Luxemburg-Stadt / Glättebekämpfung auf Knopfdruck: Automatische Salzstreuanlage in der Hauptstadt installiert
In einer kurzen Meldung wurden Verkehrsteilnehmer kürzlich im Ticker des „Automobile Club du Luxembourg“ (ACL) über eine Baustelle in der hauptstädtischen rue de Trèves informiert. Der beinahe schon kurios klingende Grund: Die Installation eines „Salage automatique“. Der Besuch der Anlage in der Hauptstadt zeigt, was es damit auf sich hat.
Der Winter ist in Luxemburg angekommen und bringt bei niedrigen Temperaturen sowie Feuchtigkeit auch Glätte mit sich. Dagegen will man in der Hauptstadt besser gewappnet sein – und arbeitet deshalb momentan an der Einrichtung einer automatischen Salzstreuanlage in der rue de Trèves. „Problematisch ist es vor allem für die vielen Busse, die hier lang fahren. Bei Glätte schaffen sie es den Berg nicht hoch oder müssen stark abbremsen, um in der Kurve nicht ins Rutschen zu kommen“, erzählt Daniel Ferron, Einsatzleiter im „Centre d’intervention et d’entretien à Cessange“ (CIEC) des „Service Voirie“ der Stadt Luxemburg.
Bei einer Besichtigung der Anlage in der rue de Trèves erklärt er, dass es – aus Clausen kommend in Richtung Cents – in der scharfen Kurve am frühen Morgen oft zu schwierigen Situationen kommt: „Wenn dann der Winterdienst alarmiert wird und es heißt: ‚Kommt streeën‘, dauert es ja, bis wir vor Ort sind.“ In dieser Zeit stauen sich die Busse. Die Straße einfach präventiv zu streuen, sei laut Daniel Ferron nur bedingt eine Lösung, da es oft erst nach Aufklärungen in den frühen Morgenstunden glatt werde. Als der diplomierte Ingenieur vor einigen Jahren bei einer Messe in der Schweiz auf die Technik der automatischen Glättebekämpfung aufmerksam wurde, sah er diese gleich als ideale Lösung für die Probleme in dem Hang mit 13 Grad Neigung.
Zuerst getestet
Als Test wurde dann zuerst eine Anlage in der Montée de la Pétrusse installiert. Nicht nur hat der Winterdienst dort mit einem Gefälle von 29 Prozent zu kämpfen, auch sorgt extrem glatter Pflasterstein dafür, dass schwer mit Salz beladene Einsatzfahrzeuge ins Rutschen kommen. Seit mehreren Wintern sorgt nun aber gleich am Anfang der steil abfallenden Straße die Technik für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Laut Stadtverwaltung ist es aktuell der einzige Ort im Großherzogtum, an dem eine solche Maschine betrieben wird. Die Straßenbauverwaltung teilt auf Nachfrage mit, keine ähnlichen Projekte zu planen. „Auf Autobahnen in Frankreich findet man diese auch oft, zum Beispiel in Richtung Straßburg“, berichtet Daniel Ferron.
Auf Basis der von einer Wetterstation gesammelten Daten wird bei Glatteis Alarm geschlagen und diese Information dann an die Anlage in der Montée de la Pétrusse weitergeleitet. Diese löst aus und lässt aus unauffälligen, am Bürgersteig platzierten Düsen mit Druck Sole – eine Lösung aus Salz und Wasser – auf die Fahrbahn sprühen. Das etwas dickflüssige Mittel bleibt dann an den Autorädern haften und wird so talabwärts verteilt. Nur Wenige bemerken die unauffälligen Düsen aus Inox auf dem Bürgersteig – es gibt aber auch Ausnahmen: „Wir haben schon Beschwerden wegen nasser Füße bekommen“, erklärt Daniel Ferron leicht grinsend. Meist löst die Anlage aber in der Nacht oder den frühen Morgenstunden aus, wenn weniger los ist.
Der Ingenieur ist überzeugt davon, dass die neue Technik auch in der rue de Trèves weitestgehend unbemerkt bleiben wird – obwohl die Düsen sich dort inmitten der Fahrbahn befinden. Auf einer Länge von 160 Metern werden diese samt den Plastikrohren des mechanischen Streusystems in die Straße eingelassen: Ab der Kurve und von dort ausgehend am Jakobsturm und dem Seniorenheim vorbei bis hin zur Eisenbahnbrücke. Auch in der gepflasterten Einfahrt zur Wohneinrichtung „Op der Rhum“ wird die neue Technik auf 20 Metern dafür sorgen, dass niemand mehr ins Rutschen kommt. Außerhalb der üblicherweise vom 1. November bis 31. März dauernden Saison befinden sich die Geräte übrigens in Sommerpause.
Für gut befunden
Je nach Wetterlage soll die Baustelle in der rue de Trèves voraussichtlich bis Ende Januar abgeschlossen sein. Schon bald wird die Anlage also in Betrieb gehen. „Falls es dann zu Problemen kommen sollte, könnte beispielsweise eine blinkende Ampel darauf hinweisen, dass die Anlage gerade läuft“, sagt der Mitarbeiter der Stadt Luxemburg über das 105.000 Euro teure Projekt. Gut investiertes Geld in seinen Augen, „zum Beispiel bei großen Hängen, in Senken oder bei Brücken, die von unten gekühlt werden. Dort überall ist es eine gute Lösung für ein punktuelles Problem.“
Als Vorteile nennt er außerdem einen geringeren Salzverbrauch, weniger Notfälle sowie einfachere Arbeitsbedingungen – und nicht zuletzt auch weniger Arbeit. Der Ingenieur erinnert aber daran, dass die Salzmischung nur gegen Glätte und nicht etwa bei Schnee hilft. Dieser muss nach wie vor vom Winterdienst aus dem Weg geräumt werden. Trotzdem hat Daniel Ferron in Nähe der neuen Brücke in der Centser rue des Alouettes bereits eine weitere Gefahrenstelle ins Auge gefasst, die durch die Installation einer automatischen Flüssigstreumaschine sicherer werden könnte. Für ihn steht fest: „Der Weg führt weg vom groben Salz.“
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