Standorte stehen fest / Hier will Niederanven vier 230-Meter-Windräder bauen
Niederanven will mit vier Windrädern bis 2028 und etlichen Fotovoltaik-Installationen den Energieverbrauch seiner Haushalte abdecken. Nun stehen die potenziellen Standorte der Anlagen fest.
Als die Mitarbeiter vom Energie-Unternehmen „Soler“ ihre Pläne für Niederanven während der Gemeinderatssitzung am Freitag vorstellen, hören alle Anwesenden aufmerksam zu. Insgesamt vier Windräder könnten bis 2028 in der Kommune stehen. Wo genau, ist nun klar: im „Engelsbësch“ in der Ortschaft Niederanven, bei der „Roudemerstrooss“ in Ernster, beim „Beiebierg“ nordwestlich von Rammeldang und bei „tschent Wälen“ in Ernster.
Das Projekt befindet sich gerade in der Analyse-Phase. Nach Abschluss der Studien gehe es dann darum, die Genehmigungen zu erhalten. „Wir wissen, dass wir etwa 50 Prozent der Anlagen üblicherweise nach den Studien verlieren. Realistisch gesehen werden zwei oder drei Anlagen möglich sein“, sagt Andre Zigrand von Soler. Ein großer Teil des potenziellen Gebiets für den Bau von Windrädern fiel wegen der Einflugschneise des Flughafens weg. Aufgrund des Schattenwurfs und der Schallentwicklung muss die Anlage außerdem etwa 800 bis 850 Meter von bestehenden Häusern entfernt sein. Auch die vorhandenen Biotope kommen nicht infrage. Übrig blieben dann die ausgewählten Areale.
Bis 2030 möchte die Gemeinde den gesamten Energieverbrauch der Haushalte mit grüner Energie abdecken. Dabei spielen die Windräder mit je 4,26 MW installierter Leistung eine essenzielle Rolle. Sollten alle Standorte nach den Studien endgültig festgelegt werden, könnten die Anlagen geschätzt 35,5 Millionen kWh pro Jahr produzieren. Das würde den Verbrauch von rund 7.890 Haushalten oder 31.560 Personen abdecken und 23.075 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Niederanven zählt aktuell etwa 7.000 Einwohner.
230 Meter hoch
Die Gemeinde beabsichtigt, Windrad-Modelle mit einem Rotordurchmesser von 138 Metern aufzustellen. Dabei wird auch darauf geachtet, dass die Anlagen recycelbar sind. Der Türme aus Stahl und Beton allein sollen eine Höhe von 160 Metern haben. Insgesamt werden die Windräder 230 Meter hoch sein. Die Studien sollen bis Ende 2024 abgeschlossen sein. Bis 2026 will die Gemeinde die Genehmigungen erhalten, bis Ende 2028 soll der Bau der Windräder beginnen.
Bevor die Windräder errichtet werden können, sind umfangreiche Studien erforderlich. Dazu zählen Umweltgutachten, Windmessungen und Produktionsprognosen. Neben einer Machbarkeitsstudie sind Analysen zur Auswirkung auf Mensch, Flora und Fauna notwendig, einschließlich Lärm- und Schattenstudien, Landschafts- und geologischen Untersuchungen sowie Bewertungen von Flora, geschützten Biotopen und Tierarten. Insbesondere müssen die Auswirkungen auf Vögel, Zugvögel, Raubvögel, Fledermäuse, Wildtiere und Insekten sowie die Landwirtschaft berücksichtigt werden. „In Luxemburg sind die Vorgaben wesentlich strenger als im Ausland“, sagt Zigrand.
Unternehmensstruktur
Um den Bau und die Verwaltung soll ein Unternehmen gegründet werden, das zur Hälfte der Gemeinde Niederanven und Soler gehört. „Diese Windanlagen sind rentabel – den Gewinn, der dabei gemacht wird, kann man dann für Finanzhilfen für nachhaltige Projekte benutzen“, sagt Bürgermeister Fréd Ternes (CSV). Ein Jahr nach Betriebsbeginn wird es den Bürgern der Gemeinde auch möglich sein, selbst Anteile des neu gegründeten Unternehmens zu kaufen. Insgesamt zehn Prozent sind dafür vorgesehen.
„Die Gesamtentwicklungskosten werden sich auf ungefähr eine Million Euro belaufen. Das werden sich die Gemeinde und Soler teilen“, sagt Ternes. Der Bau der vier Anlagen wird das neu gegründete Unternehmen 30 bis 35 Millionen Euro kosten. „Davon muss die Gesellschaft ungefähr 15 Prozent Eigenkapital sicher investieren – das sind also etwa 2,2 bis 2,5 Millionen Euro für die Gemeinde“, sagt Ternes. Niederanven befindet sich im Vergleich zu verschiedenen anderen Gemeinden in einer stabilen finanziellen Situation. Der Grund: Die Gemeinde hat sich in den vergangenen 20 Jahren eine Reserve von 70,5 Millionen Euro angespart. Die Kommune greift dieses Jahr laut Budget auf 23 Millionen Euro von diesem Geld zurück, um die Investitionen weiterhin hochzuhalten.
Die Absichtserklärung, das „Memorandum of Understanding“, zwischen Gemeinde und Soler wurde während des Gemeinderates angenommen. Die meisten Anwesenden stimmten für das Projekt. Nur Déborah Storn (DP) und Margaretha Inghelram-Maeyensl (LSAP) enthielten sich. Die Vereinbarung umfasst die gemeinsame Entwicklung von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien, beginnend mit dem Windpark Niederanven. Geplant ist außerdem der Bau einer PV-Anlage mit rund 500 kWp Leistung und Ladesäulen auf Carports vor der „Maison relais“. Die Gemeinde setzt während des gesamten Prozesses auf die Zusammenarbeit mit den Bürgern.
So viel Energie verbrauchen die Haushalte in Niederanven
In Niederanven gibt es momentan etwa 2.400 Haushalte, die 13,5 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr verbrauchen. Davon werden 1,5 Millionen erneuerbar hergestellt, es fehlen also zwölf Millionen kWh. „Wir wollen deswegen massiv auf Fotovoltaik setzen“, sagte Bürgermeister Fréd Ternes vergangenen September im Tageblatt-Interview. Hinzu kommt allerdings noch das Heizen: Dafür werden in Niederanven momentan 100 Millionen kWh benutzt. Vier Millionen davon werden erneuerbar hergestellt. „Es führt kein Weg an der Elektrifizierung vorbei, weil man für ein Kilowatt Heizen nur 0,3 bis 0,5 Kilowatt Strom in der Produktion benötigt. Heißt: Aus den 96 Millionen nötigen kWh werden dann etwa 38 Millionen. Das kann man mit zweieinhalb Windrädern decken. Wir müssten also 50 größere Solaranlagen und zweieinhalb Windmühlen bauen“, sagte Ternes.
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