SICA-Recyclingzentrum in Kehlen / Hier bekommen ausrangierte Gartenwerkzeuge ein zweites Leben
Die Gartenschere von Oma, die Dekoelemente, die nicht mehr gefallen, der Rechen mit kaputtem Stiel – viele noch brauchbare Werkzeuge werden heute schnell entsorgt. Wie sie mit wenigen Handgriffen zu einem zweiten Leben erweckt und an Interessenten kostenlos weitergegeben werden, zeigt ein Projekt des SICA-Recyclingzentrums in Kehlen, das Daisy Schengen besucht hat.
Sobald die Sonne scheint, wird im Garten gearbeitet – schaut man sich an diesem sonnigen Nachmittag im Recyclingpark des SICA („Syndicat intercommunal pour l’hygiène publique du Canton de Capellen“) um, bestätigt sich dieser Eindruck. Von Büchern über kaputte Schieferplatten und Schrottabfälle bis zu ausgedienten Streuwagen für Rasensamen geben die Menschen, die den Wertstoffhof anfahren, allerlei weg. Doch die abgegebenen Dinge sind nicht gleich als Abfall abgeschrieben. In Kehlen lautet die Devise, Wiederverwendung ist besser als Recycling. Daher werden noch brauchbare Gegenstände in den hauseigenen „Recyclage Buttek“ aufgenommen und kostenlos an Interessenten weitergegeben.
„Aktioun Gaardegeschier“
Auch Gartengeräte, die kleine Schäden haben oder nicht mehr benötigt werden, können im Wertstoffhof abgegeben werden. Für die Gartengeräte wurde in diesem Jahr ein neues Projekt namens „Aktioun Gaardegeschier“ in Zusammenarbeit mit der Ligue HMC aus Capellen gestartet. Joël Adam, Sekretär des SICA, erklärt: „Bei uns wurden immer wieder Gartenwerkzeuge abgegeben. Oft landen sie im Metallschrottcontainer und sind weg“, ohne dass man sie weiternutzen konnte. Da kam Adam die Idee, mit der Ligue HMC zusammenzuarbeiten, um den abgegebenen Werkzeugen ein neues Leben zu schenken.
Viele der Geräte seien noch ganz gut in Schuss, wenn sie im Metallschrottcontainer landen, erzählt der Verantwortliche. Manche müssten nachgeschärft werden oder bräuchten einen neuen Stiel und seien somit schnell wieder einsatzbereit. Die speziell geschulten Mitarbeiter achten darauf, sobald Gartenwerkzeuge abgegeben werden, sie aus dem Container herauszuholen.
In einem kleinen Atelier prüfen und reparieren die HMC-Mitarbeiter die Werkzeuge je nach Bedarf. Anschließend werden die Geräte wieder zur Mitnahme angeboten. „Eine soziale Win-win-Aktion“, freut sich Joël Adam.
Kostenlos und für jedermann
Nach dem ersten Aufruf bei der Ligue HMC haben sich drei Mitarbeiter für das Projekt gemeldet. Dino Costa Silva und Joaquín Carvalho Viveros sind die ersten und haben vor drei Wochen im Recyclinghof angefangen, Gartengeräte wieder auf Vordermann zu bringen. „Eng schéin Aarbecht“, sagt Silva über seine neue Aufgabe, während Carvalho Viveros zustimmend nickt.
Die beiden Männer arbeiten konzentriert in ihrem Atelier und lassen sich von der Presse wenig beeindrucken. In einem großen Behälter haben sie schon viele Rechen, Hacken, Heugabeln und Gartendekoration aus Metall repariert und zusammengestellt. Diese Werkzeuge sind bereit, um wieder abgegeben zu werden. Auch Gartenscheren, Sprühköpfe von Gartenschläuchen und Blumenübertöpfe aus Metall haben beide gesammelt und repariert.
Auf einem Tisch im Inneren des Gebäudes, wo sich auch das „Geschäft“ mit noch brauchbaren Gegenständen, die von den Menschen abgegeben werden, befindet, werden die Gartenwerkzeuge platziert. Wer etwas davon gebrauchen kann, darf kostenlos Werkzeug oder Deko mitnehmen. Das gleiche Prinzip gilt auch für den „Recyclage Buttek“ im Wertstoffhofgebäude. Dort werden aus statistischen Gründen die Gegenstände jedoch vor Abgabe gewogen.
„Offen für alle Bürger“
Dino Costa Silva und Joaquín Carvalho Viveros’ Dienst im Recyclingzentrum endet diese Woche. Ab nächstem Montag ist ein neues Team von Ligue-HMC-Mitarbeitern im Einsatz in Kehlen. Die „Aktioun Gaardegeschier“ läuft noch bis Ende Mai, bestätigt Joël Adam.
Prinzipiell sei der Recyclingpark für Einwohner aus den acht Gemeinden im Westen Luxemburgs – von Capellen über Garnich bis Mamer, die das Syndikat finanziell tragen, erzählt der Verantwortliche. „Wir sind aber offen für alle Bürger“, sagt Joël Adam. In Kehlen gebe es keine Zugangskontrollen, sodass auch Menschen aus anderen Gemeinden dort ihre Abfälle entsorgen dürften. „Unsere Mentalität ist folgende: Jemand, der in der Nähe wohnt, dessen Gemeinde aber kein SICA-Mitglied ist, muss keine 15 Kilometer weiterfahren, um in einem anderen Recyclinghof den Abfall abzuliefern.“
Das gleiche Prinzip gilt auch, wenn man seine ausgedienten Gartenwerkzeuge abgeben möchte und nicht in einer der an das SICA angeschlossenen Gemeinden lebt. Aber auch für diejenigen, die gerne auf die reparierten Gartengeräte zurückgreifen möchten, so der Verantwortliche.
Lange Tradition
Die Zusammenarbeit mit der Ligue HMC und dem SICA-Recyclingpark in Kehlen hat eine lange Tradition, wie Joël Adam erzählt. Damals wurde vereinbart, dass Menschen mit einer Beeinträchtigung, die bei der HMC angestellt sind, „Praktika im Recyclinghof absolvieren, um das Recycling-Metier kennenzulernen“. Diese Zusammenarbeit dauert jetzt mehrere Jahre an, die Dauer der Praktika ist unterschiedlich, sagt Adam. „Die Praktikanten arbeiten mit uns mit, bisher hat es ihnen ganz gut gefallen.“ Denn das Miteinander zwischen Menschen mit Beeinträchtigung und Mitarbeitern ohne Handicap geschehe auf eine respektvolle Art, auch da ein Teil der SICA-Mitarbeiter Menschen mit einer Behinderung seien.
Die „Aktioun Gaardegeschier“ ist nur eines von vielen Projekten im SICA-Wertstoffhof. Künftig soll es weitere solche Aktionen geben. Dass auch die Menschen immer mehr auf Nachhaltigkeit setzen, unterstreichen die Zahlen vom März aus dem hauseigenen „Recyclage Buttek“: Ob Spielsachen, Bücher, Porzellan, Dekoartikel oder Kleidung – insgesamt wurden 14 Tonnen davon wiederverwendet und landeten nicht in der Tonne.
Plastiktöpfe wiederverwenden
Jedes Jahr pünktlich zur Gartensaison werden neue Blumen gekauft. Nach dem Pflanzen bleiben viele kleine Plastiktöpfe übrig, die meistens im Restmüll landen und verbrannt werden. Oder sie werden separat gesammelt, beim Kunststoff handelt es sich um die Kunststofftypen Polypropylen (PP) und Polystyrol (PS), die sich recyceln lassen. „Mich hat ihre einmalige Nutzung am meisten gestört“, erklärt Joël Adam.
Eine Begegnung mit einem befreundeten Hobbygärtner brachte Adam auf die Idee zur Wiederverwendung der übriggebliebenen Gefäße. Kurzerhand wurde daraus ein Projekt vorbereitet und am 20. März via Facebook und Aushang vor Ort gestartet. Die Idee: Interessenten geben im Recyclingpark in Kehlen nicht benötigte Töpfe ab, wiederum andere holen sie dort ab, um beispielsweise darin junge Pflanzen zu vermehren.
„Nur während der zehn Tage bis Ende März wurden rund 1.000 Plastikblumentöpfe verteilt“, erklärt der SICA-Verantwortliche. Bis Mitte April waren es weitere 1.000. Inzwischen wurde die Idee auch in anderen Wertstoffhöfen in Luxemburg übernommen, so Adam.
SICA-Recyclingpark Kehlen
28, Zone industrielle
L-8287 Kehlen
Tel.: 30 78 38-1
E-Mail: info@sica.lu
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-12 Uhr, 13-18 Uhr
Samstag: 8.00-15.30 Uhr
– Abgegeben werden dürfen: Geräte, die kleine Macken haben oder nicht mehr benötigt werden. Zum Beispiel: Hacke, Hammer, Gießkanne, Baumschere, Spaten, Heckenschere, Schubkarre, Schaufel oder auch Rechen …
– Die Abgabe ist kostenlos.
– Die „Aktioun Gaardegeschier“ dauert noch bis Ende Mai.
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Diese Initiative lobe ich mir.😘
Davon könnten sich andere Recyclinghöfe gerne inspirieren.
In Junglinster dagegen wurde ich schon mehrmals verwarnt und dazu verdonnert die Sachen (Leiter, Elektroheizkörper, Gehwegplatten, usw…) die ich noch hätte gebrauchen können, wieder schön brav in den container zu legen, ansonsten würde ich Hausverbot bekommen. 😖