Barreau de Luxembourg / Hilfe, wenn Anwälte in Not geraten
Pit Reckinger hat von Valérie Dupong den Vorsitz der Luxemburger Anwaltskammer übernommen. Diese vertritt die Interessen der rund 3.200 Anwälte im Land. Einige von ihnen würden Sorgen plagen. Eine „Cellule écoute“ soll deshalb bei beruflichen, finanziellen und privaten Problemen helfen.
Ja, auch Anwälte leben scheinbar nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens. Manchmal brauchen auch sie offensichtlich Rat und Hilfe. Die Lage wird als durchaus ernst vorgestellt. Deshalb haben die Luxemburger Anwaltskammer und ihre bisherige Vorsitzende Me Valérie Dupong die soziale Dimension der Interessenvertretung gestärkt und die „Cellule écoute“ ins Leben gerufen.
Man habe feststellen müssen, dass der Druck auf Anwälte, besonders auf jüngere Kollegen, stetig wachse, so Me Dupong. Sie beruft sich dabei auf eine Umfrage, die unter den rund 3.200 Anwälten des Landes durchgeführt wurde und die zu ähnlichen Ergebnissen gekommen sei wie Studien im Ausland, in der Schweiz zum Beispiel.
Gründe, derentwegen Anwälte Hilfe und Rat bräuchten, seien vielfältig, sie seien beruflicher, finanzieller und privater Natur. Oft gehe es darum, professionelle Herausforderungen und Familie oder private Schwierigkeiten zu stemmen. Auch Geldnöte und Zukunftsängste würden den Berufsstand plagen, ebenso wie Belästigung sexueller und moralischer Art oder diverse Formen der Diskriminierung. Die Konsequenz davon sei Stress, mit als weiteren Folgen, dass Anwälte den Beruf wechseln, Burnout-Symptome zeigen oder gar Selbstmordgedanken hegen, so Valérie Dupong.
Der „Barreau social“ soll nun ein offenes Ohr für die Berufskollegen haben, aber auch konkrete Hilfe leisten – beispielsweise, indem Psychologen oder Buchhalter bezahlt werden oder gezeigt wird, wie man sich als Eine-Person-Kanzlei besser organisieren kann. Sprechstunde der „Cellule écoute“ und ihren rund 10 ehrenamtlichen Helfern ist immer montagnachmittags von 14 bis 17 Uhr, mit oder ohne Termin.
Gratis juristischer Rat
Die Anwaltskammer hilft aber nicht nur den eigenen Kollegen, sondern allgemein auch Menschen, die einen juristischen Rat brauchen – „in wirklich schwierigen Situationen und mit ernsten Problemen“, wie Me Dupong betont. Sprechstunde ist immer samstagmorgens in der „Cité judiciaire“ in Luxemburg-Stadt und freitagnachmittags am Gericht in Diekirch. Ein ähnlicher Beratungsdienst sei auch in Esch-Alzette am Friedensgericht geplant, so Valérie Dupong. Die Beratung ist gratis.
Juristische Beratung steht auch im Mittelpunkt der diesjährigen „Journée européenne des avocats“ am kommenden Mittwoch (25. Oktober) in der „Cité judiciaire“. Von 8 bis 19 Uhr stehen Anwälte Bürgern für alle Fragen im Bereich des Arbeits-, Familien-, Miet- und Immigrationsrecht Rede und Antwort.
Der Kampf gegen internationale Geldwäsche und Finanzierung terroristischer Aktivitäten ist natürlich weiterhin auch eines der Betätigungsfelder der Luxemburger Anwaltskammer. Auch hier steht Hilfeleistung an erster Stelle. Neben verstärkten Kontrollen hätte vor allem auch die für Anwaltskanzleien angebotene juristische Weiterbildung in dieser speziellen Gesetzgebung mit dazu beigetragen, dass Verstöße öfter und eher festgestellt werden.
Seit September ist nun Me Pit Reckinger für zwei Jahre Vorsitzender (Bâtonnier) der Luxemburger Anwaltskammer. Ihm zur Seite stehen die scheidende „Bâtonnière“ Valérie Dupong und der Vizevorsitzende Albert Moro.
Weitere Informationen: barreau.lu, „>communication@barreau.lu oder
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