Colmar-Berg / Hier geht nichts drunter, sondern drüber: Schön und praktisch sieht anders aus
Die Arbeiten am Ettelbrücker Bahnhof laufen bekanntlich auf Hochtouren. Das gesamte Bahnhofsgelände wird umgekrempelt und den heutigen Anforderungen und Sicherheitsstandards angepasst. Diese Arbeiten haben nicht nur Auswirkungen auf die Verkehrssituation in Ettelbrück selbst, sondern auch auf die rund fünf Kilometer entfernte Ortschaft Colmar-Berg.
Im Jahre 2014 verabschiedete die Abgeordnetenkammer das Gesetz für die Neugestaltung des Bahnhofs in Ettelbrück. Der damals vorgesehene Kostenpunkt von 160 Millionen Euro spiegelt die Größenordnung des Projekts, mit dem Ettelbrück zum multimodalen Knotenpunkt der „Nordstad“ aufsteigen soll, wider. Die nationale Eisenbahngesellschaft investiert über den „Fonds du rail“ satte 115 Millionen Euro, der Staat gibt 45 Millionen Euro dazu (Stand 2014).
Der zweitwichtigste Bahnhof Luxemburgs erhält einen autofreien Bahnhofsvorplatz, einen neuen Busbahnhof mit Polizeikommissariat und Mobilitätszentrale, eine Unterführung unter dem Bahnhof, ein Parkhaus für 450 Autos, barrierefreie Zugänge zum öffentlichen Transport sowie eine ganze Reihe Modernisierungsarbeiten am Schienennetz. Der Verkehr, den man bis dato in der Bahnhofsstraße hat, soll später zwischen der Kanalstraße und der Avenue Kennedy unterirdisch unter dem Bahnhofsgelände hindurch zur Brücke am Erpeldinger Dreieck geleitet werden.
Im Laufe der Planungen kam noch ein weiteres Projekt hinzu, und zwar das einer neuen Jugendherberge, die gegenüber des neuen Bahnhofgebäudes auf der anderen Seite des Schienenstrangs ihren Platz finden soll. Das neue Bahnhof- und Verwaltungsgebäude soll 2027 in Angriff genommen werden, zwei Jahre zuvor soll mit dem Bau der erwähnten Jugendherberge begonnen werden. Und damit sind wir beim Thema.
Da die Anlieferung des benötigten Baumaterials über die Straße verkehrstechnisch gesehen große Probleme in der heute bereits in dieser Hinsicht arg gebeutelten Pattonstadt mit sich bringen würde, hat die Eisenbahngesellschaft eine Lösung gesucht … und gefunden.
Umschlagplatz in Colmar-Berg
Die Lösung sieht folgendermaßen aus: Das Gelände der Eisenbahngesellschaft am Bahnhof „Colmar-Usines“, auf dem seit Jahrzehnten Mitarbeiter des Reifenherstellers Goodyear ihre Fahrzeuge abstellen, wird zum Umschlagplatz für das erwähnte Baumaterial. Per Lastwagen wird es dort angeliefert, zwischengelagert und dann über die Schiene nach Ettelbrück gebracht. Damit dies ohne Weiteres möglich ist, wurde der Schienenstrang am Bahnhof „Colmar-Usines“ nun komplett erneuert und teilweise ausgebaut, um das Beladen der Züge zu ermöglichen.
Hinzu kamen aber auch erforderliche Sicherheitsvorkehrungen, da sich gegenüber dem geplanten Umschlagplatz sowohl die Grundschule als auch die neue „Maison relais“, das Pfandfinderchalet, die Sportanlagen und die Parkanlagen befinden. Der bis dato bestehende ebene Fußgängerweg über die Schienen, über die zurzeit wöchentlich nur ein Zug Richtung Goodyear-Werk passiert, wird aus Sicherheitsgründen verschwinden. So errichtete die Eisenbahngesellschaft nun unter anderem einen Fußgängerüberweg, bestehend aus zwei mit Wellblech eingekleideten Treppentürmen und einem Übergang, gleich neben dem doch historischen Bahnhofsgebäude „Colmar-Usines“.
Sollte der jetzt errichtete Fußgängerüberweg wirklich nur ein Provisorium sein – von dem wir natürlich ausgehen – und später eine Unterführung angelegt werden, sollte dies doch aber unbedingt zusammen mit den Arbeiten an der Schulstraße geschehenBürgermeisterin von Colmar-Berg
Mal ganz abgesehen davon, dass dieses „Ungetüm“ an dieser Stelle ein Bild abgibt, das alles andere als schön ist und keinesfalls in das Landschaftsbild passt, kommt man weder mit einem Kinderwagen noch mit einem Fahrrad, um nur diese Beispiele zu nennen, auf die andere Seite. An dieser Stelle sei die Frage erlaubt, warum im Rahmen der vor Ort seit Monaten andauernden Arbeiten am Gleisbett nicht an eine für jeden benutzbare Unterführung Richtung Schulstraße gedacht wurde.
„Wir haben eine Unterredung mit den Verantwortlichen der Eisenbahngesellschaft beantragt“, so Mandy Arendt, Bürgermeisterin aus Colmar-Berg, auf unsere Anfrage hin. „Da wir viele Details zum erwähnten Umschlagplatz und den dazugehörenden Maßnahmen der Eisenbahngesellschaft lediglich scheibchenweise durch die Presse erfuhren, wollen wir doch aber Informationen aus erster Hand bekommen. Dabei geht es auch um die von Ihnen erwähnte Frage, warum hier nicht an eine Unterführung gedacht wurde. Dazu muss man sagen, dass der Gemeinderat erst vor Kurzem die komplette Instandsetzung der Schulstraße verabschiedet hat. Sollte der jetzt errichtete Fußgängerüberweg wirklich nur ein Provisorium sein – von dem wir natürlich ausgehen – und später eine Unterführung angelegt werden, sollte dies doch aber unbedingt zusammen mit den Arbeiten an der Schulstraße geschehen“, so Arendt abschließend.
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