US-Wahl / Harris visiert die Mittelschicht: Trump-Gegnerin will Lebenshaltungskosten senken
Donald Trump hatte Kamala Harris damit angegriffen, sie sei schuld an der hohen Inflation. Nun kontert die demokratische Kandidatin die Vorwürfe mit einem Maßnahmenpaket.
US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris will bei einem Wahlsieg die Senkung der Lebenshaltungskosten für die Bürger zu ihrer Priorität machen. Sie werde unter anderem die Steuern für die Mittelschicht senken sowie gegen überhöhte Lebensmittelpreise, zu hohe Kosten für Immobilieneigentum und Mietwucher vorgehen, kündigte Harris’ Wahlkampfteam am Freitag an. Ihr Wahlrivale Donald Trump hatte Harris zuvor auf einer Pressekonferenz vorgeworfen, als Vizepräsidentin für die „fürchterliche Inflation“ mitverantwortlich zu sein.
Seit Präsident Joe Biden am 21. Juli angesichts der Debatte um seine geistige Fitness seinen Verzicht auf die Kandidatur bei der Wahl im November erklärt und sich die Demokratische Partei danach rasch hinter Harris als neuer Kandidatin vereint hatte, war sie in ihren programmatischen Aussagen noch vage geblieben. Am Freitagnachmittag (14.45 Uhr Ortszeit, 20.45 Uhr bei uns) wollte sie jedoch in einer Rede zu ihrer wirtschaftspolitischen Agenda im US-Bundesstaat North Carolina ins Detail gehen.
Ihr Wahlkampfteam gab bereits zuvor Einzelheiten bekannt. Harris wolle in den ersten hundert Tagen ihrer Amtszeit ein Maßnahmenpaket zur Reduzierung der „Kosten für amerikanische Familien“ umsetzen. So wolle sie Eltern mit mittlerem oder niedrigen Einkommen unter anderem durch eine neue Steuergutschrift von 6.000 Dollar (rund 5.460 Euro) für das erste Lebensjahr des Kindes entlasten.
Auch strebe Harris ein Gesetz gegen „Preistreiberei“ bei Lebensmitteln an, teilte ihr Team mit. Zudem wolle sie eine Initiative zum Bau von drei Millionen neuen Wohnungen innerhalb von vier Jahren lancieren und gesetzlich gegen Mietwucher durch Immobilienkonzerne vorgehen.
Trumps Speck
Ex-Präsident Trump hatte Harris am Donnerstagabend (Ortszeit) auf seiner Pressekonferenz vorgeworfen, als Vizepräsidentin im Kampf gegen die Inflation versagt zu haben. Der Rechtspopulist war bei dem Auftritt in seinem Golfklub im Bundesstaat New Jersey von Lebensmittelprodukten und Tafeln mit Zahlen zu Preisanstiegen umrahmt. „Speck ist durch die Decke!“, kommentierte er unter anderem den Speckpreis.
Unter dem seit Anfang 2021 amtierenden Biden war die Inflation bis Juni 2022 auf 9,1 Prozent gestiegen, den höchsten Wert seit fast 40 Jahren. Die Ursachen lagen hauptsächlich in der Corona-Pandemie und dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Teuerungsrate ging dann wieder deutlich zurück. Gleichwohl leiden viele US-Bürger weiterhin unter den Folgen der hohen Teuerungsraten der vergangenen Jahre.
Auch extrem hohe Preise für Arzneimittel machen vielen Bürgern zu schaffen: Zusammen mit Biden kündigte Harris deshalb bereits am Mittwoch eine „historische“ Preissenkung bei zehn Medikamenten für ältere Menschen an. Die Vereinbarung mit den Arzneimittelherstellern werde die Senioren allein im Jahr 2026 um 1,5 Milliarden Dollar entlasten.
Harris und Biden absolvierten am Mittwoch auch ihre erste gemeinsame Wahlkampfveranstaltung seit Bidens Kandidaturverzicht und demonstrierten dabei den Schulterschluss. Der 81-Jährige zeigte sich bei dem Auftritt im Bundesstaat Maryland gut gelaunt, verballhornte absichtlich den Namen des Rivalen als „Donald Dump“ („dump“ bedeutet Müllkippe) und rühmte Harris, die eine „verdammt gute Präsidentin“ sein werde.
Biden soll auch beim viertägigen Parteitag der Demokraten kommende Woche in Chicago eine Rede halten. Nachdem Harris bereits Anfang August per elektronischem Votum zur Präsidentschaftskandidatin gekürt worden war, wird die 59-Jährige beim Parteitag die Nominierung formell akzeptieren.
Trump ist durch die von der Harris-Kandidatur in Teilen der Wählerschaft ausgelöste Euphoriewelle in die Defensive geraten, in mehreren jüngsten Umfragen hat sie ihn leicht überholt. Bei seiner Pressekonferenz setzte der Rechtspopulist seine persönlichen Attacken gegen Harris fort, indem er sie etwa als unintelligent schmähte.
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