Protestaktion in Schengen / Grenzgemeinden wehren sich gegen Kontrollen
Die Vertreter der Grenzgemeinden Apach, Perl und Schengen unterschrieben am Samstag eine gemeinsame Erklärung (siehe Kasten) gegen die Grenzkontrollen, welche ihren Bürgern das Leben erheblich erschweren. Am Samstag trafen sie sich dazu in Schengen.
Der Bürgermeister von Perl, Ralf Uhlenbruch, weiß vom Unmut seiner Bürger. Fast jeden Tag erhalte er Beschwerden wegen der Grenzkontrollen, verrät er dem Tageblatt. „Es gibt ein Zusammenleben über die Grenzen hinweg. Wir sind ein eng aufeinander abgestimmter Lebensraum. Diese Aktion ist eine Aktion für unsere Zukunft.“ Uhlenbruch kennt die Vorzüge offener Grenze nur allzu gut. Perl zähle mittlerweile 9.600 Einwohner, etwa 3.000 davon seien Luxemburger, wohl noch mehr fahren tagtäglich zur Arbeit ins Großherzogtum. „Wenn wir nicht mit dem guten Beispiel vorangingen, wäre das nicht gut.“ Man wisse zwar, welchem Zweck diese Grenzkontrollen dienen sollen, aber illegale Migration könne man auch auf andere Art bekämpfen.
Dass die Grenzkontrollen beendet werden müssen, dessen sind sich die Vertreter aus den Grenzgemeinden einig. Vertreter aus Perl und Apach, sowie natürlich aus Schengen selbst hatten sich am Samstag in Schengen versammelt, um eine entsprechende Erklärung zu unterschreiben.
„Wenn wir aus Schengen uns nicht gegen die Grenzkontrollen wehren, wer dann?“, meinte seinerseits Schengens Bürgermeister Michel Gloden anlässlich der Protestaktion in seiner Gemeinde.
Zuvor hatten sich alle Gäste kurz für ein Erinnerungsfoto beim Monument des Schengener Abkommens versammelt; die Wetterbedingungen veranlassten die Organisatoren dann, die Reden doch im Kochhaus zu halten, „bei gemütlichen zwanzig Grad“, wie Bürgermeister Gloden meinte.
Keine Zeit verplempern
In seiner Ansprache erzählte er vom Impakt der Kontrollen auf das alltägliche Leben in der Region. Das Denken der Leute sei regional – und bewege sich nicht in Kategorien wie Landesgrenzen. Deshalb sei die Bereitschaft, seine Zeit mit unnötigen Grenzkontrollen zu „verplempern“, ob auf dem Weg zur Arbeit oder beim Freundesbesuch, auch nicht mehr vorhanden.
Im Dreiländereck erlebe man Europa hautnah und „Europa muss erst einmal im Kleinen funktionieren, sonst wird es auch nichts im Großen“. Der Reiz des Zauberwortes „Schengen“ müsse erhalten bleiben. Das Treffen am Samstagmorgen verdeutliche den Zusammenhalt in der Region. Man lebe zwar in verschiedenen Ländern, doch in den Köpfen der Menschen sei es eine Region. Gloden fand klare Worte: „Wir wollen uns nicht durch diese Grenzkontrollen das Leben versauen lassen.“ Für ihn ergeben die Kontrollen keinen Sinn.
Christophe Hammes, Gemeinderat aus Apach, nahm stellvertretend für die Bürgermeisterin Emilie Feltz-Villain teil. Er sprach von einer „besorgniserregenden Situation“. Viele Bürger beschwerten sich wegen der tagtäglichen Unannehmlichkeiten. Rund die Hälfte der Bewohner von Apach fahre täglich nach Luxemburg arbeiten. „Die Leute haben das Gefühl einer Blockade ihres Lebens. Es geht nicht nur um das Pendeln zur Arbeit, sondern um das alltägliche Leben.“
Extra für die kleine Protestaktion war auch der luxemburgische EU-Abgeordnete Marc Angel (LSAP) angereist. Als langjähriges Mitglied im hauptstädtischen Gemeinderat wisse er, dass Europa auch Teil der Gemeindepolitik sei. Und dass Europa nur im Großen funktioniere, wenn es auch im Kleinen der Fall sei, sei eine Aussage, der er sich nur anschließen könne. Die Grenzkontrollen wieder einzuführen, sei eine dieser Entscheidungen, die von Leuten getroffen würden, die weit weg von der Realität vor Ort lebten. Die gemeinsame Erklärung sei auch wichtig hinsichtlich der Feier zum 40. Jahrestag des Schengener Abkommens, meinte er.
Eine Feier des Abkommens mit Grenzkontrollen wäre in der Tat eine Ironie der Geschichte.
Erklärung – „Für ein offenes und vereintes Europa“
Die Gemeinden Apach, Perl und Schengen setzen sich entschieden gegen die aktuellen Grenzkontrollen im Dreiländereck ein und fordern die vollumfängliche Einhaltung des Schengener Abkommens.
Dieses Abkommen, das seinen Ursprung in unserer Grenzregion hat, steht symbolisch für ein offenes und vereintes Europa ohne Binnengrenzen.
Die Grenzkontrollen beeinträchtigen das alltägliche Leben der Einwohner und Einwohnerinnen in der Region und führen zu wirtschaftlichen und sozialen Nachteilen. Tausende von Menschen, die täglich die Grenze überqueren – sei es für Arbeit, Familie oder Bildung –, sind direkt von diesen Maßnahmen betroffen.
Das Schengener Abkommen ist nicht nur ein Vertrag, sondern ein Grundstein für die europäische Zusammenarbeit und das friedliche Zusammenleben. Unsere Region lebt von dieser grenzüberschreitenden Freiheit.
Die Gemeinden Apach, Perl und Schengen rufen alle Verantwortlichen dazu auf, nachhaltige Lösungen zu finden, die die Sicherheit gewährleisten, ohne die Menschen in der Grenzregion zu benachteiligen. Nur so kann das Vertrauen in die europäische Idee erhalten und gestärkt werden.
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