Corona / Händewaschen kann Leben retten
Zu den kleinen Gesten, die fast jeder Mensch tun kann, um sich und andere vor Viren zu schützen, gehört es, sich regelmäßig die Hände mit Seife zu waschen. Doch warum funktioniert Seife eigentlich?
Im Kampf gegen das Coronavirus gilt: Auf Distanz gehen, sich nicht ins Gesicht fassen und sich regelmäßig die Hände mit Seife waschen. Gebetsmühlenartig werden diese Dinge von Gesundheitsexperten und Politikern wiederholt. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt diese Verhaltensregeln. Dahinter steckt mehr als nur leere Floskeln, um den Menschen ein Gefühl der Sicherheit zu geben.
Zuallererst: Diese Ratschläge sind nicht neu. Bei jedem Ausbruch einer Viruserkrankung werden sie wiederholt. Auch während der Schweinegrippe 2009 wurde überall darauf hingewiesen und vielerorts hingen in öffentlichen Gebäuden bebilderte Erklärungen, wie man sich richtig die Hände wäscht. Während der Ebola-Ausbrüche der jüngeren Vergangenheit wurde in den betroffenen Regionen die Devise „No touching“ ausgegeben. Nicht berühren! Das bezieht sich sowohl auf andere, etwa bei der Begrüßung, als auch auf sich selbst, etwa sein eigenes Gesicht.
Tröpfchen
Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich Coronaviren durch Tröpfchen verbreiten, die Erkrankte verteilen, wenn sie husten oder niesen. Andere Atmen diese Tröpfchen ein und erkranken auch. Diese Tröpfchen, in denen sich die Viren befinden, landen aber auch auf Oberflächen. Dort können sie für eine gewisse Zeit überleben. Wie lange genau das Virus auf Oberflächen bestehen kann, ist nicht ausreichend geklärt. Einer neuen Analyse zufolge, die am Dienstag im Fachblatt The New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, kann das Virus in der Luft bis zu 3 Stunden, auf Kupfer bis zu 4 Stunden, auf Karton bis zu 24 Stunden und auf Kunststoff und Edelstahl bis zu 72 Stunden bestehen, bis keine relevanten Mengen mehr messbar sind. Die amerikanische Seuchenschutzbehörde CDC unterstreicht allerdings, dass Oberflächen nicht der Hauptübertragungsweg von Corona sind. Sie rät deshalb, im Verdachtsfall Oberflächen in der Wohnung täglich zu säubern und zu desinfizieren, und warnt gleichzeitig eindringlichst, Reinigungsmittel und Bleiche nicht zu vermischen.
Fasst man eine solche verseuchte Oberfläche an, gelangen die Viren auf die Hände. Fasst man sich danach ins Gesicht, können sie über die Augen oder den Mund in den Körper gelangen. Daher der Rat, sich nicht ins Gesicht zu fassen. Das ist aber leichter gesagt als getan. Menschen berühren ständig ihr Gesicht. Meistens unbewusst. 2015 erschien eine Studie im Fachblatt American Journal for Infection Control. Für die Untersuchung wurden 26 Studierende beobachtet. Im Durchschnitt berührten sie ihr Gesicht 23 Mal pro Stunde. In 44 Prozent der Fälle berührten sie dabei eine Schleimhaut – Mund, Nase oder Augen. Solche Gewohnheiten abzustellen, erfordert viel Disziplin und Kontrolle.
Wer sich regelmäßig die Hände mit Wasser und Seife wäscht oder eine hydro-alkoholische Lösung benutzt, kann bereits dazu beitragen, das Virus einzudämmen. Das Coronavirus besteht aus einem genetischen Code, der von einer Virushülle umgeben ist. Diese Virushülle besteht zum großen Teil aus Fett. Seife ist besonders gut darin, Fett aufzulösen. Dadurch wird die schützende Hülle des Virus zerstört und sein verwundbares Inneres freigelegt. Daneben zerstört Seife die chemischen Bindungen, die es Viren ermöglichen, an der Haut zu haften. Zusätzlich hilft das Schrubben der Hände dabei, Mikroben von der Haut zu entfernen – auch solche, die widerstandsfähiger sind.
Folgendes Lehrvideo zeigt, wie medizinisches Personal seine Hände vor einer Operation wäscht:
Laut der amerikanischen Seuchenschutzbehörde CDC ist das Händewaschen der Benutzung von Hände-Desinfektionsmittel vorzuziehen. In einem Informationsblatt der Behörde heißt es: „Handdesinfektionsmittel auf Alkoholbasis töten NICHT ALLE Arten von Keimen ab, wie z.B. einen Magen-Darm-Infekt namens Norovirus, einige Parasiten und Clostridium difficile, das schwere Durchfälle verursacht. Hände-Desinfektionsmittel können auch schädliche Chemikalien wie Pestizide und Schwermetalle wie Blei nicht entfernen. Das Händewaschen reduziert die Mengen aller Arten von Keimen, Pestiziden und Metallen auf den Händen.“
Gesundheitsbehörden weltweit – darunter die CDC und das luxemburgische Gesundheitsministerium – empfehlen, die Hände mindestens 20 Sekunden lang zu schrubben. Das entspricht dem Refrain des Disturbed-Songs „Down with the Sickness“.
Flughäfen
Bei der Ausbreitung von (grippeähnlichen) Viren um den ganzen Globus spielen Flughäfen eine bedeutende Rolle. Forscher glauben, dass das Risiko einer weltweiten Pandemie drastisch gesenkt werden könnte, wenn Passagiere an Flughäfen dazu gebracht werden, die Hände zu waschen. Sie haben zehn Flughäfen ausgemacht, die als Dreh- und Angelpunkt funktionieren. Wenn alleine an diesen Flughäfen mehr Menschen sich die Hände waschen würden, dann würde das Risiko eines globalen Ausbruches um bis zu 37 Prozent sinken. Die Untersuchung wurde im letzten Dezember im Fachblatt Risk Analysis veröffentlicht. Darin heißt es auch: „Wir verwenden Daten aus einer Studie der American Society for Microbiology, aus der hervorgeht, dass 30% der Reisenden sich nach der Benutzung der öffentlichen Toiletten auf Flughäfen nicht die Hände waschen, was darauf hindeutet, dass die restlichen 70% die Anforderungen an das Händewaschen erfüllen.“ Hierfür wurde das Verhalten von 7.541 Menschen in Flughäfen in den USA und Kanada beobachtet – mit sehr unterschiedlichen Zahlen je nach Flughafen.
In dem Filmklassiker „Donnie Darko“ von 2001 begleitet Teenager Donnie seine neue Mitschülerin Gretchen Ross auf dem Nachhauseweg. Ein Gespräch entwickelt sich. Nachdem Gretchen erzählt hat, dass ihr Vater versucht hat, ihre Mutter zu ermorden, und Donnie erzählt, dass er wegen Brandstiftung im Gefängnis war, endet das Gespräch wie folgt: Gretchen: „Ich sollte jetzt gehen. Ich muss für Monnitoff in Physik einen Aufsatz schreiben. Die Erfindung mit dem größten Nutzen für die Menschheit.“ Donnie: „Das ist Monnitoff, das ist einfach. Antiseptika. Na, dieses ganze Hygienezeugs, Joseph Lister, 1895. Vor den Antiseptika gab’s keine Hygiene, besonders nicht in der Medizin.“ Gretchen: „Du meinst Seife?“
Joseph Lister war ein britischer Mediziner und gilt als der Begründer der antiseptischen Chirurgie. Inspiriert wurde Lister durch die Arbeit von Louis Pasteur. Lister ist allerdings keineswegs der Erfinder der Seife. Die erste Seife wurde wahrscheinlich bereits von den Sumerern im dritten Jahrtausend vor Christus hergestellt. Die Sumerer mischten dazu Pflanzenasche mit verschiedenen Ölen. Später wurde für die Herstellung von Seife unter anderem Pottasche (Kaliumcarbonat) verwendet. Im 18. Jahrhundert wurde auch in Luxemburg in der Gemeinde Grevenmacher Seife hergestellt. Ein Nachbarort von Grevenmacher trägt heute noch den Namen „Potaschberg“. Dort gibt es auch heute noch den Flurnamen „Potaschhaff“.
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