Gerichtsprozess / Hesperingen: jahrelanger Millionenklau, kriminelle Energie und die Strafforderung
Fast 20 Jahre lang sollen zwei ehemalige Beamte der Gemeinde Hesperingen rund fünf Millionen Euro an öffentlichen Geldern in die eigenen Taschen umgeleitet haben. Acht respektive fünfeinhalb Jahre Haft fordert die Staatsanwaltschaft für die beiden Angeklagten.
Im Prozess um den Finanzbetrug im Rathaus Hesperingen ging es am Montag unter anderem um den Strafantrag der Staatsanwaltschaft. Acht beziehungsweise fünfeinhalb Jahre Haft werden für die Hauptangeklagten G. und F. gefordert. In beiden Fällen könnte die Hälfte der Strafe zur Bewährung ausgesetzt werden. G. und F. wird vorgeworfen, während fast 20 Jahren öffentliche Gelder, rund 5 Millionen Euro, durch verschiedene Tricks in die eigene Tasche abgezweigt zu haben. Ein Leben im Luxus sollen sie sich damit finanziert haben. Gefordert werden ebenfalls angemessene Geldstrafen und eine Einschränkung verschiedener Rechte während zehn Jahren.
Für den Vertreter der Anklage seien die Taten der beiden ehemaligen Beamten keine Kavaliersdelikte. Sie seien in betrügerischer Absicht und mit krimineller Energie geschehen. Beide hätten ihre Schlüsselpositionen und das in sie als vereidigte Beamte gesetzte Vertrauen systematisch missbraucht. Er wolle seinen Strafantrag auch abschreckend sehen, so der Staatsanwalt.
Alle zeigen Reue
Für den mitangeklagten Unternehmer D. werden 18 Monate mit integraler Bewährung gefordert. Er war offensichtlich nur in einem Falle mit dem ganzen Betrug in Kontakt, nämlich als Angeklagter F. ihn gebeten hat, Gartenmöbel für den Eigenbedarf über die Gemeinde abzurechnen. Das hat D. dann auch getan – wie es scheint auch aus Angst, das Rathaus als Kunden zu verlieren. Vor Gericht sagte D. am Montag: „Ich habe eine Dummheit begangen, es war falsch, die Sache akzeptiert zu haben. Ich entschuldige mich dafür.“
D. zeigt Reue. Genau wie auch F., der ebenfalls am Montag gehört wurde. Zu den Betrügereien ist er laut Ermittlung etwas später gestoßen. Er hat unterm Strich auch weniger öffentliche Gelder eingesteckt als G., der als Initiator der Betrugsmasche angesehen wird.
Er habe sich auf der Gemeinde nicht wirklich gut gefühlt, sei auch nicht immer seriös gewesen. Er beschreibt sich als Luftikus, einen, der gerne mal etwas getrunken habe und leicht beeinflussbar gewesen sei.
Der Angeklagte G. sei immer für ihn da gewesen. So kann man F. verstehen. Über Jahre sei eine berufliche und freundschaftliche Beziehung entstanden, sie hätten viel gemeinsam unternommen. G. habe immer wie einer gewirkt, der Geld habe und eigentlich nicht arbeiten müsse. 2003 habe dieser ihm dann den Vorschlag gemacht, an mehr Geld zu kommen. F. sagt: „Ich habe eingewilligt, ohne zu wissen, worauf ich mich da einlassen würde.“ Es habe dann auch nicht lange gedauert, bis G. mit einer fiktiven Rechnung zu ihm gekommen sei. „Ich sollte unterschreiben, er würde sich um den Rest kümmern.“
Gewissensbisse
Anders als G. aber scheint F. sein zusätzliches „Einkommen“ nicht genossen zu haben. Es sei ihm schlecht gegangen, Angstzustände habe er gehabt und auch mal die Idee, aufzuhören, dem Bürgermeister alles zu beichten und Selbstanzeige zu erstatten. Dann habe er es trotzdem sein lassen und weitergemacht. „Ich habe dem Teufel meine Seele verkauft“, sagt F., Augen zu und durch. Auch sein Alkoholproblem habe dabei eine Rolle gespielt. Er sei nicht verantwortungsbewusst genug gewesen, es habe ihm an Erfahrung gefehlt, er sei sich der Konsequenzen nicht bewusst gewesen.
„Ich möchte für den Schaden aufkommen, den ich angerichtet habe. Es tut mir leid, ich bedaure sehr, was ich getan habe. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen“, sagt F., der inzwischen wieder eine Arbeit hat.
„Was geschah mit Geld, das Sie bekamen?“, fragt der Richter. – „Wir haben auf großem Fuß gelebt“, antwortet der Angeklagte.
Fortsetzung des Prozesses ist heute Nachmittag mit den Plädoyers der Verteidigung.
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