Esch2022 / Gute Minett zum bösen Spiel
Nachdem eine Zeit lang die von Bürgermeister und Vorstandspräsident Georges Mischo ersehnte Ruhe einkehrte, brodelt es seit geraumer Zeit wieder im Dossier Esch2022. Die schlechte Nachricht: Um Kultur geht es immer noch nicht.
Wenn der Kulturredakteur nicht mehr über das Escher Theater schreiben kann, bleibt ihm immer noch das Theater in Esch. Schon vor Monaten – kurz nach dem Weggang des Künstlerischen Koordinators Charles Wennig – kursierten Gerüchte, der Künstlerische Leiter Christian Mosar wäre kurz davor, das Handtuch zu schmeißen. Insider berichteten, die Luft zwischen Nancy Braun und Christian Mosar wäre so dick, dass man sie mit dem Messer schneiden könne. Gleichzeitig holte man Françoise Poos als Leiterin des Kulturprogramms mit an Bord, es wirkte, als wolle man Mosar, der bereits seit Monaten nicht mehr als Nancy Brauns rechte Hand auftrat und auch bei rezenten Pressevorstellungen abwesend war, (nicht ganz so) diskret aufs Abstellgleis schieben. Damals dementierte Mosar die Gerüchte: Das Projekt liege ihm zu sehr am Herzen, um es aufzugeben. Dass Mosar und Braun verkracht wären – dieses Gerede zirkulierte weiterhin äußerst hartnäckig in der Kulturszene.
Generaldirektorin Nancy Braun äußert sich nicht zu diesen Gerüchten, räumt aber ein, dass die Einstellung von Françoise Poos im Januar keineswegs dazu diente, Mosars Autorität zu untergraben: „Françoise Poos wurde angeheuert, um das Team zu verstärken. Manche vergessen, dass wir keine Kunstbiennale oder Festspiele organisieren, sondern sehr breitgefächert aufgestellt sein müssen – weswegen wir das Team ständig vervollständigen. Beim ersten Monitoring mit der EU-Kommission machte man uns auch darauf aufmerksam, dass unser Team noch lange nicht komplett wäre. Mittlerweile arbeiten 17 Leute Vollzeit am Projekt. Zusammen mit den externen Mitarbeitern, die in den Kulturabteilungen der verschiedenen Südgemeinden das Kulturjahr vorbereiten, sind es über 40 Menschen.“
Kaum verwunderlich, als letzte Woche dann verkündet wurde, Mosar und Esch2022 hätten einheitlich entschieden, getrennte Wege zu gehen. Alle Interviewanfragen seitens des Tageblatt wurden freundlich, aber bestimmt abgelehnt, es sei nicht mehr hinzuzufügen, als in der Pressemitteilung stand. Fast hatte es den Anschein, eine Trennung zu einem solch späten Zeitpunkt – es bleiben knapp 18 Monate vor dem Auftakt des Kulturjahres – würde dem natürlichen Lauf der Dinge entsprechen. Als die Verträge der damaligen Künstlerischen Leiterin Janina Strötgen und des Generalkoordinators Andreas Wagner im Juni 2018 nicht verlängert wurden, meinte Georges Mischo, in Marseille hätte man auch viermal die Führung gewechselt – rückblickend wirkt es fast so, als gelte es, diesen Negativrekord zu brechen.
A frEsch Start?
Unseren Informationen zufolge wollte die Escher Gemeinde nun im Falle Mosar nicht nur einen weiteren Skandal, sondern auch einen weiteren Prozess verhindern – nachdem das Duo Strötgen-Wagner auf übelste Weise abserviert wurde, hatten die beiden eine Klage eingereicht; in der ersten Instanz sollten sie vor Gericht gewinnen. Nachdem nun Mosar mit einem Prozess wegen Mobbing seitens einzelner Personen gedroht haben soll, habe man eine außergerichtliche Einigung gesucht: Mosar soll nun für die rezent gegründete frEsch-Asbl arbeiten, deren Ziel es u.a. sei, den Escher Kulturplan „Connexions“ umzusetzen – und so der Escher Kulturlandschaft auch nach dem Kulturjahr Nachhaltigkeit zu bieten.
Angesichts der zahlreichen abgesagten Projekte – man erinnere sich an Claude Frisonis und Raymond Reuters öffentlich manifestierte Empörung, nachdem ihr eingereichtes Projekt „Fusions“ zurückgewiesen wurde, man denke aber auch an die groß angelegten Projekte der Kulturfabrik, die aus Zeitmangel nicht mehr umgesetzt werden können – könnte eine solche Asbl ein gutes Auffangbecken für die gescheiterten Esch2022-Projekte sein. Weder Pim Knaff, der Escher Kulturschöffe, der die Asbl präsidiert, noch Georges Mischo konnten uns diese Informationen bestätigen – beide verwiesen aber auf eine Pressekonferenz, die sehr bald stattfinden und für Klarheit sorgen soll. Unseren Quellen zufolge könnte die Gründung einer solcher Asbl den Willen, das Projekt wieder verstärkt nach Esch zu bringen, widerspiegeln und davon zeugen, dass die Verantwortlichen der Stadt Esch im Dossier wieder verstärktes Mitspracherecht haben wollen.
Nancy Braun und ihr Team arbeiten weiterhin fleißig am Projekt: Heute findet das nächste Monitoring statt, bei dem der EU-Kommission ein Bericht abgegeben werden muss. Weiterhin geht es jetzt darum, den Projektaufruf abzuschließen und den Projektträgern definitive Antworten zu geben, beziehungsweise verschiedenen Projektpartnern, die noch Gelder brauchen, zu helfen, mit der Privatindustrie zu vernetzen. So wolle man den Vorwurf, dass Esch2022 nur 50 Prozent jedes Projektes finanziert, entschärfen. „Das Zusammenwirken von Wirtschaft und Kultur finden viele hier in Luxemburg vielleicht merkwürdig, im Ausland ist das aber die geläufige Praxis. Nachdem das Kulturjahr 2007 abgeschlossen war, war es auch mit den Partnerschaften zwischen Projektträgern und Sponsoren vorbei. Aus diesen Fehlern möchten wir lernen und setzen jetzt auf Nachhaltigkeit, indem wir Netzwerke schaffen wollen.“ Weiterhin arbeiten Nancy Braun und ihr Team an den Herausforderungen, die sich im Bereich des Tourismus stellen und an dem Launch-Event des Kulturjahrs – ein partizipatives Projekt, wie die Generaldirektorin erklärt.
Previously on …
Wir vertraten an dieser Stelle bereits die Hypothese, Esch2022 würde besser als Polit-Fiktion – man stelle sich eine Art „House of Cards“ in der Welt der Kulturintrigen vor – denn als Kulturevent funktionieren. In einer solchen Serienlogik wäre man mittlerweile in der vierten Staffel gelandet. Nach dem Scheitern des ersten Bidbooks und der Leitung von Ralph Waltmans erzählte die zweite Season den Aufstieg und Erfolg des Duos Strötgen-Wagner. Die dritte und spannendste Staffel – hier wurde intrigiert, was das Zeug hält, ein Cliffhanger jagte den nächsten – kulminierte in dem Ende der Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde und den beiden kreativen Köpfen. Die vierte Staffel war bisher etwas spannungsarm, gewinnt aber mittlerweile an Fahrt, auch wenn die Episoden sich mittlerweile etwas wiederholen und die Dramaturgie sich zu sehr auf abgedroschene Handlungswendungen verlässt. Der kopfschüttelnde Zuschauer wünscht sich deswegen irgendwie, dass ein nächster Skandal mehr mit einem kontroversen Kulturprojekt als mit Personalien zu tun hat – denn wenn das Interesse sich nicht zeitnah auf die geplanten Kulturevents verlagert, riskiert das Kulturjahr 2022, definitiv zu scheitern.
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Minett, ass am letzebourger Sprochgebrauch opp 2 Art an Weisen aawer eppes ganz Aneschtes.
Dat gëtt d’Blamage vum Joerhonnert.
An Zukunft kënne mer eis dat ofschminken.
Die hätten Janina Stroetges und A . Wagner weitermachen lassen sollen und nicht mit fadenscheinigen Dummheiten sich der beiden zu entledigen.
E 22 wird der größte Reinfall in der Geschichte vom nicht vorhandenen Escher Kulturleben.
Leider werden hier zig Millionen €uro von unseren bezahlten Steuergelden in den Sand gesetzt, vielleicht werden aber auch ein paar Konten gefüllt, oder andere Dummheiten.
E-22 kann nur noch durch Covid-19 „gerettet“ werden…
Und zwar als Alibi….
Das wird nichts, die können es einfach nicht.
Wenn man die Leute nach Politik einstellt um Kultur zu machen, ist das normal.
Jetzt ist es eh zu spät.
Ich würde als Bürgermeister die Weihnachtsbeleuchtung aufhängen lassen und das Batman Logo in den Himmel projizieren.
die können ja ihren neuen überflüssigen Heißluftballon an einer langen Leine über Esch sur Alzette fahren lassen mit der Aufschrift “ WIR SIND HIER “ und einem Pfeil nach unten der zeigt wo die unfähigen Stadtväter sitzen.