Nehrbass verteidigt allgemeine Zusammenarbeit / Hat das Bildungsministerium die Taskforce ausgegrenzt?
Am Analysebericht des Bildungsministeriums über die Infektionszahlen an den Schulen wurden methodische Zweifel festgestellt. Weder die „Santé“ noch Wissenschaftler der Taskforce sollen an dem Bericht mitgearbeitet haben. Dennoch gilt dieser Bericht als Rechtfertigung für die aktuellen und künftigen sanitären Maßnahmen in allen Schulen Luxemburgs. Wurde die Taskforce durch das „Menje“ ausgegrenzt? Ulf Nehrbass, Wissenschaftler und Sprecher der Covid-19-Taskforce, weicht bei den Fragen aus und verteidigt gegenüber dem Tageblatt die allgemein gute Zusammenarbeit mit den Ministerien.
Im wöchentlichen „bilan chiffré“ des Bildungsministeriums zu den Infektionszahlen in den Schulen stand für die Woche vom 9. November, dass es zu keinen weiteren Infektionsketten gekommen sei. Das „Menje“ („Ministère de l’éducation nationale, de l’enfance et de la jeunesse“) gewährte auf Anfrage von Land und Wort den jeweiligen Journalisten Einblicke in seine Statistiken. Laut dem Wort habe eine Tabelle, die dort eingesehen werden konnte, aufgezeigt, dass sich in der Woche vom 9. November elf Klassen in Szenario vier befanden. Dieses Szenario tritt ein, wenn Infektionsketten vorliegen. Pro Klasse seien demnach drei bis sieben Fälle registriert worden. Diese Tabelle habe nur Fälle aus dem „Secondaire“ aufgezeigt. Hier stellt sich nun die Frage: Wieso tauchen diese Infektionsketten im wöchentlichen Bericht nicht auf?
Am 12. November stellte Bildungsminister Claude Meisch den Analysebericht über die Infektionszahlen an den Schulen zwischen dem 15. September und dem 1. November auf einer Pressekonferenz vor. Laut Wort sei die Vorgehensweise, wie der Bericht zustande kam, „bedenklich“. Laut der Zeitung sollen weder Wissenschaftler noch die „Santé“ an dem Bericht mitgewirkt haben, sondern ausschließlich Beamte des Bildungsministeriums, darunter einige mit „wissenschaftlichem Hintergrund“. Die „Santé“ soll lediglich die Rohdaten geliefert haben.
Bei der dringenden parlamentarischen Frage von der CSV-Fraktionspräsidentin Martine Hansen und dem CSV-Abgeordneten Claude Wiseler an Bildungsminister Claude Meisch zu dem Thema wurde der Zusatz „dringend“ verworfen und in der Folge in eine normale parlamentarische Frage umgewandelt. Scheinbar hat Meisch keine Eile, sich darüber zu rechtfertigen. Dabei ist die Aufklärung darüber, wie dieser Bericht zustande kam, gerade jetzt wichtig, da er schließlich als Grundlage für die aktuellen sanitären Maßnahmen gilt. Hier geht es auch um die Sicherheit unserer Kinder.
Tatsächlich ist die Wissenschaft aktiver, als das öffentlich sichtbar istWissenschaftler und Sprecher der Covid-19-Taskforce
Haben tatsächlich keine Wissenschaftler an diesem Bericht mitgearbeitet? Was ist der Grund? Wieso wurde der Bericht nicht zumindest von Wissenschaftlern überprüft? Diese Fragen haben wir Paul Wilmes, Wissenschaftler der Covid-19-Taskforce, gestellt. Er wollte sich gegenüber dem Tageblatt nicht weiter dazu äußern und bat um Verständnis. Gegenüber dem Wort hatte Wilmes ein paar Tage zuvor gesagt, dass die Wissenschaftler nicht um eine Mitarbeit durch das „Menje“ gebeten worden seien. Im September habe der letzte Kontakt mit dem Bildungsministerium stattgefunden. Wahrscheinlich hat das „Menje“ ihn zurückgepfiffen, nachdem er gegenüber der Zeitung zum Analysebericht vom 12. November sagte: „Es wäre von Interesse, bei diesen Fragen mit wissenschaftlichen Methoden vorzugehen.“
Nehrbass schweigt über Zusammenarbeit mit „Menje“
Ulf Nehrbass, Wissenschaftler und Sprecher der Covid-19-Taskforce, konnte dem Tageblatt schlussendlich einige Antworten liefern. Zwar antwortete Nehrbass eher an den Fragen vorbei und ging nur teilweise auf einen Aspekt unserer Fragen ein, nämlich auf die allgemeine Zusammenarbeit zwischen den Wissenschaftlern der Taskforce und den Ministerien. Wir aber wollten wissen, ob und wieso die Taskforce nicht bei dem Analysebericht, den Meisch am 12. November vorstellte, mitgearbeitet hat. Zu der allgemeinen Zusammenarbeit zwischen den Ministerien und der Taskforce sagte Nehrbass: „Tatsächlich ist die Wissenschaft aktiver, als das öffentlich sichtbar ist.“ Die Taskforce arbeite sach- und themenbezogen. Folgende WPs (Workpackages) haben zurzeit eine besondere Relevanz: die Arbeitsgruppe zu Projektionen des Pandemieverlaufs sowie die Gruppe, die Diagnostikverfahren auf Abwasserbasis betreiben. Diese seien zurzeit aktiv und in ständigem Austausch mit den zuständigen Ministerien. Arbeitsgruppen mit dem Bildungsministerium sind hier offensichtlich nicht dabei.
Nehrbass sagt weiter: „Insoweit die geplanten Maßnahmen von der bislang etablierten Routine abweichen könnten, wird die Wissenschaft nach wie vor aktiv eingebunden.“ Dazu werde es ein „Scientific Advisory Committee“ geben, das die interministerielle Pilotgruppe unterstützen werde. Hier könnten gegebenenfalls auch WPs wieder reaktiviert werden. Er nennt als Beispiel die Prüfung neuer Testmodalitäten. Ob das Reaktivieren von Arbeitsgruppen für die Belange des Bildungsministeriums nun konkret vorgesehen sind, bleibt allerdings unklar.
Laut Nehrbass sind die Ministerien untereinander über das Pilotkomitee („Comité de pilotage“) verbunden. Auf diese Weise können Daten und Wissen in allen Bereichen ausgetauscht werden. „Allgemein würde ich einschätzen, dass das enge und gute Arbeitsverhältnis zwischen Wissenschaft und den Ministerien, das sich im Laufe dieses Sommers in dieser außerordentlichen Drucksituation gebildet hat, weiterhin sehr gut funktioniert. Die Wissenschaft ist involviert, und wir leisten auch ohne öffentliche Sichtbarkeit weiter sehr effektive Beiträge. Das „Scientific Advisory Committee“ werde für Anfragen jeglicher Art zur Verfügung stehen. Laut Aussagen von Wilmes gegenüber dem Wort hat das „Menje“ das allerdings nicht getan.
Die Wissenschaft werkelt demnach für die Öffentlichkeit unsichtbar im Hintergrund. Was die Wissenschaft aber nun konkret an Mitarbeit beim letzten Bericht geleistet hat, kann nicht beantwortet werden. Das Pilotkomitee ist in diesem Fall zusammengesetzt aus leitenden Personen aus „Santé“ und „Menje“. Dabei handelt es sich allerdings nicht um Wissenschaftler.
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Danke, dass einmal öffentlich gesagt wird, dass das Meischimperium mit niemandem zusammenarbeitet! Weder mit der Santé, noch mit Lehrern, Eltern oder Schülern…
„Tatsächlich ist die Wissenschaft aktiver, als das öffentlich sichtbar ist“ Aha,das wollen wir uns aber auch wünschen. Die Anfrage des LaWo( Land und Wort) über die Tätigkeiten des Menje(Ministère de la Jeunesse..) zusammen mit der TaFo(Taskforce) geeignete WP’s(Workpages) auszuarbeiten,wurde vom SAC (Scientific Advisory Commitee) nicht beantwortet. Sic.Es dauert nicht mehr lange und man braucht ein Decodierungsgerät um einen Text zu entschlüsseln.
„Hat das Bildungsministerium die Taskforce ausgegrenzt?“
Nein, das journalistische Prinzip besagt, dass solche Fragen immer mit ‚Nein‘ zu beantworten sind.
Das ist Bild-Niveau.