Drogengeschäfte vor Gericht / Handel mit Rauschgift und Immobilien im sehr großen Stil
Rauschgifthandel, Weißwaschen von Drogengeldern und Betrug – alles in Luxemburg und im großen Stil. In der sogenannten Bari-Affäre geht es vor allem um viel Geld, um Immobiliengeschäfte und um 20 Angeklagte. Der dritte Prozesstag verdeutlicht, wie die Ermittler der Kriminalpolizei vorgingen, um das Netzwerk hochgehen zu lassen.
Montagmorgen. Dritter Sitzungstag in einem der größten und zeitaufwendigsten Drogenprozesse in der Geschichte der Luxemburger Justiz. Die Ermittler geben weitere Einblicke in die Arbeit ihrer Spurensuche. Handys wurden ausgewertet. Dank Geolokalisierung konnten die Aufenthalte der betroffenen Personen genau bestimmt und mit bekannten Adressen verglichen werden können. SMS-Nachrichten wurden sichergestellt und einige Fotos. Wer die Menschen hinter den Telefonnummern oder einem Codenamen sind, ist schwer zu sagen.
Erschwert wurde die Untersuchung, da die Hauptangeklagten bei ihren Geschäften scheinbar EncroChat benutzt haben, ein System, das mit normal aussehenden, aber verschlüsselten und sogar umgebauten Smartphones funktioniert, um die Standortbestimmung zu erschweren. Zum Beispiel werden Kamera, Mikro, GPS und anderes entfernt.
Der Prozess zeigt, dass trotz Verschlüsselungstechnik nicht alles auf Mobiltelefonen gelöscht werden kann. Andrerseits sind auch den Auswertungstechniken der Ermittler Grenzen gesetzt, beispielsweise, wenn das Handy nicht über einen Funkmast eingeloggt ist.
Die Ermittler sagen stets, dass ihre Schilderungen, Vermutungen und Schlussfolgerungen dem entsprechen, wie sie es verstanden haben, betonen aber, dass es nicht zwingend so gewesen sein muss.
Der V-Mann deckt auf
Das gilt auch für die Drogen- und Geldbeschaffung. Was war in den vielen Postsendungen aus und nach Spanien? Genaues wissen die Ermittler nicht. Sind einige der Angeklagte mit einem Privatflieger von Luxemburg aus nach Spanien gereist? Und wenn ja, zu welchem Zweck? Im Verlaufe des Prozesses könnte es durchaus noch weitere Details geben.
Am Montagmorgen gab es dann auch ausführliche Erklärungen über das Einschleusen eines verdeckten Ermittlers. Am 17. Juli 2019 sei beschlossen worden, einen solchen Agenten einzusetzen, um technische Probleme zu lösen und die Ermittlung besser voranzubringen. Das Vorgebrachte hörte sich an wie ein spannendes Hörspiel. Wie und an wen der Agent sich herangemacht hat, wie er vorging, sich mit Schilderungen über einen schweren Raub in der Schweiz Vertrauen erschlichen hat und was er in Erfahrung brachte über die Struktur des hiesigen Drogenrings, deren Hauptbeteiligten und vor allem über L., den vermeintlichen Kopf der Bande.
Offensichtlich stammen viele beim Prozess vorgebrachte Erkenntnisse in dieser Affäre vom V-Mann. L., den vermeintlichen Hauptmann des Netzwerkes, habe der verdeckte Ermittler nie persönlich treffen können, heißt es vor Gericht. L., der einen ziemlich protzigen Lebensstil geführt hat, müsse irgendwann Lunte gerochen und sich zurückgezogen haben, gibt der Ermittler zu verstehen. Bleibt die Frage, warum er nicht aufgehört und sich abgesetzt hat. Vielleicht wollte und konnte er nicht, sagt ein Prozessbeobachter.
Rolle der Banken
Der Drogenprozess liefert bisher noch ein eher undeutliches Bild. Unzählige Puzzlestücke werden auf den Tisch gelegt, aber es fehlt der Gesamteindruck. Mehr als klar ist aber jetzt schon, dass es um wirklich viel Geld geht. Geld aus dem Geschäft mit diversen Rauschmitteln, das über verschiedene Kanäle weißgewaschen wurde, aber auch Geld aus oft merkwürdig erscheinenden Immobiliengeschäften. Die Grenzen zwischen Drogen, Scheinverträgen und Häusern sind fließend. Und einmal mehr stellt sich die Frage, wie das bei allen vom Finanzplatz eingesetzten Kontrollen überhaupt möglich sein konnte.
Fest steht, dass es im November 2000 vorbei war mit dem Leben in Saus und Braus. Mit teuren Autos, Uhren, Ferien an der Côte d’Azur und Restaurants in Reims. Das offensichtlich gut organisierte und geschmierte Netzwerk aus Freundschaften und guten Bekanntschaften wurde zerschlagen.
Der Prozess wird heute (Dienstag, 25.4.) fortgesetzt.
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