Neues Projekt „A vos côtés“ / Helfer, Unterstützer und Vermittler für die Bewohner des „Garer Quartier“
Spricht man vom „Garer Quartier“, denkt man an Kleinkriminalität, Drogen und Prostitution. Für Sozialarbeiter und Polizei ist das Viertel ein heißes Pflaster. Das neue Projekt „A vos côtés“ will auf eine neue Art und Weise zur Konfliktvermeidung im öffentlichen Raum beitragen, indem es sich um diejenigen im Viertel kümmert, über die nicht oft geredet wird: die Bewohner und Geschäftsleute, die die tagtäglichen Probleme erdulden müssen.
Für Sozialarbeiter, Polizisten und seit Kurzem auch für eine private Sicherheitsfirma ist das Viertel ein Hotspot. Die Gemeinde hat viele Anlaufstellen für Problemgruppen, aber keine für die Bewohner des Viertels, sagt der Sozialschöffe der Gemeinde, Maurice Bauer, zur Entstehung des Projekts.
Ab dem 15. Dezember werden sechs Mitarbeiter der Vereinigung Inter-Actions täglich im „Garer Quartier“ unterwegs und Ansprechpartner für die Bewohner des Viertels sein. „Es geht dabei sowohl darum, Präsenz zu zeigen, aber auch den Einwohnern des Viertels bei alltäglichen Problemen zur Seite zu stehen“, erklärt der Direktor von Inter-Actions, Roger Faber. Ganz konkret könnte das z.B. sein, ältere Personen zum Einkaufen zu begleiten, die sich das angesichts der Probleme im Viertel vielleicht alleine nicht mehr trauen. „A vos côtés“ heißt das neue Projekt. Das Hauptanliegen ist es, den Einwohnern des Viertels ein Sicherheitsgefühl durch Präsenz zu vermitteln. Anstatt wie die Polizei den Problemen im Viertel repressiv zu begegnen, wird sich „A vos côtés“ den Normalfällen zuwenden. „Wat méi Liewen am Quartier ass, wat d’Leit sech méi sécher fillen“, fasst Bauer die Philosophie des Projekts zusammen.
„Neu dabei ist, dass unsere Zielgruppe einmal nicht die Problemfälle sind“, erklärt Roger Faber. Dafür seien Sozialarbeiter und Streetworker zuständig. Die „A vos côtés“-Mitarbeiter wenden sich direkt an die Bewohner, Geschäftsleute und Schüler des Viertels. Sie wollen Vermittler zwischen den problematischen und unproblematischen Einwohnern sein. Die sechs Angestellten werden vor allem bei den Hotspots zu finden sein, wie z.B. bei der Grundschule in der Straßburger Straße, wo sich oft Drogendealer aufhalten. Es sei ein Wunsch von Elternvertretern gewesen, sagt Faber.
Das Besondere an den sechs Mitarbeitern des Projekts (geleitet wird die Gruppe von einem „Educateur gradué“) ist, dass sie alle im Bahnhofsviertel aufgewachsen sind. Bei der Zusammensetzung der Gruppe wurde auch auf die Sprachkenntnisse geachtet, damit diese sich mit den verschiedenen Nationalitäten im Garer Viertel verständigen kann: Alle sprechen Luxemburgisch und zusätzlich Portugiesisch, Serbisch oder Russisch. „Wir wollten auch eine Rumänisch sprechende Person, was uns aber leider nicht geglückt ist“, sagt Faber. Die sechs „A vos côtés“-Leute wurden aus den Teilnehmern der Street-Sport-Aktivitäten von Inter-Actions rekrutiert. „Unsere Sozialarbeiter kannten die potenziellen Anwärter auf die Posten bereits im Vorfeld. Man hat diejenigen gewählt, bei denen man über Jahre eine positive Entwicklung in puncto Verlässlichkeit sah.“
Die neuen Mitarbeiter wurden intern von Inter-Actions ausgebildet. Sie erhielten Kurse in Mediation, Anti-Aggressionsverhalten und Körpersprache. Auch die Polizei sei von Anfang an bei der Ausarbeitung des Projekts mit dabei gewesen. Bei ihr erhielt das „A vos côtés“-Team Deeskalationstraining.
Die Idee für diese Art von Arbeit stamme von einer Studienreise nach Zürich, erzählt Faber. Dort gibt es das Projekt „sip Züri – aufsuchende Sozialarbeit auf Zürichs Straßen“. Das Projekt ist nicht das Gleiche, doch bei beiden spielt die Konfliktvermittlung im öffentlichen Raum eine Rolle. Die Stadt Zürich nennt diese Leute Netzwerker. Einen Namen für die luxemburgische Variante gebe es noch nicht, sagt Virginie Giarmana von Inter-Actions. „Médiateur“, „agent éducatif“, Netzwerker: Es sei von allem ein bisschen. Die Züricher Netzwerker vermitteln bei Streit und Lärm, schlichten bei Konflikten zur Benutzung öffentlicher Orte und suchen das Gespräch mit den verschiedenen Platznutzern, Anwohnern und Gewerbetreibenden. „Denn der öffentliche Raum ist für alle da“, heißt es auf deren Website.
Netzwerker mit grüner Jacke
Obwohl die Garer Netzwerker eine Art Uniform tragen – grüne Jacken mit dem Schriftzug „A vos côtés“ auf dem Rücken –, besitzen sie keinerlei polizeilichen Funktionen. Eine direkte Vernetzung mit der Polizei besteht nicht, und das sei auch nicht gewünscht, erklärt Faber. Falls z.B. eine Schlägerei irgendwo ausbricht, so werden die „A vos côtés“-Mitarbeiter das Gleiche tun, wie normale Bürger es auch tun würden: die Polizei rufen. „Im Gegensatz zu den nun im Mittelpunkt der Gespräche stehenden Sicherheitsfirmen, sind diese Leute in direktem Kontakt mit der Bevölkerung“, erklärt Schöffe Maurice Bauer. Das Projekt war schon im Sommer angekündigt worden. „Leider ist es durch die Polemik um die privaten Sicherheitsfirmen komplett in den Hintergrund gerückt“, bedauert er.
Die „A vos côtés“-Leute werden proaktiv vorgehen, also von sich aus auf die Leute im Viertel zugehen. Die Bewohner des Viertels können sich aber auch mit ihren Sorgen an sie wenden: Sie können sie entweder in ihrem Büro (21, rue de Strasbourg) aufsuchen oder sie können sie über ihre Handys erreichen. Schon im Vorfeld des Projektbeginns am 15. Dezember sei Kontakt mit den Bewohnern und Geschäftsleuten aufgenommen worden. Es werde noch eine Verteilung von Flugblättern in den Briefkästen folgen, sagt Roger Faber, sodass die Gruppe keine Überraschung für die Menschen im Garer Viertel sein werde.
Nach einem Jahr werde Bilanz gezogen, sagt Maurice Bauer. Ziel sei es, das Projekt, wenn es Früchte trägt, noch weiter auszubauen.
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Im Gegensatz zur Privatpolizei, ist “ à vos côtés „eine begrüssenswerte Initiative.