Echternach / Glaube und Folklore: Knapp 8.000 Pilger bei der Springprozession
Der Pfingstdienstag steht in Echternach ganz im Zeichen der alljährlichen Springprozession. Bei leicht bewölktem Himmel und angenehmen Temperaturen um die 18 Grad zogen mehrere tausend Pilger durch die Abteistadt.
Bereits in den frühen Morgenstunden trafen die ersten Pilger aus den benachbarten Eifelgemeinden in Echternach ein. Kurz nach 9.30 Uhr hielt Erzbischof Jean-Claude Hollerich seine traditionelle Ansprache im Abteihof. Anschließend machten sich die Pilger betend und springend zu Polka-Musik durch die Straßen der Stadt.
In diesem Jahr waren lediglich 36 Gruppen mit von der Partie. Vor der Corona-Pandemie waren es noch weit über 40. Die Zahl der Pilger stieg im Vergleich zum Vorjahr allerdings an. Schätzungsweise 8.000 Pilger hatten den Weg nach Echternach gefunden. Im Jahr 2011, kurz nachdem die Springprozession zum „immateriellen Weltkulturerbe“ der Unesco ernannt wurde, nahmen immerhin noch 12.231 Pilger an der Springprozession teil. Nicht nur die Zahl der Pilger nimmt seit Jahren ab, auch die der Zuschauer scheint gefühlt immer weiter zu sinken. Auf allen Terrassen entlang der Route konnte man dieses Jahr, ohne lange Wartezeiten erdulden zu müssen, einen Sitzplatz ergattern. Auch an den Bier- und Grillständen konnte man während und nach der Prozession ohne Probleme seine Bestellung aufgeben. Die sinkende Zahl der Gruppen ist auf einen Mangel an Musikkapellen, welche die Springer begleiten, zurückzuführen.
Dass die Springprozession mehr als nur eine religiöse Prozession ist, bewiesen die vielen mit weißen Hemden und dunklen Hosen bekleideten Menschen jeden Alters, die sich schon seit den frühen Morgenstunden rund um die verschiedenen Kneipen versammelt hatten. Am Pfingstdienstag gleicht das beschauliche Städtchen stets einem Ort eines großen Konveniats. Studenten kehren an jenem Tag ihren Universitäten den Rücken, Arbeitnehmer nehmen sich an diesem Tag frei, um noch einmal dorthin zurückzukehren, von wo aus sie nach ihrem Abitur in die weite Welt hinauszogen.
Da am 11. Juni Gemeindewahlen abgehalten werden, mischten sich auch einige Kommunalpolitiker und solche, die es noch werden wollen, unter die Pilger. „Ich finde es beeindruckend, welchen Einfluss der heilige Willibrord bis heute auf die Region und die Menschen ausübt. Bei der Springprozession vermischt sich das Religiöse, die Kultur und das Soziale“, sagte Ricardo Marques (CSV), und der muss es ja wissen. Der Schöffe aus Echternach war noch bis vor einigen Jahren Messdiener. Auch Patrick Hierthes kommt schon seit Kindertagen zur Springprozession. Dieses Mal als Tenorsaxofonist der Rosporter Musik. „Mir wurde die Springprozession quasi mit in die Wiege gelegt. Es ist ein Zeichen des Zusammenhalts in der gesamten Region“, erklärte der Schöffe aus der benachbarten Gemeinde Rosport-Mompach.
Geschichte
Das Datum der ersten Springprozession kann nicht genau festgelegt werden. Forscher nehmen an, dass sich heidnische Bräuche mit christlichen Dogmen vermischt haben. Kurz nach dem Tod des englischen Erzbischofs Willibrord im Jahre 739 sprangen die ersten Pilger zu seinem Grab im Chor der Echternacher Abtei. Die erste schriftliche Überlieferung dieses Brauchs stammt aus dem Jahre 1008. Am 17. November 2010 wurde die Springprozession von der Unesco als „immaterielles Weltkulturerbe“ anerkannt.
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Seitensprung hin, Seitensprung her, wie kürzlich ein Artikel über die Echternacher Springprozession hiess, diese „Folklororganisation“, eine jahrhunderalte Tradition, hat es schliesslich zum immateriellen Kulturerbe gebracht, ob das einem gefällt oder nicht.
In ein paar Jahren muss das Kulturministerium Pilger bezahlen um da rumzuspringen.