten umgehen können: Nach dem Rausschmiss von Marcus Weiss hätte es jeder Trainer auf der Escher „Grenz“ schwer bekommen – zumindest bei den hartgesottenen Fans des Rekordmeisters. Die neue Regentschaft bei den „Bianconeri“ hat die Marschroute allerdings klar definiert – und für Gefühle bleibt beim erfolgsorientierten Präsidenten Manthos Poulinakis kein Platz übrig.
Der Geschäftsmann wurde bei der Suche nach dem Nachfolger in der Heimat fündig. Es sei seine erste Wahl gewesen, bestätigte dessen rechte Hand, Vizepräsident Panos Katsattis. Der 32-jährige Giorgios Petrakis hatte seinen Job bei PAS Lamia (1. griechische Liga) erst vor zehn Tagen in beidseitigem Einverständnis beendet – also einen Tag nach Weiss’ Entlassung. Bis dahin war er 2020 der jüngste Coach in der besagten Meisterschaft gewesen. Der Mann aus Heraklion entsprach nach den gestrigen Aussagen sämtlichen Anforderungen, die der Vorstand stellte. Zum gewünschten Profil gehörten ein junges Alter, Erfolgshunger und Ambitionen. Um die Entlassung des Vorgängers zu rechtfertigen, wurden aber zwei zusätzliche Dinge als entscheidend bei der Suche präsentiert: Erfahrung und Zeit für einen Vollzeitjob.
Zur schnellen Lösung, wie es das neue Führungsduo vor einer Woche angekündigt hatte, kam es trotzdem nicht. „Wir wollten uns die nötige Zeit geben“, hieß es dann auch von Vorstandsebene. Kontaktiert hatte der Präsident seinen neuen Coach am vergangenen Mittwoch. Knapp eine Woche später leitete er gestern Abend seine erste Trainingseinheit. Über sämtliche Vertragsangelegenheiten wurden gestern keine Details preisgegeben.
Insgesamt hat auch Petrakis bei seiner Vorstellungsrunde nicht allzu viele Geheimnisse verraten. „Die ersten Worte, die ich an die Spieler richten werde, behalte ich erst einmal für mich.“ Zumindest eine Frage wurde aber geklärt: Der neue Mann auf dem Trainerstuhl wird seine Ansagen auf Englisch machen. Gestern übersetzte allerdings noch Katsattis. Auf dem Rasen wird dagegen jemand anders die Rolle des Übersetzers und Kenners übernehmen: Mit Dinis de Sousa, der bereits unter Ex-Trainer Sébastien Grandjean als Assistent tätig war, steht Petrakis ein Escher Urgestein zur Seite, das die Kontaktaufnahme vereinfachen soll.
Zeitdruck
„Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht allzu viel über Luxemburg, als der Präsident mich kontaktierte“, sagt der 32-Jährige. „Man kennt auf internationaler Ebene nur einen Verein – und das ist die Jeunesse.“ Der neue Coach hat bereits viel Videomaterial analysiert und wird in den nächsten Tagen zu persönlicheren Methoden übergehen. „Ich werde die 28 Spieler alle kennenlernen und mir dann meine Meinung bilden. Wir stehen unter Zeitdruck, aber ich weiß, dass Qualität vorhanden ist. Ich habe keine Angst. Aber bevor wir über taktische Dinge reden können, muss ich erst einmal alles einschätzen können. Ein Team während der Saison zu übernehmen, ist nie einfach.“
Er selbst hat seine Karriere mit 22 Jahren beendet und sich dem Trainerjob gewidmet. Der Grieche besitzt den UEFA-Pro-Schein und sammelte erste Erfahrungen auf unterschiedlichen Stufen: „Ich habe damals als Trainer einer Juniorenmannschaft begonnen und habe danach sowohl im Amateur- als auch im Profibereich Erfahrung gesammelt. Ich weiß also, wie ich mit Jungs reden muss, die morgens einer anderen Arbeit nachgehen. Ich kenne die Situation. Für diese Spieler wird sich nicht viel ändern. Ihre Einstellung zählt – sowohl im Training als auch sonntags beim Spiel.“
Oft wiederholt Petrakis auch die Wörter „Mannschaftsgeist und Gleichgewicht. Für mich ist Teamspirit das wichtigste Element. Ich bin jemand, der täglich daran arbeitet, die Mannschaft zu verbessern. Das Niveau der Luxemburger Meisterschaft ist in den vergangenen Jahren stets gestiegen. Wir müssen mit Herzblut auftreten und hart arbeiten, um unsere Ziele zu erreichen. Guter Fußball besteht aus einem Gleichgewicht zwischen Spektakel für die Zuschauer und Resultaten.“
Mit der neuen Marschroute des Führungsgremiums sind auch die Anforderungen an das Team gewachsen. Petrakis will trotzdem Druck rausnehmen. „Es ist zu früh, um über Zahlen zu reden. Wir wollen uns jeden Tag verbessern. Dafür müssen wir Tore schießen. Das Ziel lautet, so hoch wie möglich in der Tabelle abzuschließen.“ Ähnliche Worte fügt Katsattis hinzu – und kündigt weitere Veränderungen an: „Wir haben bereits viel umgesetzt und haben noch vieles vor, aber die Zeit ist einfach noch nicht reif genug, um über Europapokalplätze zu sprechen.“
Steckbrief
Giorgios Petrakis
Geboren am 8. Februar 1988 in Heraklion, Grieche
Bisherige Laufbahn: FC AO Tympakiou (Amateure), FC Irodotos (Amateure), FC Ermis (Semi-Pro), FC AOX (2. Liga), FC Karaiskakis (2. Liga), PAS Lamia (1. Liga)
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