Sa., 23. November 2024




  1. dmp /

    Die Rolle Russlands wird hier fatalerweise heruntergespielt.

    Die Anhänger der Putschisten schwenkten demonstrativ russische Flaggen. “Während des Putsches vergangene Woche sah man etliche russische Flaggen in den Händen der Protestierenden. Selbst als Demonstrierende die französische Botschaft stürmten, taten sie dies umhüllt von den Farben Russlands.”

    Es dürfte auch stutzig machen, dass Jewgenij Prigoschin, Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, den Staatsstreich in Niger als gute Nachricht begrüßte und alsbald die Dienste seiner Kämpfer anbot.

    Selbstverständlich gibt es keine „Beweise“ für einen „direkten“ Einfluss Russlands und/oder der Wagner Gruppe im Niger. Den gab es auch lange nicht in der Ostukraine, als Donetsk und Luhansk einen Bürgerkrieg (der keiner war), veranstalteten. Und auch in diesen Gebieten waren es bloß einige vereinzelte Bürger, die sich daran beteiligten. Heute weiß man, dass es Wagner Söldner und russische Militärs (nachlesen u.a. bei Girkin) waren, die mit eigenen Leuten, also Russen, der Welt glauben machten, es würde ein Bürgerkrieg stattfinden.

    Dass also scheinbar „bloß“ ein paar hundert Menschen im Niger demonstrierten, ist keineswegs ein Beleg dafür, dass Russland resp. Wagner nicht maßgeblich am Putsch mitgewirkt haben.

    Dr. Joana de Deus Pereira, Senior Research Fellow bei RUSI Europe und spezialisiert auf die Bereiche Terrorismusbekämpfung sowie Prävention und Bekämpfung von gewalttätigem Extremismus, formulierte es folgendermaßen: „Der Kreml äußerte sich zwar besorgt über den Putsch und rief zur raschen Wiederherstellung von Recht und Ordnung auf, aber dass Prigoschin, der vielen als Putins rechte Hand galt, hinter den Putschisten steht, ist nicht zu übersehen.“ In ihrem lesenswerten IPG-Beitrag, der von der Friedrich-Ebert-Stiftung veröffentlicht wurde, begründet sie dies.

    Im Übrigen wäre es spannend zu erfahren, aus welchen Gründen Präsident Bazoum seinen General Tchiani feuern wollte. Darauf wird bislang nicht in den Medien eingegangen.

    Der Vorfall im Niger ist definitiv „auch“ ein geopolitisches Manöver. Es ist ein Kampf um Einfluss in Westafrika, in dem Russland sich seit Jahren einmischt. Wie die tagesschau kürzlich schrieb: „Während der Einfluss der Vereinten Nationen in Westafrika schrumpft, wächst zunehmend der von Russland.“ Und UN-Beobachter Richard Gowan vom Thinktank „Crisis Group“ in New York, sagt hierzu: „In der Sahelzone haben wir eine Reihe von Putschen gesehen, wir haben gesehen, wie Militärs näher an Moskau herangerückt sind.“ Das kommt nicht von ungefähr, sondern ist die Folge der jahrelangen „Bemühungen“ Russlands und der Wagner Gruppe, afrikanische Politiker, die sich nicht als Verfechter der Demokratie hervortun, zu „locken“. Ein lohnendes Geschäftsmodell, denn im Austausch bekommt die Söldner-Truppe zum Beispiel Verträge für den Abbau von Rohstoffen.

    Nein, niemand spricht den Nigrern die Fähigkeit ab, „sich selbst in die Scheiße reiten zu können“. Nun ist es ja eine verschwindend kleine Minderheit der dortigen Bevölkerung, die „vor ein paar Tagen in Niamey die russisch-nigrische Solidarität gefeiert haben“. Das wiederum widerspricht der These bezüglich der vor genannten Fähigkeit im Artikel.

    Es ist fatal, Russlands Rolle zu unterschätzen, unabhängig davon, ob Russland der Treiber ist oder die Wagner Gruppe eigenmächtig ihrem Geschäft nachgeht. Russland hat bereits dem Niger seine „Hilfe“ angeboten. Passt auch hervorragend ins Bild des vor kurzem stattgefundenen Afrika-Gipfels, der von Putin initiiert wurde.

    Julia Grauvogel vom Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien erläutert hierzu: „“Russland braucht auf jeden Fall Afrika und verfolgt in Afrika verschiedene wirtschaftliche und geostrategische Interessen“, sagt Grauvogel. Primär gehe es um Rohstoffe, insbesondere Gold. Denn: Seit russische Devisen durch westliche Sanktionen eingefroren seien, sei Gold als Zahlungsmittel für Putin „noch wichtiger“ geworden. Putin würde im Gegenzug Waffen liefern, da Afrika auf Russland als Waffenlieferant angewiesen sei. „Mittlerweile kommt fast die Hälfte aller Waffen auf dem afrikanischen Kontinent aus Russland.“ Darüber hinaus sei es für Afrika von Interesse, die Bindung zu Russland zu nutzen, um sich „in der internationalen Politik als Akteur darzustellen, der nicht nur vom Westen abhängig ist“.“

    Die Macht der Geopolitik wird also keineswegs überschätzt, wie es die Headline des vorliegenden Artikels glauben machen möchte.

  2. Jean-Marie Grober /

    „La bêtise humaine est éternelle et incommensurable!“ Macht, Geld, Gier und Ruhm! Und grenzenlose Aggressivität und gesellschaftlicher Verfall überall. Was ist mit den Menschen, die eigentlich nur in Ruhe ihr Leben durchbringen wollen und das bisschen Wohlstand und Freiheit, was ihnen gegönnt ist, behalten wollen? Die Spezies Homo sapiens müsste eigentlich in Homo imperitus umbenannt werden. Am Ende wird unser Planet überleben, aber unsere Spezies mit Sicherheit nicht!

  3. istegal /

    Diese Ländern ticken wie sie eben ticken. Da sind stämme, clans und korrupte Regime am werk. Natürlich kann man der kolonialzeit bis zu den Kreuzrittern die schuld zuschieben. Die Ureinwohner amerikas haben sich schon vor Ankunft der Europäer die köpfe eingeschlagen, die Azteken ihre nachbarn versklavt. Europa sollte die „eigenarten“ der afrikanischen Länder akzeptieren, sie gewähren lassen und nur auf die eigenen Interessen schauen, wie es die russen und chinesen tun. Ändern kann man sowieso nix.

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