Tourismus / Grevenmacher: Der Camping bekommt den vierten Stern
Ein vierter Stern ist für einen Campingplatz das, was für einen Fußballverein ein Pokal bedeutet. Es ist die Krönung aller Anstrengungen. Beim Grevenmacher Camping „Route du vin“ haben sie sich gelohnt. Nach der Schließung des Schwebsinger Platzes ist er nunmehr der einzige direkt an der Mosel.
Seit einer gefühlten Ewigkeit schon betreibt das Grevenmacher „Syndicat d’initiative et de tourisme de Grevenmacher“ den Platz. Es sind dieses Jahr genau 57 Jahre. Vieles ist seitdem passiert, aber in diesem Jahr ist der 1,6 Hektar große Platz endgültig in die erste Kategorie aufgestiegen. „Camping première catégorie“, steht auf dem Schild zur Einfahrt auf das Gelände.
Dahinter stecken Engagement und Herzblut. Vor acht Jahren übernahm Alain Goedert (63) beim „Syndicat“ das Amt des Vizepräsidenten. Der 13-köpfige Vorstand teilte unter sich die Aufgaben auf und Goedert interessierte sich von Anfang an für den Camping. „Er liegt so schön und ich dachte mir, da lässt sich noch mehr draus machen“, sagt er.
Zu dem Zeitpunkt übernahm das Ehepaar Schumacher-Pettinger als Betreiber den Platz, dessen Gelände der Gemeinde gehört und dessen Einnahmen in die Kasse des „Syndicat“ fließen. Vier Übernachtungs-„Fässer“ und ein Mobilhome, das gemietet werden kann, ergänzen die insgesamt 130 Plätze. Davon sind 90 mit Dauercampern belegt, noch einmal 40 Plätze sind für Zelt- und Wohnwagengäste gedacht.
Einheimische entdecken den Camping verstärkt
„Mobilhomes kaufen und vermieten, werden wir in Zukunft verstärkt machen“, sagt Goedert. Die Investition genauso wie die in die vier „Fässer“ vor vier Jahren hat sich gelohnt. In den 80er-Jahren wurde der Platz um das ehemalige Fußballfeld vergrößert. Schon vor dem vierten Stern ging es dem Camping gut. „2019 war ein gutes Jahr“, sagt Goedert. „2020 hatten wir zwar 15 bis 20 Prozent weniger Gäste, dafür aber viel mehr Einheimische hier bei uns.“
Das Phänomen kennen viele touristische Betriebe im Land. Es ist ein Ergebnis der Bon-Aktion des Tourismusministeriums. Die Dachorganisation der Campingplätze in Luxemburg spricht nach ihrer Generalversammlung 2021 von rund 10.000 der Gutscheine, die letztes Jahr auf den Campings im Land eingelöst wurden.
Camprilux schreibt in einem Kommuniqué: „Erfreulich ist (…) die Tatsache, dass immer mehr Einheimische die Angebote zum Wandern oder Radfahren zu schätzen wissen und mit einem Aufenthalt auf einem Camping kombinieren.“ Touristen wie diese sind die Klientel auf dem „Camping de la Route du vin“.
Die Lage punktet
Sonst kommen die Gäste überwiegend aus den Niederlanden, darin unterscheidet sich der Grevenmacher Platz nicht von den anderen im Land. In diesem Jahr aber ist vieles anders. „Wir haben sehr viele Besucher aus Deutschland gehabt“, sagt Goedert, der noch auf etwas anderes aufmerksam macht. „Dieses Jahr haben wir in drei Monaten schon so viele Besucher hier begrüßt wie vor sieben Jahren in einer ganzen Saison.“
Es ist davon auszugehen, dass es so weitergeht. „Der Zustrom von luxemburgischen Touristen hat sich gehalten“, sagt Goedert. Außerdem ist die Nachfrage nach Mietunterkünften und „Glamping“ ungebrochen und der Campingurlaub ist längst aus der „Hat nicht viel Geld“- und „Billige Art zu reisen“-Ecke raus. Syndikats-Vizepräsident Goedert hat sein Wort aus den Anfangstagen gehalten und zusammen mit dem aktuellen Betreiberpaar etwas daraus gemacht.
Rund 20.000 Euro wurden erst kürzlich wieder in die Modernisierung der Sanitäranlagen investiert. Sie stehen am Ende einer ganzen Reihe von permanenten Investitionen in den Platz – auch kleinere. Vor der Bewerbung um den vierten Stern wurden die Plätze durch Weinstöcke begrenzt. Platznummerierungen, ein Plan des Platzes, Waschbecken für Geschirr und Handwäsche sowie Wasch- und Spülmaschinen bieten Komfort.
Eine Sache gibt es allerdings gratis: die einmalige Lage. „Dafür haben wir auch Punkte bekommen“, sagt Goedert. Der Blick auf die Weinberge, in fußläufiger Entfernung sind das Grevenmacher Freibad, der Kulturhuef mit Kino und Museum, der „Päiperleksgaart“ und das Zentrum von Grevenmacher – der Platz lässt nichts zu wünschen übrig. Der vierte Stern ist gerechtfertigt und neben dem Öko-Label ein weiterer Grund, sich den Platz auszusuchen.
Besucher würden ihm sogar sechs Sterne gönnen, wie aus den Bewertungen bei Google hervorgeht. „Der Campingplatz ist von der Lage, der Sauberkeit, der Freundlichkeit des Betreibers ein echter Geheimtipp!!!“, heißt es dort. „Auch die Lage direkt an Mosel und dem Ort Grevenmacher ist ideal!!! (…). Wir kommen wieder!!!!“, schreibt einer. Das sagt alles.
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