Dubai / Großherzog Henri empfängt Premierminister der Vereinigten Arabischen Emirate im Luxemburger Pavillon
Folgen auf Xi Jinping Muhammad bin Raschid Al Maktum und Muhammad bin Zayid Al Nahyan? Oder anders gefragt: Folgt auf Baschar al-Assad Großherzog Henri? Die Visite des Luxemburger Staatschefs in den Vereinigten Arabischen Emiraten könnte wieder zum PR-Desaster werden – oder aufzeigen, ob Luxemburg tatsächlich gewillt ist, seinen Umgang mit Autokratien zu überdenken. Das Tageblatt berichtet aus Dubai.
Es hat also doch geklappt mit dem Besuch des Großherzogs in Dubai. Nachdem die Staatsvisite im Januar aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden musste, hat Luxemburgs Staatsoberhaupt in Begleitung von LSAP-Außenminister Jean Asselborn doch noch den Weg in die Vereinigten Arabischen Emirate gefunden. Der Zeitpunkt könnte dabei ungünstiger kaum sein, ist mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine in Luxemburg eine Debatte darüber entbrannt, wie Luxemburg zukünftig mit Autokratien umgehen soll – und damit auch mit den Emiraten, mit denen Luxemburg nun schon länger gute Beziehungen pflegt. Der Umstand, dass der Kronprinz Abu Dhabis und faktische Herrscher des Golfstaats, Scheich Mohammed bin Sajid Al Nahjan, kürzlich erst den syrischen Machthaber Baschar al-Assad empfangen hat, dürfte die ohnehin schon heikle Visite zu einem diplomatischen Tanz auf Messers Schneide werden lassen.
Unglücklich sind in dem Kontext die Bilder, die am Montag von zahlreichen Fotografen vor Ort festgehalten werden und Großherzog Henri lächelnd neben Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum zeigen.
Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum – in Delegationskreisen unter der Abkürzung MBR bekannt – ist der Gouverneur von Dubai, Vizepräsident und Premierminister der Vereinigten Arabischen Emirate – und ist für seinen kompromisslosen Führungsstil bekannt.
Der Scheich aus Dubai hat seine eigene Tochter, Prinzessin Latifa, in Geiselhaft gehalten, nachdem diese 2018 per Jetski einen Fluchtversuch aus dem Emirat unternommen haben soll. Lange Zeit war das Schicksal der Tochter von Muhammad bin Raschid Al Maktum unbekannt, ein Video, in dem sie ihre Haftbedingungen schilderte, ging jedoch viral. Ende Februar hat sich Latifa Medienberichten zufolge mit UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet in Paris getroffen. Latifa soll der Hochkommissarin mitgeteilt haben, dass es ihr mittlerweile gut gehe. Zumindest war mit Jean Asselborn dieses Mal ein Regierungsvertreter vor Ort, um ein PR-Dilemma der Xi-Jinping-Größenordnung zu vermeiden. Zur Erinnerung: Großherzog Henri hatte sich in seiner Rolle als IOC-Mitglied im Rahmen der Olympischen Spiele in Peking mit dem chinesischen Machthaber Xi Jinping getroffen. Andere westliche Staaten hatten aufgrund der Menschenrechtslage zum politischen Boykott aufgerufen.
Kultur statt Kooperation
Doch nicht nur deswegen rückt der eigentliche Sinn der Luxemburger Mission in Dubai vorerst in den Hintergrund. Durch den Ausfall von Kooperationsminister Franz Fayot – der in seiner Funktion als Wirtschaftsminister nun aber zumindest an der Tripartite teilnehmen kann – mussten die politischen Unterredungen vertagt oder ganz abgesagt werden. Was am ersten Tag an Programm übrig bleibt, sind kulturelle Besichtigungen des Louvre und der Scheich-Zayid-Moschee in Abu Dhabi.
Ein Moscheebesuch, für den ein PCR-Test vor Ort vonnöten war – der im Nachhinein jedoch als reiner Pro forma-Test klassiert werden kann. Dass das Einführen eines Nasenstäbchens ins vordere Nasendrittel nicht unbedingt zum sicheren Ausschluss einer Coronainfektion führen kann, dürfte auch nicht geschultem Personal klar sein. Ein Test, für den ursprünglich 125 Euro eingeplant werden sollten – letztendlich jedoch von den Vereinigten Arabischen Emiraten für die Luxemburger Delegation bereitgestellt wurde. Die Scheichs müssen dafür auch nicht tiefer in ihre Tasche greifen, als die eingangs erwähnten Wattestäbchen in die Geruchsorgane der Luxemburger Delegation vorgedrungen sind.
Besuch im Möbiusband
Kurz vor der Visite des Großherzogs im Luxemburger Pavillon war Zeit für einen kurzen Abstecher in den Pavillon der Ukraine. Einer der zahlreichen Arbeiter kehrt über eine Baumrinde, als wolle er die letzten Körner Wüstenstaub vor Eintreffen der großen Besucherscharen am Nachmittag entfernen. Der Pavillon der Ukraine liegt in direkter Nähe des Luxemburger Pavillon, keine 50 Meter trennen die beiden Länder auf dem Gelände der Weltausstellung. Das Kriegsgeschehen in der Ukraine bestimmt auch das Innere des Pavillons. Wie ein durcheinandergeratenes Mosaik pflastern mittlerweile tausende Solidaritätsbekundungen, niedergeschrieben auf farbigen Papierblättchen, die Treppen, Geländer und Wände des Pavillons in Dubai.
Kurz bevor der Großherzog auf der Weltausstellung eintrifft, bleibt noch Zeit für ein paar Erinnerungsfotos in der strahlenden Wüstensonne, die den Luxemburger Pavillon in glänzendem Weiß erstrahlen lässt. Dank seiner ungewöhnlichen Form, die einem Möbiusband nachempfunden wurde, grenzt er sich deutlich von seinen Nebenbauten ab, wenngleich der direkt angrenzende britische Pavillon die Luxemburger Konstruktion in der Höhe überragt. Für den Besuch des Großherzogs, ursprünglich für den 23. Januar geplant und wohl vor allem für die anschließende Visite von MBA, wird der gesamte Bereich abgesperrt, Bombenspürhunde und eine Brigade an Polizisten durchforsten den Pavillon. Durfte die Presse beim Besuch von Großherzog Henri und Außenminister Jean Asselborn noch folgen, wird der Platz kurze Zeit später für Muhammad bin Raschid Al Maktum geräumt. Währenddessen nimmt sein Minister für Toleranz Scheich Nahyan bin Mubarak Al Nahyan bei einem Cappuccino mit Mandelmilch auf der Terrasse des Pavillons Platz und unterhält sich ungleich seinem Regierungschef freundlich mit dem dort anwesenden Delegationspersonal.
Zur Presseschar vor dem Pavillon gesellen sich derweil immer mehr Schaulustige. Sie hoffen, einen Blick auf MBA zu erhaschen, ein Herrscher derart abgekapselt von der Bevölkerung in seinem Emirat, dass diese ihn mittlerweile mehr als Mythos denn als Mann zu kennen scheint. Untermauert wird dieser Eindruck von der Heerschar an Begleitpersonal, die dem Scheich vorauseilen und auf Schritt und Tritt folgen. Der Abschied vor dem Pavillon fällt kurz und bündig aus, dann verschwindet der Scheich auf den elektrischen Golfkarts wieder so geräuschlos, wie er erschienen war, während die Luxemburger Mission der gleißenden Mittagssonne entflieht, indem sie sich in einen der wartenden SUVs und Busse setzt, die sich sogleich auf den Weg nach Abu Dhabi machen.
Dem Mittagessen mit Dena Assaf, stellvertretende Generalkommissarin der Vereinten Nationen für die Expo 2020 und residierende Koordinatorin der Vereinten Nationen für die Vereinigten Arabischen Emirate,
und Andrea Matteo Fontana, europäischer Botschafter in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Generalkommissar der Europäischen Union, folgt eine Privatführung im Louvre von Abu Dhabi, ehe es direkt weiter zur Scheich-Zayid-Moschee geht. Der weiße Marmor bringt die Reifen der Wagenkolonne zum Quietschen, als diese auf den Platz vor der Moschee vorfährt. Barfuß oder in Strümpfen bewegt sich der Luxemburger Tross hinter Großherzog Henri ins Moscheeinnere. Die Führung geleitet Großherzog Henri mit der Delegation im Schlepptau über den größten Teppich der Welt bis in den Innenhof der Moschee – beides Bereiche, die für das breite Publikum, aber auch gläubige Muslime eigentlich nicht zugänglich sind.
Außenminister Jean Asselborn hatte sich derweil vom Nachmittagsprogramm ausgeklinkt. Das für abends angelegte Pressebriefing mit dem Luxemburger Chefdiplomaten wird relativ kurzfristig auf dem Weg nach Abu Dhabi abgesagt. Jean Asselborn könne nicht viel zum heutigen Tag sagen, heißt die offizielle Erklärung vonseiten des Luxemburger SIP („Service information et presse“). Was vom ersten Tag in Dubai bleibt, sind zahlreiche Eindrücke und Bilder – und viele offen Fragen der mitgereisten Journalisten.
- Von Dynamik und Statik: Xavier Bettels Europa- und Außenpolitik braucht neue Akzente - 19. November 2024.
- CSV und DP blicken auf ereignisreiches Jahr zurück - 18. November 2024.
- „déi Lénk“ sieht von „Interessenkonflikten durchsetzte“ Institution - 13. November 2024.
In diesem Artikel wird wieder des Luxemburgers Autors liebste Beschäftigung beschrieben: Meckern. Kritisieren. Besser wissen. Wird nicht immer eine friedliche Koexistenz mit ALLEN Staaten den Bürgern gepredigt? Ja aber nur, wenn diese unserer westlichen Sichtweise entspricht; wenn sich andere Kulturen uns anpassen. Wir haben sowieso IMMER Recht….“Reisen bildet“ hieß es sonst immer, vielleicht sollte man auch mal weiter als in die unmittelbaren Nachbarländer reisen!
Unsere Zwei wirken mit den herunterhängenden Armen irgendwie linkisch und unbeholfen! Ja, wohin nur mit den Händen? Verschränken geht nicht, in die Hosentasche erst recht nicht. Hand auf’s Herz – der Scheich macht es gut!