/ „Grüne“ Demonstranten auf der Roten Brücke: Streiks für eine bessere Klimapolitik gehen weiter
Nach dem Klimastreik im März wollten die Veranstalter der „Occupy for Climate“-Demo gestern die gesamte Rote Brücke blockieren. Letztlich hat man es bei einer Fahrspur belassen – aber dennoch ist es den Demonstranten gelungen, Aufmerksamkeit zu erregen und ihre Anliegen friedlich an die Öffentlichkeit vorzubringen.
„Es ist unsere Zukunft, um die es hier geht. Deswegen sind wir hier“, so die Teilnehmerin Elena. „Was bringt es mir, wenn ich jetzt studiere, um mir danach einen Job zu suchen, wenn bis dahin doch schon alles vorbei sein könnte?“
Elena ist nur einer der zahlreichen Menschen, die sich gestern zur Demo auf der place de l’Europe auf Kirchberg eingefunden haben. Gegen 14.30 Uhr sieht es dort noch verhältnismäßig leer aus – es haben sich erst rund 35 Studenten und Erwachsene versammelt. Später jedoch werden es einige mehr sein: Die Organisatoren sprechen im Nachhinein von 2.000 bis 2.500 Teilnehmern, die Polizei schätzt die Zahl indes auf rund 1.000. Viele haben auch dieses Mal Plakate mitgebracht, um ihre Anliegen deutlich zu machen. Auf den Transparenten sind Slogans wie „We don’t have a Planet B“, „The Planet is getting hotter than Freddie Mercury“ oder „Dinosaurs also thought they had time“ zu lesen.
Diesmal auch Erwachsene dabei
Anders als bei der Demo im März sind nun auch Erwachsene mit von der Partie, um die Jugendlichen tatkräftig zu unterstützen. Darunter auch der Rentner Eugène: „Ich bin hier für meinen Sohn, der heute nicht an der Demo teilnehmen kann.“ Eigentlich muss der Pensionär am Sonntag auch nicht den Gang zur Wahlurne antreten – doch er tut es aus Überzeugung. „Die jungen Menschen sagen, dass wir nichts tun. Ich bin heute hier, um ihnen das Gegenteil zu beweisen.“
Die anwesenden Schüler sind inzwischen sichtlich aufgeregt. Sie wissen alle, warum sie heute hier sind: Viele setzen sich gegen den Plastikmüll und für den Schutz der Artenvielfalt ein. Und das Kernthema, der Klimawandel, dürfe selbstverständlich auch nicht ignoriert werden. Es gehe um die Zukunft aller. Mit dabei ist ebenfalls Marisa, die mit ihren Kindern an „Occupy for Climate“ teilnimmt. „Obwohl meine Kinder noch klein sind, werden sie traurig, wenn ich ihnen von der jetzigen Situation erzähle“, meint die junge Mutter.
Um kurz vor 15.30 Uhr versammeln sich alle Demonstranten rund um die Organisatoren, um letzte Infos zum Ablauf zu erhalten. Zudem werden einige Sprechchöre eingeübt, die während des Marsches zur Roten Brücke gerufen werden sollen. „What do we want?“ – „Climate Justice!“ – „When do we want it?“ – „Now!“, schallt es immer wieder.
Sally und Damien, die beide dem Organisationsteam von „Youth for Climate Luxembourg“ angehören, haben sich in der allerersten Reihe aufgestellt. Sie sind jetzt schon sichtlich stolz. „Wir hoffen, dass sich noch mehr Erwachsene und Jugendliche unterwegs von der Masse mitziehen lassen“, sagt Sally. Mit der „Occupy for Climate“-Demo möchte man das Thema Klima im Rahmen der bevorstehenden Europawahlen in den Vordergrund rücken. „Youth for Climate“ hat diesbezüglich auch dazu aufgerufen, grüne Kleidung zu tragen. Diesem Wunsch sind allerdings nur einige Teilnehmer nachgekommen.
Nach und nach wird deutlich: Alle warten voller Spannung darauf, dass es losgeht. Oder wie es auch aus der Menge verlautbart: „On est plus chaud que le climat.“ Dann setzt sich der Zug in Bewegung. Dort, wo sonst täglich zahlreiche Autos passieren, nehmen Demonstranten nun die Straße ein – und ziehen lautstark in Richtung Rote Brücke. Auch die Polizei ist gegen 15.45 Uhr zugegen – um den Verkehr zu regeln und die Teilnehmer auf die eigens für ihre Demo abgesperrte Fahrbahn zu geleiten.
„Nicht gucken, mitmachen!“
Am Ziel angekommen, verteilen sich die Teilnehmer über die gesamte Länge der Brücke und fordern die Passanten dazu auf, sich ihnen anzuschließen: „Rejoignez nous, ne nous regardez pas!“ Ein kurzer Moment der Verwirrung entsteht, als die Demonstranten kurzzeitig beide Spuren blockieren. Das sei nur ein Missverständnis gewesen, so Mitorganisator Damien Almeida im Nachhinein. Die Demonstranten zeigen den vorbeifahrenden Autos ihre Plakate. Einige Fahrer hupen daraufhin, die meisten blicken jedoch nur etwas genervt drein. Bis 18 Uhr soll die Blockade dauern.
„Youth for Climate“ ist mit dem Ablauf der Demo ganz zufrieden. Es sei nichts passiert und auch die Zusammenarbeit mit der Polizei sei gut gewesen. „Das einzige Problem war, dass wir noch eine weitere Spur haben wollten, um für mehr Sicherheit zu sorgen.“ Nach 18 Uhr wollten sich die Organisatoren dann zusammensetzen, um Bilanz zu ziehen und künftige Vorhaben zu besprechen.
Lesen Sie dazu den Kommentar von Frank Goebel.
„Mir Jonk“ wollen die Welt retten. Dabei übersehen sie, dass sie nicht 10000 Jahre „jonk“ bleiben sondern die Alten von morgen sein werden.
Die Greta-Euphorie wird sich noch legen. Spätestens wenn sie einen Job suchen werden sie „flexibler“.
Flexibel im Sinne von indifferent oder opportunistisch? Das hiesse, wer eine Arbeit hat, braucht sich nicht mehr um die Umwelt zu scheren? Damit würde sich der Teufelskreis schliessen! Schöne Perspektive. So wie die Alten gesungen, zwitschern die Jungen!
Die Jugend hat recht. Wenn sie auf die Alten warten, um die Welt zu retten und um das Ruder rumzureissen, werden sie verbens warten. Sie sind jung, voller Tratendrang und können resp. müssen was bewirken und ändern. Klar, dass sie die Alten von morgen sein werden, aber das ist doch kein Grund ihnen das Recht und den Willen, sich für die Umwelt einzusetzen, abzustreiten. Als wir jung waren, hatten auch wir Ideale , auch wenn sie manchmal utopisch oder unrealistisch waren und die Älteren darüber den Kopf schüttelten. Wir hatten leider nicht die Möglichkeiten und die Freiheiten der Jugend von heute. Sollen wir etwa darauf neidisch sein? Dann hätten wir nichts dazugelernt! Übrigens glaube ich kaum, dass es die erklärte Absicht der Jugend ist, die Welt zu retten, sie will bloss auf die Missstände und Versäumnisse in Sachen Umweltschutz auf ihre Art aufmerksam machen. Das nenne ich verantwortungsvoll, auch wenn es nicht in unser festgefahrenes Schema passt und uns in unserem Komfort stört. Aus Erfahrung wissen wir wohin es führt, wenn immer nur auf die jungen Menschen draufgekloppt wird und ihnen das Recht auf Meinungsfreiheit abgesprochen wird.