BGL Ligue / Henri Bossi glaubt an Petingens Titelchancen
Henri Bossi ist ein alter Hase im luxemburgischen Trainergeschäft. Seit seinem Rücktritt als Trainer beim F91 Düdelingen hat sich der 62-Jährige eine Unmenge an Spielen in der BGL Ligue angesehen. Vor dem Start der Rückrunde gibt er im Tageblatt-Interview seine deutliche Meinung zu Meistertitel, Europapokal und Abstieg preis.
Tageblatt: Hat Union Titus Petingen das Durchhaltevermögen, um Meister zu werden?
Henri Bossi: Mit dem vorhandenen Kader ist es auf jeden Fall möglich. Alles hängt vom Start ab. Wenn die Petinger am ersten Rückrunden-Spieltag gegen Düdelingen gewinnen, werden sie wohl Meister. Fola und Niederkorn haben keine besseren Aufgebote als der Tabellenführer. Petingen hat ein junges Team mit einigen guten, erfahrenen Spielern. Das Alter spielt nicht immer eine Rolle, wie man derzeit bei Dortmund sieht, wo Erling Haaland, Jadon Sancho und Giovanni Reyna Topleistungen bringen.
Was trauen Sie dem F91 Düdelingen in der Rückrunde zu?
Ich bin davon überzeugt, dass Düdelingen den Zwölf-Punkte-Rückstand auf Petingen nicht mehr aufholen kann. Sie sind aber in der Lage, eine Rückrunde ohne größere Punktverluste hinzulegen. Mario Pokar, Danel Sinani und Dominik Stolz werden die Mannschaft mit ihrer Klasse anführen und sie werden stärker als in der Hinrunde sein. Der Meistertitel wurde zu Beginn der Saison verschenkt. Der ehemalige Trainer Emilio Ferrera hat menschlich nicht zur Mannschaft gepasst und er hat durch seine unnötige Rotation viele Punkte verschenkt.
Welche Mannschaft kann in den nächsten Monaten überraschen?
Petingen, Niederkorn, Fola und Düdelingen werden am Ende der Saison die ersten vier Plätze belegen. In diesem Bereich wird es keine Überraschung geben. Der Racing hätte noch eine Rolle spielen können, hat aber durch das 2:2-Unentschieden gegen Mühlenbach am vergangenen Sonntag seine Chance verpasst. Ich finde Strassen sehr interessant. Sie werden nicht um die Europapokalplätze mitspielen, sind aber in der Lage, den Topteams Probleme zu bereiten und könnten zum Zünglein an der Waage werden. Manuel Correia ist ein guter Trainer, aber dadurch, dass derzeit der F91 auf dem vierten Platz steht, ist ein Rang unter den ersten vier nicht mehr drin. Interessanter als oben wird es im Kampf gegen den Abstieg zugehen.
Welcher Verein wird in der Rückrunde abstürzen?
Auch bei dieser Frage bin ich der Meinung, dass kein Verein eine lange Durstrecke haben wird. Im Abstiegskampf liegen alle Mannschaften sehr eng beieinander. Es kann schon mal vorkommen, dass ein Team drei oder vier Spiele nacheinander verliert. Das wird aber kein Dauerzustand sein. Hostert hat in der Hinrunde bewiesen, dass man sich auch aus solch einer Lage befreien kann und hat jetzt bereits 15 Punkte auf dem Konto stehen.
Auf welche neuen Spieler können wir uns freuen?
Einige neue Spieler haben auf einem höheren Niveau gespielt, haben aber wahrscheinlich nicht mehr die Klasse, die sie vor ein paar Jahren hatten. Wenn es anders wäre, würden sie nicht in der BGL Ligue unter Vertrag stehen. Überragend wird keiner der Neuzugänge sein. Die meisten neuen Spieler sind nicht besser als die Akteure, die bereits in der BGL Ligue spielen.
Sechs Teams werden gegen den Abstieg kämpfen: Mondorf, Rosport, Hostert, Etzella, Mühlenbach und Rodange. Keiner wird sich richtig absetzen können und es wird spannend sein bis zum letzten Spieltag.
Wie ist Ihre Einschätzung, was den Abstiegskampf angeht?
Sechs Teams werden gegen den Abstieg kämpfen: Mondorf, Rosport, Hostert, Etzella, Mühlenbach und Rodange. Keiner wird sich richtig absetzen können und es wird spannend sein bis zum letzten Spieltag. Die BGL Ligue ist eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Diese Vereine haben einfach nicht dieselben Mittel wie die Spitzenvereine. Rodange ist stärker als sein Tabellenplatz es derzeit aussagt, Mühlenbach und Rosport sind spielerisch gut, Hostert kämpft mit seinen Mitteln, die Etzella hat mit dem verflixten zweiten Jahr in der BGL Ligue zu kämpfen und Mondorf dürfte eigentlich nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Der Vorstand und der Trainer der USM müssen jetzt Ruhe bewahren und dürfen keine Zweifel aufkommen lassen. Der Abstiegskampf spielt sich vor allem im mentalen Bereich ab.
Wird der vierte Platz in diesem Jahr zur Teilnahme am Europapokal reichen?
In der Meisterschaft geht es sehr eng zu und jeder kann jeden schlagen. Düdelingen und Niederkorn sind noch im Pokal vertreten. Eine der beiden Mannschaften wird die Coupe de Luxembourg wohl gewinnen und deshalb gehe ich davon aus, dass der vierte Platz auch in dieser Saison wieder zur Teilnahme an der Europa League berechtigen wird. Eine Überraschung im Pokal ist durch die enge Leistungsdichte aber auch möglich und das macht Fußball so schön.
Wer wird Torschützenkönig?
Danel Sinani wird es in dieser Saison machen, obwohl er kein richtiger Mittelstürmer ist. Düdelingen wird viele Spiele gewinnen und einige Male sehr hoch siegen. Er wird in diesen Partien fast immer treffen. Aber auch Emmanuel Françoise hat gute Chancen auf die Krone.
Welche BGL-Ligue-Spieler werden in den kommenden Monaten den Sprung ins Profigeschäft schaffen?
Sinani wird es auf jeden Fall schaffen. Es steht fest, dass er ins Ausland wechseln wird. Ob er nach England oder Belgien wechselt, wird man am Ende der Saison sehen. Auch sein Teamkollege Dominik Stolz kann den Sprung ins Profigeschäft noch einmal schaffen. Die beiden Niederkorner Mayron de Almeida und Aldin Skenderovic können es ebenfalls packen.
Was kann man in Hostert von Ihrem Nachfolger René Peters und seiner Mannschaft erwarten?
Nach einem katastrophalen Start haben sie die Wende geschafft und zudem gegen Düdelingen und die Jeunesse gesiegt. Es wird schwer werden, diese sechs Punkte in der Rückrunde noch einmal zu holen. Hinten stehen sie gut, jetzt müssen sie auch mal anfangen, vorne öfter zu treffen. Außerdem muss man sehen, wie sie reagieren, wenn sie mal 0:1 in Rückstand liegen, das war bei ihren fünf Siegen in der Hinrunde nie der Fall. Die Hosterter Spieler verfügen aber über eine gute Einstellung und oft schlägt die Mentalität die Qualität.
Wird Hesperingen aus der Ehrenpromotion aufsteigen und kommendes Jahr die neue Macht im luxemburgischen Fußball werden?
Mit dem Geld, das ihnen zur Verfügung steht, werden sie automatisch kommende Saison vorne mitspielen. Sie werden wieder 20 neue Spieler verpflichten und dann ist auch der Titel keine Sache der Unmöglichkeit. In dieser Saison hat man aber gesehen, dass nicht alles von alleine geht. Jeder ging davon aus, dass sie nach 13 Spieltagen die Tabelle der Ehrenpromotion mit zwölf Punkten Vorsprung anführen würden. Aber es ist nicht einfach, als Trainer mit so einem riesigen Kader erfolgreich zu sein. In Hesperingen wird gekauft, um zu kaufen. Anstatt zehn richtig gute Spieler zu verpflichten, wird Masse geholt. Geld ruiniert den Fußball, das haben frühere Beispiele wie Hobscheid und Monnerich gezeigt, die auf einmal ein großes Budget hatten und danach wieder abgestiegen sind.
Werden Sie bis zum Ende der Saison noch einen Trainerposten übernehmen?
Ich helfe derzeit Marc Thomé bei einigen Sachen in Rosport. Bis Saisonende werde ich das weitermachen und keinen neuen Trainerjob annehmen.
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