Basketball / „Großes Glück“: Sparta-Kapitän Victor Stein will dem Klub etwas zurückgeben
Kein Team in der LBBL der Herren hat derzeit noch so viele Partien in der Qualifikationsphase zu bestreiten wie die Sparta. Obwohl Corona in den letzten Wochen in Bartringen zugeschlagen hat, blickt Kapitän Victor Stein optimistisch auf die entscheidende Saisonphase, die im März beginnt.
Es war ein Sieg, wie ihn ein Hollywood-Autor nicht besser hätte schreiben können. Zur Wiederaufnahme des Meisterschaftsbetriebs am 7. Januar gewann die junge Sparta-Truppe auf spektakuläre Art und Weise gegen den T71 Düdelingen, mit einem Buzzer-Beater von Lavone Holland von jenseits der Mittellinie. Bei den Bartringern gab es daraufhin kein Halten mehr, doch anstatt diesen Adrenalin-Kick mit ins Training und die kommenden Spiele zu nehmen, hieß es an der Atert erst einmal Geduld bewahren. Durch mehrere Covid-19-Fälle wurde die Mannschaft ausgebremst und konnte erst 15 Tage später ihre Rückkehr aufs Parkett feiern. Keine einfache Situation, wie Teamkapitän Victor Stein bestätigt: „Wir konnten nur mit einem stark reduzierten Kader trainieren, was wir in dieser Form gar nicht gewöhnt sind.“ Denn gerade in Bartringen kann man sonst auf einen großen Kader zurückgreifen, zu dem auch immer mehr Cadets-Spieler beim Training hinzustoßen.
Dass der Rhythmus in den letzten Partien dann auch darunter gelitten hat, scheint dabei nur logisch zu sein: „Vor allem im ersten Spiel nach der Pause gegen Contern haben wir das deutlich bemerkt. Auch wenn wir gewonnen haben, waren wir weit von unserem besten Basketball entfernt.“ Danach folgten zwei Niederlagen, vor einer Woche gegen ein derzeit richtig gut aufgelegtes Heffinger Team sowie im ersten Nachholspiel am Mittwoch gegen die Musel Pikes. Eine Partie, die eigentlich bereits kurz vor Weihnachten hätte stattfinden sollen, aber aufgrund von Corona-Fällen beim Gegner ebenfalls verlegt werden musste. Und während etwa für Ettelbrück und Fels bis zum Beginn der Play-offs nur noch zwei Begegnungen auf dem Programm stehen, müssen Stein und Co. noch fünf Partien bestreiten, davon drei in den kommenden acht Tagen.
Play-off-Ticket in trockenen Tüchern
So ist man im Lager der Sparta auch erleichtert, dass die Qualifikation für die Top acht bereits seit einiger Zeit in trockenen Tüchern ist. „Unser erstes Ziel in dieser Saison war die Qualifikation für die Play-offs. Als unser Trainer uns mitgeteilt hat, dass dies nun geschafft sei, war auf jeden Fall ein gewisser Druck weg“, erklärt der Spielführer. Denn auch wenn der Kader noch sehr jung ist – die beiden ältesten Luxemburger sind mit 25 Jahren Tom Schomer und mit 24 Jahren Victor Stein –, macht sich der Trainingsrückstand nach Meinung des Kapitäns zurzeit doch schon deutlich bemerkbar. „Dann freut man sich, wenn Mitte Februar die Länderspielpause ansteht, man es ein paar Tage ruhiger angehen lassen kann, um dann richtig in der entscheidenden Phase anzugreifen.“ Trotzdem sind die Bartringer froh, dass Covid-19 bei den betroffenen Spielern keine schlimmeren gesundheitlichen Folgen verursacht hat, wie etwa beim Escher Profi-Spieler Jordan Hicks, der derzeit bekanntlich an einer Herzmuskelentzündung leidet und in den kommenden Wochen nicht auflaufen darf.
Und so möchte sich die junge Sparta-Truppe, die in dieser Saison zwischenzeitlich eine Serie von sieben Siegen in Folge hingelegt hatte, nun für den Beginn der Play-offs im März in bester Verfassung präsentieren. Denn nach den vielen Corona-Fällen verletzte sich zu allem Überfluss in der letzten Woche auch noch US-Spieler Quintin Dove, der dem Team am Mittwoch gegen die Musel Pikes fehlte. Wann er zurückkehren wird, wusste Stein am Freitag noch nicht: „Lieber heute als morgen.“ Mit nur einem Profi schlugen sich die Bartringer dennoch mehr als bemerkenswert, führten fast die gesamte Partie und hatten den Sieg fast schon sicher in der Tasche. Doch dann sorgte Pikes-Kapitän Jean Kox in den letzten Sekunden mit einem Distanzwurf doch noch für eine sehr späte Wendung. Auch wenn diese Niederlage ärgerlich war, nehmen Victor Stein und seine Teamkollegen das Positive aus der Begegnung mit, immerhin haben die Moselaner neben Steinsel derzeit den stärksten Lauf: „Eigentlich hätten wir es ja verdient gehabt, zu gewinnen, schon allein weil wir von der Größe her unterlegen waren. Doch mit einem Profi in diesem schweren Spiel so aufzutreten, stimmt uns optimistisch.“
Wie weit die Sparta, die im Vorfeld der Saison von einigen als Titel-, von anderen hingegen als Wackelkandidat gehandelt wurde, in der entscheidenden Saisonphase kommen wird, werden die kommenden Wochen zeigen. Fest steht jedoch, dass das Team in den letzten beiden Jahren einen eindrucksvollen Entwicklungssprung hingelegt hat. Einer, der dies alles hautnah mitbekam, ist der derzeitige Kapitän, der früh in seiner Jugend vom Racing nach Bartringen kam und dann hier alle Jugendkategorien durchlief. Er ist der älteste dieser „goldenen Generation“, wie sie so gerne bezeichnet wird. „Wenn man bedenkt, dass wir zu Turnieren ins Ausland gefahren sind und erst einmal ’e puer richteg laanscht d’Bake kritt hunn’. Mit 18 fährst du dann hin und gewinnst das Ganze“, erinnert sich der inzwischen 24-Jährige an den Aufbau der Bartringer Jugend, von dem der Verein nun profitiert. Gleichzeitig lobt er die professionellen Strukturen bei der Sparta, die auch schon in der Jugend vorherrschen.
Teil der „goldenen Generation“
Dabei haben Spieler wie Mihailo Andjelkovic oder Philippe Arendt dem Team aus unterschiedlichen Gründen inzwischen den Rücken gekehrt. Doch mit allen, ob noch beim Klub oder nicht, ist Victor Stein noch immer gut befreundet, wie er erklärt. Er weist auf den großen Zusammenhalt hin, der unter den Teamkollegen stets herrschte und zweifelsohne Teil des derzeitigen Erfolgs ist. „Ich glaube, das ist eine große Stärke von uns.“ So kann man untereinander auch Sachen schon einmal klar ansprechen, wie der 24-Jährige ergänzt: „Das nimmt dann auch niemand einem übel, ’do si mir riichteraus’.“
Dass man im Klub der Jugend sehr früh das Vertrauen schenkte und den eigenen Nachwuchs früh ans erste Team heranführte und ihm Spielpraxis ermöglichte, weiß der Kapitän noch immer sehr zu schätzen. Mit seinen gerade mal 24 Jahren bestreitet Victor Stein so schon seine siebte Saison in der höchsten luxemburgischen Liga. „Das ist ein unglaubliches Glück, das nicht jeder hat. Dafür bin ich sehr dankbar.“ Und so ist für ihn auch eine Sache klar: „Es ist an der Zeit, dem Verein auch etwas hierfür zurückzugeben.“
Dass der ganze Weg auch immer mit harter Arbeit verbunden war, das gibt Victor Stein dann auch zu: „Man muss schon den nötigen Willen mitbringen. Ich glaube, nicht jeder möchte seine Ferien opfern, um bei einem Turnier in Belgien, bei dem das Essen in der Kantine alles andere als gut ist, mitzuspielen“, meint er mit einem Lachen. Dass er das Team nun als Kapitän anführen darf, macht ihn besonders stolz: „Diese Anerkennung der Teamkollegen, die sich dafür ausgesprochen haben, ist schon etwas Besonderes.“ Dabei denkt Stein, dass seine Eigenschaften, stets für Zusammenhalt zu sorgen und die Teamkollegen zu ermutigen und mitzureißen, dafür verantwortlich war. „Da hatte ich mit Spielern wie Xavier Engel, Thierry Abdiu oder in den letzten beiden Jahren mit Pitt Koster in Sachen Leadership auch immer die besten Vorbilder.“
Und wer weiß, vielleicht kann Victor Stein in naher Zukunft auch einmal eine Trophäe für seinen Klub in Empfang nehmen. Genau das, was die Spieler sich für den Verein unbedingt wünschen.
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