Ukraine-Krieg / Hilfe aus Luxemburg: Mit dem Pferdetransporter in die Ukraine
Seit 16 Jahren lebt die Ukrainerin Nina Zorya in Luxemburg. Seit Tagen erreichen sie schlimme Nachrichten aus der Heimat. Da die 52-Jährige nicht länger tatenlos zusehen konnte, hat sie sich gemeinsam mit dem Luxemburger Kim Grangenette auf den Weg in ein kleines, ukrainisches Dorf gemacht – in einem bis zur Decke beladenem Pferdetransporter.
„Nein, so einen riesengroßen LKW kann ich doch nicht fahren“, erklärt Nina Zorya schmunzelnd am Telefon. Es ist schön, die 52-Jährige lachen zu hören. Denn während des folgenden Gesprächs werden ihr immer wieder die Tränen kommen. Nina Zorya ist Ukrainerin und lebt seit 16 Jahren in der Luxemburger Hauptstadt. Wegen der Liebe kam sie vor vielen Jahren ins Großherzogtum und hat dort, aber auch vorher in der Heimat, leidenschaftlich gerne mit Pferden gearbeitet.
Am 24. Februar geriet Nina Zoryas Welt ins Wanken. „Um 4.30 Uhr kam die SMS von meiner Tante. Mir ist schlecht geworden, ich konnte es nicht glauben“, erinnert sich die 52-Jährige. Die Tante lebt in Kiew, so wie viele andere der Verwandten. Und Freundinnen sowie Freunde. Denn Nina Zoryas hat selbst mal in der Hauptstadt der Ukraine gearbeitet. Am vergangenen Donnerstag erhält sie von ihrer Tante die unheilvolle Nachricht, dass Krieg in der Heimat ausgebrochen ist.
Schlimme Neuigkeiten
„Ich habe bei der Arbeit angerufen und Bescheid gegeben, dass ich nicht kommen kann. Ich konnte einfach nicht. Ich habe während drei Tagen nicht geschlafen“, erzählt Nina Zoryas bedrückt. Freundinnen sowie Freunde, Verwandte – sie alle berichten am Telefon weinend von Unglaublichem. Von zerstörten Gebäuden. Dass sie wegen der Bomben immer wieder in den Keller laufen müssen. Sie schicken Fotos und Videos, wie Nina Zoryas erzählt: „Ich kenne die Leute, die Gegend. Es ist wie ein Horrorfilm.“ Seit drei Tagen kann sie eine langjährige Freundin nicht mehr erreichen. Die 52-Jährige weint, als sie davon erzählt. „Ich schlafe mit dem Handy an dem Ohr“, sagt sie.
Nina Zorya muss etwas machen. Gemeinsam mit Kim Grangenette, einem Bekannten und ehemaligem Reiter, startet Nina Zorya einen Aufruf in den sozialen Medien. Sie sammeln Tierfutter, Lebensmittel für Menschen sowie Spenden für das Zahlen des Tanks. Denn sie wollen sich mit einem 18 Tonnen schweren Pferdetransporter und einem 12 Tonnen schweren Anhänger, beide bis unter die Decke gefüllt, auf den Weg in die Ukraine machen.
Am Mittwochabend geht es gegen 20.45 Uhr von einem Reiterbetrieb in Bartringen aus los. Nach sieben Stunden Fahrt wird in der Nacht zum Donnerstag in Leipzig eine kurze Pause zum Schlafen eingelegt, während drei oder vier Stunden. Am gestrigen Donnerstag folgt die Fahrt bis nach Krakau in Polen für eine Essenspause. Dann die Weiterfahrt zur Übernachtung in der Slowakei. Um am heutigen Freitagmorgen bei Tageslicht die letzte Etappe in die Ukraine anzutreten. Von der slowakischen Grenze bis zu dem kleinen, ukrainischen Dorf, in dem ausgeladen wird, sind es 28 Kilometer. Sorgen macht Nina Zorya sich nicht, denn: „Das ist nicht weit von der EU-Grenze entfernt, da ist es ruhiger.“
Starke Hilfe
Dort sollen die Transporter dann entladen werden. Über lokale Kontakte wurde organisiert, dass die Nahrung für Mensch und Tier vom roten Kreuz abgeholt wird. So einiger Papierkram musste dafür erledigt werden. Letztlich hat alles geklappt. „Vor Ort werden wir dann auch schauen, was noch gebraucht wird“, erklärt Nina Zorya. Außerdem werden sie und Kim Grangenette laut Plan fünf Menschen mit nach Hause fahren, darunter drei Kinder. Sie werden in Luxemburg erst einmal bei einer Freundin von Nina Zorya unterkommen. Am Ende der Woche sollen alle im Großherzogtum ankommen.
Die Reise verfolgen
In den sozialen Medien wurde bei Facebook eigens eine Gruppe gegründet, um alle Interessierten über die Reise auf dem Laufenden zu halten. Mehr Informationen findet man in der öffentlichen Gruppe mit dem Titel „Letzebuerger Reider hellefen Menschen an Deier an der Ukrain“.
Sobald Kim Grangenette sich in Luxemburg von der Fahrt erholt hat, werden die beiden freiwilligen Helfer den Weg erneut antreten. Dann sogar mit zwei Transportern. Denn im Großherzogtum warten bereits weitere Spenden darauf, in die Ukraine gefahren zu werden. „Es freut mich so sehr, dass die Leute so hilfsbereit sind. Alle helfen“, stellt Nina Zorya fest. Wenn sie an die Bilder von Verwüstung und Zerstörung aus ihrer Heimat denkt, sagt sie: „Wenn alles sich beruhigt hat, dann gehe ich helfen.“ Dabei tut sie das doch jetzt schon.
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