/ Hagelschlag statt Sonnenbad: In Südosteuropa toben ungewohnt heftige Sommerstürme
Von den Folgen der Klimaveränderungen werden zivilisationsmüde Sonnensucher auch am Urlaubsstrand nicht verschont. Zum wiederholten Male in diesem Sommer haben ungewohnt heftige Stürme nicht nur an Kroatiens Adria eine Spur der Verwüstung hinterlassen.
Von unserem Korrespondenten Thomas Roser, Belgrad
Ob gelber, orangefarbener oder roter Alarm: Der Ausnahmezustand ist nicht nur an Kroatiens Adria-Küste in diesem Sommer zur tristen Routine in Südosteuropa geworden.
Zum wiederholten Mal in den letzten Wochen deckten am Wochenende Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von über 100 Stundenkilometern in Norddalmatien, in der Kavaer-Bucht und in Istrien die Dächer ab – und entwurzelten Eichen, Pinien und Palmen. Orkanartige Niederschläge verwandelten selbst Autobahnpisten in reißende Bäche. Kieselgroße Hagelkörner durchlöcherten Wind- und Heckschutzscheiben. Nur mit Mühe konnten Dutzende von in Seenot geratene Segeltouristen von Rettungskräften sicher an Land gebracht werden.
Von der Küste bis ins ostkroatische Slawonien und in die serbische Vojvodina zogen die eher kurzen, aber umso heftigeren Sommerstürme am Sonntag erneut eine Spur der Verwüstung hinter sich her. „Der Schaden ist ungeheuerlich“, vermeldete bestürzt das Webportal index.hr zu Wochenbeginn: „Der Sturm hat Dalmatien überflutet.“
Hagelschlag statt Sonnenbad: Von den Folgen der Klimaveränderungen werden zivilisationsmüde und erholungsbedürftige Sonnensucher auch am fernen Urlaubsstrand kaum mehr verschont. Im Hochsommer sind kürzere Wärmegewitter an der Adria zwar durchaus üblich. Doch die heimischen Medien zeigen sich nicht nur über die Heftigkeit der diesjährigen Sommerstürme, sondern auch über die immer kürzeren Intervalle ihres Auftretens beunruhigt. Immer schneller scheinen sich extreme Hitzewellen mit heftigen Unwettern abzuwechseln.
Vernachlässigte Kanalisation
Schon ab dem heutigen Dienstag sei von Südfrankreich über Norditalien bis Bosnien und Herzegowina mit einer „neuen Serie“ von Unwettern zu rechnen, warnt die Zagreber Zeitung Jutarnji List: „Die Atempause nach dem Hitzewall kommt in Form potenziell gefährlicher Stürme.“
Ausgerechnet in der schönsten Zeit des Jahres wird ganz Südosteuropa schon seit Wochen von ungewohnt heftigen Orkanen heimgesucht: Für weltweite Schlagzeilen sorgte im Mai die Aufnahme einer in europäischen Breiten eher ungewöhnlichen Windhose eines Tornados im ostrumänischen Drajna. Die Folgen des Klimawandels sind zwar kaum den oft überfordert wirkenden Bürgervätern der Region anzulasten. Doch ob übergelaufene Fäkaliengruben oder verstopfte Regenabflüsse: Durch monsunartige Regenfälle ausgelöste Überschwemmungen hatten im serbischen Belgrad im Juni nicht nur Boulevards in reißende Wasserströme verwandelt, sondern auch die Schwächen der jahrzehntelang vernachlässigten Kanalisation des EU-Anwärters gnadenlos bloßgelegt.
Ab März nächsten Jahres werde das östliche Donau-Ufer der Hauptstadt endlich kanalisiert, gelobte Serbiens allgewaltiger Staatschef Aleksandar Vucic Ende Juni den aufgebrachten Anwohnern. Doch die Skepsis gegenüber vollmundigen Politikergelöbnissen sitzt nicht nur bei den Betroffenen tief. „Sie wollen eine U-Bahn bauen, aber sind nicht einmal in der Lage, die Regen-Kanalisation zu säubern“, ätzt bitter das Belgrader Wochenmagazin NIN.
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