Neue Umweltministerin / Grünen-Basis mit Vertrauensvorschuss: Joëlle Welfring folgt auf Carole Dieschbourg
Der Vereidigung am Montag steht nichts mehr im Weg: Die Grünen-Basis hat Joëlle Welfring mit nur einer Gegenstimme zur Nachfolgerin von Carole Dieschbourg als Umweltministerin gewählt. Diese wurde mit stehenden Ovationen verabschiedet.
Die Pressemitteilung des großherzoglichen Hofes, dass Joëlle Welfring am Montag als neue Umweltministerin vereidigt werden soll, trudelt bereits am Donnerstag in den Redaktionen ein. Seit Samstagvormittag steht fest: Der Großherzog muss seine Pläne nicht kurzfristig abändern. Mit 174 Ja- und nur einer Nein-Stimme ist der Vorschlag der Parteiexekutive, Joëlle Welfring als neue Umweltministerin zu berufen, auf dem kurzfristig einberufenen außerordentlichen Grünen-Kongress von der Partei-Basis angenommen worden.
Die gebürtige Escherin hatte bei ihrer Antrittsrede mit den Tränen zu kämpfen, als sie der zurückgetretenen Carole Dieschbourg für ihren Einsatz dankte. „Carole Dieschbourg ist eine kompetente und engagierte Person, die ich sehr respektiere“, sagt Welfring vor einem mit Grünen-Mitgliedern gut gefüllten Saal in der Abtei Neumünster. Es sei Dieschbourg stets um den Inhalt, um die Sache gegangen. „Ich bin zutiefst geehrt, dass Carole Dieschbourg deshalb an mich als ihre Nachfolgerin gedacht hat.“
Drei große Projekte will Welfring noch vor den Wahlen angehen. Einerseits will Welfring das Waldgesetz und die Trinkwasserdirektive überarbeiten und an einem Update des Energie- und Klimaplans arbeiten. In dem Zusammenhang müsse stets die soziale Frage im Blick behalten werden, meint Welfring. „Wir können diese enormen Herausforderungen nur dann meistern, wenn wir jeden mit ins Boot nehmen.“
Respekt vor dem Amt
Schon früh habe Welfring sich für Umweltschutz interessiert, habe Lebewesen und Flüsse untersucht und bei langweiligen Studentenjobs lieber in Physikbüchern rumgeblättert. Den jetzt erfolgten Schritt in die Politik sieht die designierte Umweltministerin als logischen Schritt ihres bisherigen Engagements: „Ich wusste schon immer: Wenn ich diesen Schritt gehe, dann mit den Grünen.“ Zusätzlichen Druck durch den mit großer Mehrheit gewährten Vertrauensvorschuss der Parteibasis, den Welfring sich in ihrer Antrittsrede erbat, verspürt die Neu-Politikerin nicht. „Nein, der Druck war auch vorher schon sehr groß“, sagt Welfring im Anschluss an den Kongress im Gespräch mit dem Tageblatt. Sie habe tiefsten Respekt vor dem Entscheidungsweg, den ihre Nominierung genommen hat und werde mit diesem Respekt ihr neues Amt am Montag antreten. „Ich diene dem Land, ich diene der Sache und ich werde mich da voll hineinstürzen.“
Ob sie nicht befürchte, dass die Dossiers, die letztendlich zum Rücktritt von Carole Dieschbourg geführt haben, sich bis zu den Wahlen schleppen könnten? „Da sind sicherlich einige schwierige Dossiers dabei“, sagt Welfring. „Diese will ich nun objektiv und faktenbasiert aufarbeiten.“ Auf jedes Problem lasse sich eine Lösung finden. „Am liebsten im Konsens, schlimmstenfalls per Kompromiss.“
„Richtige Frau für das Amt“
Die beiden Parteipräsidenten Djuna Bernard und Meris Sehovic haben in ihrem Kongressbeitrag die ihrer Meinung nach antiquierten Verfassungsregeln angeprangert und Carole Dieschbourg noch einmal gedankt. „Die Bestimmungen sind aus der Zeit gefallen“, sagt Bernard. „Carole Dieschbourg hat mit größtmöglicher Transparenz gegenüber der Chamber und der Staatsanwaltschaft gehandelt.“ Meris Sehovic hatte wie schon vorher Welfring mit den Tränen zu kämpfen, als er Carole Dieschbourg für den jahrelangen Einsatz dankte. „Mit Joëlle Welfring haben wir die richtige Frau für das Amt“, meint Sehovic und schmunzelt: „Ihre Kinder haben ihre Zustimmung auch schon gegeben.“
Vizepremierminister François Bausch lässt am Ende des Kongresses noch etwas Wahlkampfstimmung aufkommen, als er die zahlreichen Attacken gegen Carole Dieschbourg anprangert. „Es ging bei der Kritik nie um Inhalte, immer nur ging es gegen Carole Dieschbourg“, sagt Bausch. Niemand habe nach der letzten Legislaturperiode noch mit den Grünen gerechnet, nun entlade sich der Frust darüber, weil die Grünen die Dreierkoalition bei den letzten Wahlen gerettet haben. An die zurückgetretene Umweltministerin gewandt, sagt Bausch: „Carole, du verlässt die Bühne als Grande Dame.“
Und Carole Dieschbourg? Als das Tageblatt am Ende des Kongresses um ein kurzes Interview bittet, winkt Dieschbourg ab. „Das lasse ich jetzt die anderen machen“, sagt die ehemalige Ministerin und wendet sich ab.
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Ich bedauere den Rücktritt von Carole Dieschburg und die widdrigen Umstände, die dazu führten aber ich denke, dass mit Joelle Welfring eine sehr würdige und kompetente Nachfolgerin gefunden wurde. Ich wünsche Frau Welfring viel Glück in ihrem neuen Amt.
Viel Glück fürs Amt der neuen Umweltministerin,
mal schauen wie kompetent die Dame in Zukunft dieses
Amt meistern wird.