Generalversammlung / „Grousse Schäiss“: CMCM wählt neuen Verwaltungsrat mit Goergen und ohne Heinen
Die CMCM hat auf einer außerordentlichen Versammlung einen neuen Vorstand gewählt. Nicht mehr dabei ist der ehemalige Präsident André Heinen. Das Lager um Gilbert Goergen wird hingegen gestärkt.
Die Stimmung nach der CMCM-Generalversammlung am Samstagmorgen war auch nach der Neuwahl des Vorstandes der Mutuelle höchst angespannt. Die Presse war bereits im Vorfeld darüber informiert worden, dass sie im Saal nicht willkommen sei. Und nach der Generalversammlung fielen gegenüber den Mutuelles-Mitgliedern, die der Presse nach der Abstimmung Rede und Antwort standen, so einige abfällige Bemerkungen. Einen kompletten Neuanfang scheint es jedenfalls vorerst nicht zu geben. Der scheidende Präsident André Heinen wurde zwar nicht wiedergewählt – seine beiden Kontrahenten Gilbert Goergen und Yves Scharlé erhielten hingegen erneut das Vertrauen der Mutualisten.
Der neue Verwaltungsrat
Im neuen Verwaltungsrat der CMCM vertreten sind:
1. Rol Girres, 2. Nicole Arendsdorf, 3. Romance Scheuer, 4. Steve Melan, 5. Yves Scharlé, 6. Gilbert Goergen, 7. Christian Flammang, 8. Jeannot Jung, 9. Fernand Fischer, 10. Eugène Kirsch, 11. Alphonse Classen, 12. Nico Dusseldorf
Der ständige Vertreter der FNML, Christian Schumacher, vervollständigt den 13-köpfigen Verwaltungsrat der CMCM.
Nicht gewählt wurden:
13. Marc Keipes, 14. Eric Lambert, 15. Albert Gaillard, 16. Jean-François Steichen, 17. André Heinen
Raymond Wengler, ehemaliger Präsident der „Fédération nationale de la mutualité luxembourgeoise“ und scheidendes Vorstandsmitglied der „Caisse médico-complémentaire mutualiste“ (CMCM), fand nach der Generalversammlung deutliche Worte. „Das, was herausgekommen ist, war zu erwarten – und ist auf Luxemburgisch ‚grousse Schäiss‘“, wählt Wengler deutliche Worte. Es seien Personen in den Vorstand gewählt worden, die einfach nicht dahin gehören. „Die Putschisten haben die Wahl jetzt gewonnen und können mit ihrem großen Manitu in der CMCM weitermachen.“ Wenglers Meinung nach würde es die CMCM in fünf Jahren nicht mehr geben, wenn genau so weitergemacht werde. Er selbst habe aus Altersgründen keine Kandidatur mehr gestellt und im Gegenzug gehofft, dass sich mehr junge Kandidaten aufstellen würden. Dem sei jedoch auch nicht so gewesen. „Irgendwann muss die CNS dann alles übernehmen oder das zuständige Ministerium klügelt etwas aus – es ist jedoch klar, dass sich die Privatversicherer freuen werden.“
Wengler zufolge seien zahlreiche Personen in den Vorstand gewählt worden, die da eigentlich nichts verloren hätten. Bestes Beispiel dafür sei der Erstgewählte der Wahl am Samstagvormittag, Rol Girres, der laut Wengler vor allem durch seine Gesangskünste bekannt wurde. Eine Wahl, die von Teilnehmern der Generalversammlung hinter vorgehaltener Hand als „saudumm“ bezeichnet wurde. Für die CMCM sieht Wengler jedenfalls schwarz – auch weil neben Gilbert Goergen Yves Scharlé wiedergewählt wurde. Dass Fabio Secci mit der Wiederwahl von Goergen und Scharlé fest im Sattel sitze, hält Wengler jedoch nicht unbedingt für gegeben. Das, weil eben jener Goergen nach der Versammlung am 18. April gegenüber der Presse zu Protokoll gegeben hatte, dass die Struktur des Direktionskomitees und das Organigramm überarbeitet werden müssen. Er habe sich jedenfalls schon viel früher für ein – im besten Falle – versöhnliches Ausscheiden Seccis aus der CMCM starkgemacht.
Dialog, dann Zukunft der Direktion
Gilbert Goergen hofft seinerseits, mit dem neuen Verwaltungsrat die Probleme angehen zu können, die für die CMCM wichtig seien. In der kommenden Woche wird der neue Verwaltungsrat ein erstes Mal zusammenfinden und dann auch den Präsidenten, zwei Vizepräsidenten und den Generalsekretär bestimmen. Goergen hat dann auch angekündigt, sich für den Posten des Präsidenten zur Verfügung zu stellen. Sollte sich in der Diskussion ein anderer Kandidat herauskristallisieren, werde er mit diesem zusammenarbeiten wollen. „Es soll keine One-Man-Show werden“, sagt Goergen. „Das Wahlresultat hat eine Mannschaft zusammengebracht, die zusammen funktionieren kann.“
Die Putschisten haben die Wahl jetzt gewonnen und können mit ihrem großen Manitu in der CMCM weitermachenscheidendes CMCM-Vorstandsmitglied und ehemaliger Präsident des Mutuelles-Verbandes
Er wolle zumindest als allererstes die Probleme aufarbeiten, die es bisher bei der CMCM gegeben hat und entsprechende Konsequenzen ziehen. „Der Dialog mit dem Personal und eine ordentliche Gouvernance ist das Allerwichtigste“, sagt Goergen. Danach gehöre auch die Direktion auf den Prüfstand. „Wir müssen schauen, ob die drei Direktionsmitglieder die richtigen sind und mit unseren Ideen arbeiten wollen.“ Erst dann entscheide man über die Zukunft des Generaldirektors Fabio Secci.
„Secci hat gewonnen“
Ob sich André Heinen den Ausgang der Wahl so erhofft oder erwartet hatte? „Diese Wörter kann man gebrauchen, wenn es ein fairer Wahlkampf gewesen wäre“, sagt Heinen nach der Abstimmung. Goergen und seine Unterstützer seien von Mutuelle zu Mutuelle gegangen und haben ihn als schlechten Menschen dastehen lassen. „Ich hatte mir erhofft, dass unsere Mutuelles erwachsener sind und sich besser informiert hätten, was wirklich passiert ist.“ Nun aber stehe das Resultat fest: „Fabio Secci hat diese Wahl eindeutig gewonnen.“ Er habe lediglich versucht, dem Wunsch des Personals Rechnung zu tragen und sich von Fabio Secci zu trennen. Für ihn seien es persönlich schwierige Zeiten gewesen. Das Resultat der Wahl würde jedoch klar zeigen, dass man nur gut singen müsse, um gewählt zu werden. Mutualistisches Engagement hätten einige der nun im Vorstand vertretenen Personen bisher keines in ihrem Curriculum stehen.
Ganz so hoffnungslos wie Raymond Wengler gibt sich Heinen angesichts der Zukunft der CMCM jedenfalls nicht. „Die CMCM hat sehr gutes Personal“, sagt Heinen. „Auch unsere Mitglieder brauchen sich keine Sorgen zu machen.“ Mit dem jetzigen Vorstand aber kann Heinen auch nicht positiv nach vorn blicken. „Der Streit mit Privatversicherern wurde von Fabio Secci herbeigeführt“, sagt Heinen. Das sei nicht der Stil einer CMCM. „Morgen werden dann andere in diese Bresche springen.“
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