Editorial / Herausforderungen einer Fußballsaison
Selten war ein Start in die Fußballsaison herausfordernder als in diesem Jahr. Als erste Mannschaftssportart in Luxemburg wagt der nationale Fußballverband den Neustart nach der Corona-Krise. Auf die Vereine kommt eine Learning-by-doing-Phase zu. Die wenigsten Gemeinden haben präzise Hygienekonzepte ausgearbeitet, wie sich die Menschen auf den Fußballplätzen zu verhalten haben. Die FLF überlässt das Management den Vereinen und verweist in ihren Schreiben auf die allgemeingültigen Regeln. Die Klubs fühlen sich alleine gelassen und haben in den vergangenen Tagen und Wochen versucht, Konzepte auszuarbeiten, die den Sicherheitsbedingungen für öffentliche Veranstaltungen entsprechen.
Und auch auf dem Platz ist die Gesundheit nicht gewährleistet. Die Diskrepanz zwischen „groß“ und „klein“ ist wieder einmal überwältigend. Während die vier Europapokalteilnehmer mindestens einmal die Woche auf das Covid-19-Virus getestet werden, gibt es bei den anderen zwölf Klubs keine Testpflicht. Mit diesem Problem werden in den kommenden Monaten auch die anderen Mannschaftssportarten zu kämpfen haben. Ein komplettes Team wöchentlich ins Labor zu zerren, können sich hierzulande nur die wenigsten Vereine leisten. Bei dieser Thematik ist das Sportministerium gefragt. Minister Dan Kersch und sein Team haben bereits einige Förderungsansätze für die Krisenzeit eingeführt. Der nächste Schritt wäre, vermehrt Test-Gutscheine für Leistungssportler zur Verfügung zu stellen. Und zu dieser Gruppe gehören eben nicht nur die COSL-Kaderathleten, sondern auch die meisten Sportler in den höchsten Divisionen der Mannschaftssportarten.
Neben Covid-19 stellen sich dem Fußball aber noch andere Herausforderungen. Erstmals in der Geschichte des Luxemburger Fußballs wird es eine BGL Ligue mit 16 Mannschaften geben. Spätestens am Ende der Saison wird sich zeigen, ob dieses von den Vereinen gewählte Konzept zu Langeweile und Qualitätsverlust in der Eliteliga führen wird. Erstmals werden diese Saison auch alle Spiele der BGL Ligue im Livestream übertragen. Eine innovative Idee für den nationalen Markt. Abzuwarten bleibt, wie der Zuschauer auf dieses Angebot reagieren wird. Es gibt zwei mögliche Szenarien. Entweder bleibt er zu Hause vor dem Schirm oder der Livestream entfacht neues Interesses und generiert neue Zuschauer.
Mit der Saison 20/21 beginnt außerdem eine neue Ära. Flavio Becca setzt sein Geld ab sofort in Hesperingen ein. Macht er dies mit der gleichen Beharrlichkeit wie im vergangenen Vierteljahrhundert in Düdelingen, dann werden in Zukunft die Titel auf dem „Holleschbierg“ gefeiert. Ein Novum gibt es auch bei der Jeunesse Esch. Erstmals wurde ein Klub von ausländischen Investoren übernommen. Das gab es zwar bereits 2012 beim Racing Luxemburg, allerdings wurde damals nur heiße Luft versprüht. Der neue griechische Jeunesse-Präsident Manthos Poulinakis hat seinen Worten aber bereits Taten Folgen lassen und am letzten Tag des Transferfensters gleich sechs Profispieler für den Rekordmeister verpflichtet.
Es gibt viele Gründe, sich auf die neue Saison zu freuen. Aber auch einige, die viel Skepsis versprühen.
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