Medien / Gute Kontakte – und Geschäfte: Ex-Minister Etienne Schneider wirft wieder Fragen auf
Der ehemalige Minister und Vizepremier Etienne Schneider macht wieder Schlagzeilen mit Geschäften, die zumindest ethische Fragen aufwerfen: Unterlagen zum Finanzplatz Zypern, die Journalisten zugänglich gemacht wurden, werden von diesen so interpretiert, dass Schneider russischen Oligarchen hilft, ihre Vermögen zu sichern – nachdem sie zur russischen Kriegslogistik in der Ukraine beigetragen haben.
Reaktion
Das Angebot des Tageblatt, zum dargestellten Sachverhalt Stellung zu beziehen, beantwortet Etienne Schneider am späten Mittwochnachmittag knapp: „Zu dem von Ihnen angesprochenen Artikel kann ich Ihnen derzeit nur mitteilen, dass ich mich mit meinem Anwalt über rechtliche Schritte gegen Reporter beraten werde“, schreibt der Ex-Minister in einer E-Mail. fgg
Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht – dieser Grundsatz, der auf viele Firmengeflechte zutrifft, die zum Zwecke der Steueroptimierung ein paar Stränge durch Luxemburg führen und alles andere durch den Rest der Welt, gilt offenbar auch für das Erwerbsleben des ehemaligen Ministers Etienne Schneider.
Wer sich anschauen will, was der 52-Jährige einstige Vizepremier und LSAP-Politiker inzwischen so treibt, schafft das jedenfalls kaum ohne Quellen wie das „Cyprus Confidential“-Projekt: Für dieses wurden aus mehreren Quellen Daten über den zyprischen Finanzplatz zusammengetragen und von 270 Journalisten in 54 Ländern ausgewertet.
Dazu gehören auch die Kollegen des Magazins reporter.lu. und die haben am Mittwoch über die Verbindungen von Etienne Schneider berichtet – und über undurchsichtige Firmenverflechtungen und seltsame Verträge.
Material für Munition
Schneider hat nach dem Ende seiner Politikerkarriere eine Beratungsfirma namens Beta Aquarii gegründet, die offenbar überwiegend, und das erstaunlich gut, von einem einzigen Kunden lebt: der auf den Britischen Jungferninseln sitzenden Gesellschaft „Redrock“, die wiederum zwei zyprischen Vermögensverwaltungen (Trusts) gehört. Diese, wiederum, lassen sich laut Reporter mit zwei russischen Oligarchen in Verbindungen bringen: Alexander Abramov und Alexander Frolov sind als Miteigentümer des Stahl- und Bergbaukonzerns „Evraz“ reich geworden. Ältere Recherchen eines weiteren Journalisten-Pools („Organized Crime and Corruption Reporting Project“) sowie frisch analysierte Daten aus Zypern zeigen, so Reporter, dass Evraz auch nach anderslautenden Erklärungen „das russische Militär mit Stahl und Chemikalien belieferte, die bei der Herstellung von Munition gebraucht werden“ und „die russische Eisenbahn mit Schienen versorgt und somit auch zur Kriegslogistik beiträgt“.
Wochen nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine, als Abramov und Frolov möglicherweise verstärkt befürchten mussten, Sanktionen zu unterliegen, kamen sie mit der Beratungsfirma Schneiders ins Geschäft – das für diesen erstaunlich einträglich war.
Erstaunliche Summen, erstaunte Experten
Reporter.lu, sich berufend auf vorliegende Dokumente, beschreibt, dass laut Vertrag bereits mit dessen Abschluss 2,5 Millionen Euro Richtung Beta Aquarii geflossen seien – und noch einmal eine solche Summe als Erfolgshonorar vereinbart wurde. Allerdings: Von Reporter.lu befragte Experten, denen man die entsprechenden Unterlagen gezeigt habe, zeigen sich erstaunt nicht nur über diese Summen, sondern auch darüber, wie schwammig der Vertrag überhaupt nur definiert habe, was für das Geld zu leisten sei. Sogar von einem „Scheinvertrag“ ist die Rede.
Insgesamt ergebe sich der Eindruck, die beiden Geschäftsmänner seien „rezent weniger darauf bedacht, ihr Vermögen diskret verwalten zu lassen“, heißt es bei Reporter. Die Vermutung: „Es geht ihnen vielmehr darum, es zu retten.“
Dazu sei offenbar auch der beliebte Schachzug genutzt worden, Besitzanteile von Personen, die sich etwa von Sanktionen bedroht sehen, an Familienmitglieder zu übertragen. Genau das ist offenbar auch bei „Redrock“ passiert. Der bereits in der Vergangenheit wegen seiner Geschäfte kritisierte Schneider habe gegenüber Reporter erklärt, er arbeite weder für die Oligarchen noch für eine ihnen unterstehende Gesellschaft – was also der Wahrheit entspräche, aber eben auch durchschaubar wäre. fgg
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Auf ehrlicher Weise kann man nicht viel Geld verdienen. Skrupellose Menschen regieren die Welt durch das Geld was diese ergaunert haben
Ein Vorzeigesozialist eben. Major Tom weiter auf Abwegen.
Beta Aquarii, trübes Wasser voller Silurus se!
War dat net emol déi Liichgestalt vun der LSAP déi d’Policekommissariater ofgeschaf huet an déi déi nei Regierung elo nees muss ënnert dem Numm „Gemengepolice“ aféieren?
War dat net och deen, deen 12.5 Milliounen Euro an de Sand gesaat huet?
An deen, deen sou grouss dovu geschwaat huet Google kéim op Lëtzebuerg?
An deen deen du wollt „säi Liewen zeréck“ an d’engele bei d’Trom gepucht huet… nom Motto „alle warm Loft“ an „ausser Spesen nix gewesen.“
Dat nennt een dach en iwwerzeechtenen Salonsozialist „première catégorie „. En Opportunist “ par excellence „. Deen Här do ass Tënt nët wert, déi iwwert hien geschriwwe gëtt.