„De Ministère muss hëllefen“ / Hilferuf eines Schülers: Eine neue Lehre droht wegen formeller Fehler zur Sackgasse zu werden
Eine neue Lehre, die vom Ministerium angepriesen wurde, droht für manche Schüler zur Sackgasse zu werden. Nach dem ersten Jahr brauchen sie einen Ausbildungsbetrieb. Doch die werden vom Staat nicht entschädigt – und nehmen die Schüler nicht auf.
„Es ist wichtig, dass die Leute das wissen“, sagt Marko am Telefon, „das Ministerium muss uns helfen.“ Der Schüler heißt im wirklichen Leben anders, will seinen Namen aber nicht in der Zeitung lesen. Sein Leben ist auch jetzt schon kompliziert genug. Marko steht kurz davor, ein Jahr in den Sand gesetzt zu haben, weil in seiner Ausbildung ein formeller Haken drin ist. Ein Haken, der ihm und einigen seiner Ausbildungskolleginnen und -kollegen jetzt schwer zu schaffen macht.
Marko ist einer jener knapp 50 jungen Menschen, die eine im vergangenen Herbst erstmals anlaufende Berufsausbildung begonnen hatten. Das Ministerium wirbt für seinen sogenannten „DAP Inclusion“ damit, dass man lernt, „wie man Kinder, Jugendliche, Erwachsene oder ältere Menschen mit besonderen Bedürfnissen“ begleitet. „Du bist offen für die Arbeit mit allen Arten von Menschen und allen Altersgruppen?“, fragt das Ministerium auf seinem Flyer. Für Marko war schnell klar, dass das sein Weg werden soll. „Ich will mit älteren Menschen arbeiten“, sagt Marko. Deshalb habe er sich für diesen DAP entschieden und nicht für den „DAP Agent socio-pédagogique“, der ebenfalls im vergangenen Herbst anlief, aber für die Arbeit in Kinderhorten ausbildet.
Nach dem ersten Jahr beginnen die Probleme
Nach seinem ersten Jahr, das als ganztägiger Unterricht in der Schule stattfand, begleitet von zwei vierwöchigen Praktika, müssen sich Marko und die anderen aus dem „DAP Inclusion“ einen Ausbildungsbetrieb suchen. Die Jahre zwei und drei ihrer Lehre besuchen die Schülerinnen und Schüler an zwei Tagen in der Woche die Schule, die drei weiteren Tage werden sie in einem Betrieb ausgebildet.
Wenn sie denn einen Ausbildungsbetrieb finden. Denn genau das ist für Marko, der mit Senioren arbeiten wollte, die Krux. Altersheime wiesen seine Bewerbung zurück, da die „Assurance dépendance“ sie nicht wie sonst als Ausbildungsbetrieb entschädigt. Die DAPler dürfen nämlich nur Aktivitäten mit den zu Betreuenden durchführen und keine „Soins“. Wer aber keine Pflege leisten kann, für den übernimmt die „Assurance dépendance“ auch nicht die Ausbildungskosten, da sie keinen Tarif dafür vorsieht.
Marko und viele andere, die im Herbst 2023 ihre Lehre im „DAP Inclusion“ anfingen, werden nun immer nervöser. Bis Ende Oktober müssen sie einen Ausbildungsbetrieb vorweisen, sonst fliegen sie aus der Lehre raus. Allein der größte Altersheimbetreiber Luxemburgs Servior hätte drei Schüler aus Markos Klasse übernommen, musste sie aber abweisen. Für die Praktika im laufenden Schuljahr standen für die DAPler bei Servior noch alle Türen offen. Doch als Ausbildungsbetrieb kann man sie nicht aufnehmen, solange die Kosten nicht erstattet werden.
Niemand scheint mehr durchzublicken
Was sollen sie jetzt machen? Bis Mitte Juli laufen die Einschreibefristen für eine andere Lehre. Aber das hieße, auf jeden Fall ein Jahr in den Sand gesetzt zu haben. Vom Wunsch abrücken, mit älteren Menschen zu arbeiten? Auch das ist leichter gesagt als getan. Im Behindertenbereich ist zurzeit nicht ein einziger „Poste d’apprentissage“ für den „DAP Inclusion“ ausgeschrieben. Lehrpersonal, dem das auffällt, wird von der einen Stelle zur nächsten weitergeleitet. Erst solle man sich an die „Formation professionelle“ wenden. Die verweist auf das „Centre de compétences“. Welches einen wiederum zurück an die „Formation professionelle“ schickt.
Marko ist auf jeden Fall nahe an der Verzweiflung. „De Staat gëtt de Patronen null Infos“, klagt der junge Mann, aus dessen Klasse bereits vier Schüler und Schülerinnen das Handtuch geworfen haben. Erst habe es geheißen, er dürfe „Soins“ machen, inzwischen gelte wieder das Gegenteil. Dabei wollte er nur in einem sozialen Beruf mit älteren Menschen arbeiten und endlich ein bisschen eigenes Geld verdienen. Mittlerweile will er vor allem eins: „Dass de Ministère eis endlech hëlleft.“
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